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Etappe 63: Von Adana nach Kappadokien

Veröffentlicht: 12.02.2022

Mit der heutigen Etappe sollte es schon weiter nach Kappadokien gehen. Wir hatten beide keine riesige Lust auf Sightseeing in Adana und fuhren vormittags lieber zur Kapikaya-Schlucht, da sie mehr oder weniger auf dem Weg liegen sollte. Dort hatten wir dann auch schönes Wetter und konnten eine Weile durch den Canyon bis zu einem großen Wasserfall wandern. Wieder zurück am Parkplatz musste natürlich noch ein Strassenhund mit dem letzten Stück Wurst gefüttert werden, der sich dann natürlich prompt hinter unser Auto legte und  nicht mehr weg bewegte. 

Auf der weiteren Fahrt war ich froh, nicht der Fahrer sein zu müssen. Durch den kleinen Umweg über die Kapikaya-Schlucht führte das Navi uns eine gefühlte Ewigkeit über kleine Gebirgspässe mit Schlaglöchern und Schnee, dafür menschenleer. Nach einer guten Stunde waren wir endlich auf der D750, wobei es damit nicht weniger abenteuerlich wurde. Mitten im Gebirge dachte sich offenbar die halbe Türkei, man könnte sonntags einen Familienausflug in den Schnee machen (mit Grillen!). Das führte dazu, dass Tausende von Autos an beiden Seiten der Landstraße parkten, sodass es kilometerlang kaum voranging. Es war wie die Schwarzwald-Hochstrasse zur Hauptsaison kombiniert mit verrückten türkischen Autofahrern. Bei Gülek war dann nach stundenlanger Konzentration ein Fahrerwechsel nötig, ich hatte dann natürlich kein Verkehrschaos und gute Straßen. Trotzdem kamen wir erst im Dunkeln in Göreme, dem bekanntesten Ort Kappadokiens an. Wir kamen zu einem super Preis in einem schönen Höhlenhotel unter. Abends gab es im Restaurant noch eine Spezialität der Region, Testi-Kebab. In einem mit Brotteig verschlossenen Ton-Gefäß wird ein Eintopf stundenlang im Feuer gegart. Wir hatten Glück und bekamen ihn sogar noch brennend serviert, was spektakulär aussah und wohl nicht überall gemacht wird. 

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 5:45 Uhr. Über den Busfahrer, der mich damals von Pamukkale nach Denizli brachte, hatten wir günstige Flüge im Heißluftballon gebucht, die immer zum Sonnenaufgang starten. Das bedeutete in unserem Fall Abholung am Hotel um 6:30 Uhr bei - 7°C. Mit ein paar anderen verschlafenen Menschen ging es zum Starzplatz, wo schon erstaunlich viele Ballons vorbereitet wurden. Ca. 20 Personen passten in einen Ballon, wir teilten uns unser Abteil mit einem Koreaner. Während der ganzen Fahrt kamen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, überall um uns herum war die Landschaft einfach atemberaubend. Durch den vielen Schnee wurde alles noch viel magischer. Auf der Fahrt habe ich bestimmt 100 Fotos gemacht, weil alles so spektakulär aussah. Nach einer knappen Stunde landeten wir wieder, und zwar auf dem Anhänger eines Autos, die Leute wussten also, was sie taten. Im Anschluss gab es noch eine Urkunde, einen Kaffee und "Champagner", der aussah und schmeckte wie Robby Bubble. Ein Bus brachte uns dann wieder ins Hotel, wo schon das Frühstück auf uns wartete. 

Mittags machten wir noch einen Ausflug nach Derinkuyu ("tiefer Schacht"), wo sich die größte unterirdische Stadt der Region befindet. Sie wurde wohl von den Hethitern um 2000 v. Chr. angelegt und von Römern und Seldschuken erweitert. Mit ausgeklügelten Mechanismen wie runden Steintüren diente die Anlage zum Schutz vor Invasoren, auch Tiere konnten im Ernstfall in der Anlage unterkommen. Es gab auch einen 9 km langen Tunnel, der Derinkuyu mit der benachbarten unterirdischen Stadt Kaymakli verband. Je nach Quelle konnten hier 3000 bis 50000 Menschen leben. 

Nachmittags ging die Fahrt weiter ins Ihlara-Tal, das bekannt für seine vielen Höhlenkirchen ist. Diese wurden einfach in die Steilwände der Schlucht gegraben und mit teils  aufwändigen Fresken versehen. Die Besichtigung von ein paar Höhlen ließ sich mit einer Schneewanderung durchs Tal verbinden. Wieder in Göreme angekommen stand natürlich noch ein ordentlichen Abendessen an. 

Für den nächsten und letzten Tag in Kappadokien hatten wir uns eine Route zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Region zusammengestellt, die alle sehr nah beeinander lagen. Es ging zunächst zu den drei Grazie, die als Wahrzeichen der Stadt Ürgüp gelten, aber eigentlich nur in der Gegend rumstehen. Von da aus ging es weiter zum "Devrent Valley", dem Tal der Phantasie oder so ähnlich. Viele Felsformationen dort regen dazu, an, Figuren etc. hinein zu interpretieren. Laura fand es besonders klasse, durch das rutschige und matschige Tal zu klettern, die meisten Touris halten dort nur für einen Fotostopp. Nach einem völlig überteuerten O-Saft ging es ein paar Kilometer weiter in die Stadt Avanos, die für ihre Töpferwaren bekannt ist. Ein kleiner Laden fiel uns auf, dort mussten wir ein schönes Windlicht kaufen, das uns für umgerechnet 1€ viel zu günstig vorkam. Auch die 5 Lira Trinkgeld wollte der Besitzer nicht akzeptieren und schenkte uns dafür noch zwei Mitbringsel... In einem zweiten Geschäft treffen wir auf eine deutsche Auswandern, die mit ihrem türkischen Mann Töpferwaren für einen Großteil der Läden in Avanos herstellt. Dort mussten wir nach einem netten Gespräch natürlich auch noch eine Schale kaufen. Nach einem Kaffee ging es weiter zum "Love Valley", das ein sehr beliebter Stopp für Fotos ist. Warum das Tal mit seinen "Feenkaminen" so heißt, ist mir ein Rätsel *hust*. Auf jeden Fall wird das Motto hier für Touris ausgeschlachtet, von einer kitschigen Herzschaukel bis zu bemalbaren Vorhängeschlössern. 

Das Göreme Open Air Museum stand noch auf unserer Liste. Es gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, dort befinden sich Höhlenkirchen, die zu den ältesten Kirchen der Welt gehören. Danach ging es weiter zur beeindruckenden Höhlenfestung Uchisar, auf der uns der starke Wind voll erwischte, trotzdem war der Ausblick zu allen Seiten super! Als letzten Punkt hatten wir uns noch das "Pigeon Valley" notiert, wir haben dort aber weder Tauben, noch besonders beeindruckende Felsformationen gesehen. Vielleicht waren wir zu dem Zeitpunkt aber auch einfach schon gesättigt von den vielen Eindrücken des langen Tages. Abends ging es wieder in ein gutes Restaurant, bevor schon unsere letzte Nacht in Kappadokien anbrach. In diesen magischen Ort haben wir uns beide verliebt, unsere Erwartungen wurden auf jeden Fall übertroffen! 

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