Veröffentlicht: 30.07.2022
Die heutige Etappe war auf unbestimmte Zeit meine letzte in Asien. Durch die gute Vorarbeit am Vortag waren es nur noch gut 80 Kilometer bis zur kirgisischen Hauptstadt. Ein kleiner Pass war noch zu bewältigen, aber alles halb so wild. Bei einer kleinen Mittagspause in Alga musste ich dann tatsächlich zum ersten Mal meinen Schlauch wechseln! Beim Aufpumpen hatte ich das Ventil abgebrochen, also technisch immer noch kein Patten. Mein letzter Ersatzschlauch kam zum Einsatz, den anderen hatte ich Aman überlassen. Ich war ja aber schon fast wieder in Deutschland, also was soll schon schiefgehen!
Nachmittags stand ich mal wieder an der Grenze zu Kirgistan. Der Übertritt war kein Vergleich zu dem Spaß, den ich in Kegen hatte. Er war überfüllt und man war sich nicht einig, wie man mit Radfahrern umzugehen hat. Ich stellte mich erst an der Schlange für Fußgänger an, wurde aber vom Beamten zu den Autos geschickt. Dort wurde ich weggeschickt mit dem Hinweis, ich solle mich bei den Fußgängern anstellen. Etwas genervt tauchte ich wieder beim Beamten Nummer eins. Als er mich wieder wegschicken wollte, unterbrach ich ihn und machte ihm klar, dass das zu nichts führe und dass ich hier durch müsse. Also wurden wieder alle Taschen abgeschnallt und durch den Scanner geschickt. Er fragte mich, ob ich etwa ein Messer dabei hätte. Mit der Antwort: "Ja, zwei, und Benzin auch" hatte er nicht gerechnet und war sichtlich überfordert. Ich durfte alles behalten und er winkte mich trotzdem durch, wahrscheinlich weil er keine Lust auf Arbeit hatte. Der eigentlich nervige Teil kam danach. Der Grenzübergang war nicht für Fahrräder ausgelegt, es gab mehrere Drehkreuze. Das hieß jedesmal, alle Taschen abzuschnallen, das Rad drüberheben und alles wieder beladen. Ein Riesenspaß, vor allem mit lauter drängelnden und ungeduldigen Einheimischen! Es dauerte fast 1,5 Stunden, bis ich endlich wieder in Kirgistan war. Weil mir das Hostel beim letzten Mal gut gefallen hatte, checkte ich dort wieder ein. Außerdem hatte mir die nette Gastgeberin angeboten, bei der Suche nach einer Fahrradbox für den Flug zu helfen. Sie telefonierte ein bisschen durch die Gegend und fand schließlich ein Fahrradgeschäft, in dem ich noch am selben Tag einen Karton für umgerechnet 1,50€ bekam. Danach wurde noch gekocht und ein bisschen mit den dort wohnenden Russen gequatscht, die ich teilweise schon von meinem ersten Aufenthalt kannte.
Am nächsten Tag war endlich Zeit für die Stadtbesichtigung. Da das Hostel etwas außerhalb lag, hatte ich vom Zentrum bisher nichts gesehen. Ich lief eine gefühlte Ewigkeit durch die Gegend, obwohl die wichtigsten Sehenswürdigkeiten nahe beieinander liegen. Besonders der Platz des Sieges, der Panfilov-Park und natürlich der Ala-Too-Platz lohnen sich. Auch mehrere große Museen und Theater befinden sich in diesem Distrikt. Insgesamt hat Bishkek viele gut restaurierte oder neue Bauwerke zu bieten und ist sehr sauber. Man merkt deutlich, dass ein Großteil des kirgisischen Reichtums in die Hauptstadt fließt. Neben dem Sightseeing wurden noch ein paar Dinge für den Rückflug, z.B. Tape besorgt. Außerdem gelang es mir, beim Zerlegen meines Rads auch noch das zweite Ventil abzubrechen, sodass ich von Frankfurt aus nicht hätte weiterfahren können. In Bishkek Ersatz zu bekommen war nicht leicht. Ich fragte mich bei mehreren Radläden durch, bis ich auf dem Basar Erfolg hatte. Wer hätte das gedacht, dass ein kleiner Laden mitten auf dem Basar eine größere Auswahl als die Fahrradgeschäfte hat? Auch das Verstauen im Karton war diesmal wesentlich schwieriger. Die Box gehörte zu einem Jugendrad, also musste diesmal wirklich alles abmontiert werden.
Der letzte Tag in Asien brach für mich an. Ich hatte es geschafft, eine Tagestour übers Hostel zu buchen und sogar noch einen Mitstreiter aus Israel, Ilan, zu finden. Wir wurden vom Mann unserer Gastgeberin mit dem Auto am Ala-Archa-Nationalpark abgesetzt. Bei bestem Wetter konnten wir dort gut drei Stunden anspruchsvoll wandern und picknicken. Nachmittags hatte ich noch genug Zeit zu packen, abends fuhr ich noch per Taxi mit Ilan in einen Pub, wo wir uns zur Reisevorbereitung noch ein paar Biere genehmigten. Gegen 10 Uhr abends fuhr mich der Vater unserer Gastgeberin zum Flughafen. Er freute sich sichtlich, wieder etwas Englisch üben zu könne und war sehr unterhaltsam. Natürlich war ich viel zu früh am Flughafen, aber wollte mit meiner Fahrradbox auf Nummer sicher gehen. Wiedrr musste erst noch kontrolliert werden, ob ich auch wirklich schon für das Rad gezahlt hatte. Um halb drei Nachts ging es endlich los Richtung Istanbul und von da aus nach Frankfurt. Ich freute mich riesig auf ein paar Wochen Auszeit vom Radeln und auf die Zeit mit meiner Familie und mit Laura. Erst Ende Juli sollte es mit einer gemütlichen Abschlusstour in Europa weitergehen!