Veröffentlicht: 19.02.2022
Beim Frühstück lernte ich Fatih kennen, einen Türken, der zehn Jahre lang in der Schweiz gelebt hatte und deshalb gutes Deutsch sprach. Nach einem längeren Gespräch über Gott und die Welt ging es wieder durch die Berge, wobei Schnee immer seltener wurde. Es ging langsam aber sicher in Richtung Küste! Während meiner Pause an einer Tankstelle südlich von Merzifon hatte ich dann gleich drei nette Begegnungen. Erst winkte mich ein Lkw-Fahrer zu sich her und schenkte mir zwei Mandarinen. Ich war ihm wohl schon auf der Strecke aufgefallen. Dann brachte mir ein anderer Mann noch einen Tee, wahrscheinlich sah ich auch etwas durchgefroren aus. Und schließlich kam noch ein Mann auf mich zu und fragte, wo ich heute schlafe, er wollte mir glaube ich einen Schlafplatz anbieten. Und das alles während einer 30-minütigen Pause, die Gastfreundschaft der Türken ist immer wieder beeindruckend.
Nach der Pause ging es über Stock und Stein auf Nebenstraßen weiter und an einem kleinen und weiträumig umzäunten Stausee (Yedikir Baraj) entlang. Nach ca. 25 Kilometern Buckelpiste und schöner Landschaft kam ich bei Suluova wieder in einen größeren Ort, wo ich schon wieder von Hunden "begrüßt" wurde. Die Stadt Amasya lag leider nicht auf meiner Route. Wie sich im Nachhinein herausstellte, soll sie auch sehr sehenswert sein, vor allem wegen ihrer osmanischen Häuser und pontischen Königsgräber. Naja, nächstes Mal vielleicht!
Nach der Weiterfahrt über ruhige Landstraßen erreichte ich dann nachmittags den Ort Havza, wo sich meine Unterkunft für den heutigen Tag befand. Dort steht das "Havza-Atatürk-Haus", das 1919 von Atatürk als erstes Hauptquartier während des türkischen Unabhängigkeitskriegs genutzt wurde. Heute ist es ein Museum. Havza liegt dementsprechend auch auf der "Kurtulus Yolu", der Straße der Unabhängigkeit. Dieser 98 km lange Weg führt von Samsun bis Amasya und entspricht der Route, die Atatürk damals nahm. Am 19. Mai 1919 kam Atatürk mit dem Schiff in Samsun an und organisierte den Widerstand gegen die Besatzungsmächte. Das war der Beginn des Unabhängigkeitskriegs und deshalb auch heute noch ein Nationalfeiertag der Türkei. Heutzutage ist Havza eher ein kleiner und unbedeutender Kurort, für mich gab es hier abends nicht mehr viel zu sehen.