I can't believe it's not Photoshop* ... ...

Dem sonnigen Ankunftstag in Whistler folgte eine regenreiche Nacht und ein entsprechend kühler Morgen. Abschied nehmen fiel deshalb nicht besonders schwer. Die Wolken hingen gleichermaßen in den Bergen ...

Ein ausgeklügeltes Parksystem hält die Fahrzeuge außerhalb des Stadtzentrums, so dass nach ein paar hundert Meter zu Fuß unser "Kompaktwagen" wieder Lagerstätte unserer Habseligkeiten wurde. 

Unser erstes und einziges Zwischen-Reiseziel war der Joffre Lakes Provincial Park. Hier erwartete uns unser erster Hike in diesem Urlaub. Ausgerüstet mit Wanderschuhen, mehreren Lagen Kleidung und eigens in Kanada erworbenen Hiking-Hosen (frei nach dem Motto: hier urlaube ich, hier kaufe ich ein, erhielt Thorsten eine lebenslange Mitgliedschaft bei MEC, einer auf mitgliederbasierter Einkaufsgenossenschaft, wobei es hier egal war, aus welchem Land man stammt) ging's los. 

Die Entfernungsangaben auf dem Wanderschild hätten uns arg irritiert, hätte Thorsten nicht im Vorfeld gelesen, dass man hier keine 3 Stunden für eine Strecke von 4 km benötigt. So stand es angeschrieben. Hier hatte man aber auch eine Zeit von 15 Minuten für 200 Meter veranschlagt. Also alles Mumpitz. 

Dass wir über die Strecke zum Upper Lake von 4 km einen Höhenunterschied von 500 Meter meistern mussten, ließ uns dann doch relativ schnell aus der Puste kommen. Den obersten See erreichte man vom Lower Lake über den Middle Lake. Der Weg vom Lower Lake zum Middle Lake war wirklich mühsam und anstrengend wobei man irgendwann nur noch vor sich hin läuft ... Doch dann kam die Belohnung: Nach einer der gefühlt 498 Biegungen kam dann doch das WOW und mit offenen Augen und Mündern und mit einem verhaltenen BOAH über den überwältigenden Anblick des Middle Lakes und dem dahinterliegenden Matier Glacier ...

Der durch das Sonnenlicht smaragdgrüne See mit dem Gletscher ließ den Aufstieg vergessen. Niedliche kleine Vögel fraßen den Wanderern aus der Hand, was auch Thorsten dazu verleitete, ein paar Krümel unserer trockenen Plätzchen zu spendieren ...

Ein Stück weiter am See lag ein alter Baumstamm, der der ganzen Länge nach in den See ragt. Das ist ein durchaus von vielen Reiseführern angegebenes "Muss", sich dort so weit wie möglich auf dem Baumstamm in den See zu laufen oder besser zu balancieren. Ganze Scharen von Insta-Mädels aus Fernost hatten den Mut sich darauf zu bewegen und ablichten zu lassen.  

Aber auch als Nicht-Insta-Affiner Mensch lockt der Versuch. So auch hier wieder Thorsten, der jedoch mehr ungelenk den Baum entlang lief ... Der Schwierigkeitsgrad bestand auch darin, wieder zurück zu kommen. Die Drehung um 180 Grad ist nicht die einfachste ... Aber geschafft.

Zum Abschluss noch bis zum Upper Lake, der nicht ganz so weit entfernt lag. Den Schönheitswettbewerb unter den drei Lakes hat aber der Middel Lake gewonnen.

Der Abstieg war zwar nicht so schweißtreibend wie der Aufstieg, dafür ging er in die Oberschenkel und Knie. 

Letztendlich hatten wir den als One-way 3 Stunden Wanderweg mit Pausenaufenthalt in fast genau 3 Stunden hin und zurück geschafft. Praktisch in der Hälfte der Zeit, die der Durchschnitts-Kanadier scheinbar so benötigen würde ...

Bereits auf dem Weg zum Middle Lake meinten wir zwei Mal Bärenspuren auf dem Weg gesehen zu haben. Große prankenähnliche Abdrücke mit langen Krallen ... Man will sich nicht vorstellen, was passiert, wenn Meister Petz einem hier begegnet ... Immerhin - so wird es unterwegs überall bemerkt - befinden wir uns im Land der Grizzly-Bären ... 

Nach dem Anblick der Seen und des Gletschers konnten die restliche Landschaftsbilder uns auf der Fahrt zum Tagesendziel, Kamloops, nur noch ein leichtes Gähnen entlocken ...

Übrigens, was ich die ganzen Tage schon mal bemerken wollte: Unser Navi-Frau bringt uns häufig mit der Aussprache der englischen Straßennamen zum Lachen. Für sie werden Abkürzungen wie Ave, Dr., St. oder Hwy so gesprochen, wie sie da stehen. Auch der Straßennamen wird nicht englisch ausgsprochen. Beispiele:

Belleville St. = Bellewille Sankt

Marine Dr. = Marine Doktor

Trans Canada Hwy = Tans Canada Haweypsilon

St. Charles St. = Sankt Charles Sankt 

usw ... 

* Angelehnt an den Werbeslogan einer amerikanischen Margarinemarke "I can`t believe it`s not butter"