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Glücklich verfahren

Veröffentlicht: 20.05.2017

Nachdem wir unsere Arbeitssuche für mittlerweile 2 Wochen auf Eis gelegt hatten, war es nun endlich wieder an der Zeit produktiv zu werden. Voller Zuversicht fuhren wir also nach Nelson, wo wir bereits vor 3 Monaten schon einige Tage verbracht hatten, und hofften dort in einem Packhouse Arbeit zu finden. Leider waren auch hier bereits alle Stellen besetzt und wir mussten notgedrungen bei den Apfelplantagen anfragen. Eine Karriere als Apfelpflücker konnten wir uns zwar absolut nicht vorstellen, aber wir waren mittlerweile schon etwas verzweifelt. Leider, oder vielleicht auch zum Glück, bekamen wir hier ebenfalls keine Arbeit. Ratlos standen wir vor der Frage, ob wir in die Weinregion Marlborough rund um Blenheim fahren sollten oder zurück auf die Nordinsel in die Hawke’s Bay und damit zurück zu den Äpfeln. Wir entschieden uns für die Äpfel, da wir von den Vineyards um Blenheim schon so viel Schlechtes gehört hatten, dass wir es dort lieber gar nicht erst versuchen wollten. Auf dem Weg zur Fähre verfuhren wir uns allerdings und landeten so doch in Blenheim und da wir nun schon mal dort waren, wollten wir natürlich die Chance nutzen und ein paar Vineyards abklappern. Und tatsächlich fanden wir nach dem 3. Anruf endlich Arbeit! Ich war überglücklich, vor allem da es ein organisches Vineyard war und dadurch die Giftspritzerei nicht so schlimm war. Und weil unser Chef gleich mal einen netten Eindruck machte. Leider sollten von diesem Zeitpunkt an noch mehr als 2 Wochen vergehen bis wir tatsächlich anfangen würden zu arbeiten. Diese Zeit vertrieben wir uns dann mit etlichen Arztbesuchen und einem Besuch in der Notaufnahme. Denn Toni stolperte nachts bei einem Ausflug an den Strand mit dem Auge voran in einen Ast. Nachdem die Schmerzen auch am nächsten Morgen noch unerträglich waren, fuhren wir also ins Krankenhaus, wo dann die Diagnose Hornhautabschürfung gestellt wurde. Nach einigen Schmerztabletten und einer Augenklappe, war das Ganze aber immer noch nicht erträglich und so verweilte der Herr einige Tage blind und unter Schmerzen im Auto. Als es dann langsam besser wurde und wir nicht mehr täglich zum Augenarzt rennen mussten, waren wir beide mehr as erleichtert. Bis zum Arbeitsbeginn vertrieben wir uns dann mit Angeln und rumlungern die Zeit, denn sonst gibt es da nicht allzu viel zu tun. Als die Arbeit dann endlich losging, verfluchten wir zwar das frühe Aufstehen, aber waren glücklich endlich wieder etwas Sinnvolles zu tun zu haben. Und siehe da unsere Arbeitgeber waren tatsächlich Menschen. Nette Menschen, die uns nicht Tag für Tag triezten und zu schnellerer Arbeit anstachelten, sondern am Ende eines Arbeitstages sogar mal Danke sagten und uns ein Gläschen Wein hinstellten. Und so arbeiteten wir fast 5 Wochen in den Reben, an manchen Tagen bis zu 10 Stunden und auch wenn die Pflückerei schnell mal langweilig wurde, konnten wir uns nicht beschweren. Wir lernten nette neue Leute kennen und mussten feststellen, dass jeder Wein, der nicht von Hand gepflückt wird (sondern mit der Maschine) ziemlich eklig ist, denn da werden die ganzen verschimmelten Trauben drangelassen. Während der Arbeitszeit feierten wir neben meinem Geburtstag auch einige Wochen später Ostern und wurden dank einiger Zyklone des Öfteren mit sintflutartigem Regen beschert. Unsere freie Zeit verbrachten wir häufig ebenfalls mit Wein, hier nahmen wir ihn allerdings in allen Variationen zu uns. So liehen wir uns zusammen mit einem französischen Pärchen von der Arbeit Fahrräder aus und machten bei einigen Vineyards eine Weinprobe. Neben weiteren, leider erfolglosen Angelversuchen, schauten wir uns außerdem das Schiffswrack der SS Waverly an.

Zum Abschluss der Picking-Saison sollte dieses Mal erneut ein Barbecue stattfinden und natürlich waren wir auch dieses Mal wieder am Start. Neben leckerem Essen, gutem Wein und einer menschlichen Pyramide, bekamen wir am Ende tatsächlich noch ein Fläschchen von dem guten Tropfen geschenkt und können alles in allem unsere Arbeitszeit in sehr guter Erinnerung behalten. Kurz nach Ende unserer Arbeitszeit wollten wir dann aber auch endlich wieder weiterreisen und so verließen wir nach fast 4 Monaten an einem schönen Abend die Südinsel.
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