Adventure is waiting
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Komfortzone

Veröffentlicht: 16.03.2017

Die letzten beiden Wochen waren die reine Trägheit. In Ayutthaya, einer Stadt nahe Bangkok mit zahlreichen Ruinen, musste ich feststellen, dass es wahnsinnig heiß ist. Ach was. Das ist in Thailand jetzt nicht so ne Überraschung, dennoch bin ich in einen ständig transpirierenden, völlig erschöpft aussehenden und stöhnenden Standard-Touristen konvertiert. Gruselig. Sightseeing mit dem Fahrrad? Nichtmal wenn man mir Geld geboten hätte. Zu einem abendlichen Spaziergang durch die Ruinen, einer Bootstour (juhu Fahrtwind) und Essen auf dem Nachtmarkt hab ich es gerade so geschafft. Die heißen Mittage haben wir dann doch lieber wie zwei gestrandete Quallen am Pool verbracht und versucht nicht zu zerfließen. Nach zwei Tagen gings dann zum Glück weiter auf das wunderbare Inselchen Koh Phangan. Jaaa, da gibt es die legendären Vollmond Partys. Aber auch ganz viele ruhige Strände mit Bungalows direkt am Strand. Uns hat nur eine Halfmoon Party getroffen, aber die Erfahrung mussten wir mitnehmen. Ich kann nur sagen... nix Besonderes. Vielleicht wäre ein Kenner der Elektro Szene beeindruckter gewesen, aber für uns war am Ende das Highlight zu dritt und angetrunken auf einem Roller nachhause gebracht zu werden, juhuuu Abenteuer! Die restliche Zeit verbrachten wir an diversen Stränden, morgens Club Sandwich und Cappuccino, abends diverse Reisgerichte, zwischendrin ein wenig im Wasser treiben, Liegen, ein wenig Handstand üben und im Grunde Nichtstun.
Ich würde nicht sagen, dass ich enttäuscht bin von Thailand, aber die riesen Begeisterung kann ich nicht teilen. Toll ist das Essen, wirklich lecker, vor allem auf den Märkten, es ist auch überall Westliches verfügbar, was es insbesondere morgens angenehm macht. Toll ist auch, dass man für 13€ ein Bungalow direkt am Strand haben kann und dass es ein super Tansportsystem gibt. Nicht so toll ist, dass man sich meistens wie ein Pauschaltourist fühlt. Steig in dieses Boot, hier bekommst du ein Sticker auf die Brust, damit man auch weiß, wohin man dich weiter schleusen muss, dann in diesen Bus einsteigen usw. Der Nachtzug ist auch nur mit Touristen voll. Man hat eigenlich selten die Möglichkeit "das wahre Leben" zu beobachten, mit den Leuten reden kann man aufgrund der Sprachbarriere auch nicht. Ich habe ein wenig das Gefühl, die "verkaufen" ihr Land, die bekannten Inseln sind komplett in touristischer Hand und auch im Norden invadiert der Tourismus alles. Dementsprechend sieht man das auch der Natur an. Ich gebe zu, wir bewegten uns auch auf den bekannten Routen und Zielen. Wer es also schön bequem und einfach haben will, für wenig Geld, schöne , aber nicht übermäßig spektakuläre Natur sehen will mit einem Hauch von Exotik aber nicht auf den üblichen Komfort verzichten will, der ist in Thailand gut aufgehoben. Wer das Land und seine Leute wirklich kennen lernen will, der muss sich außerhalb der bekannten Toursiten Orte bewegen, was durchaus auch möglich ist mit ein wenig Organisation.

Die letzten 4 Wochen durfte ich also lernen, dass Urlaub machen nicht das gleiche ist wie Reisen. Und dass man sich, wenn man zu zweit ist ganz schön auf der Anwesenheit des anderen ausruhen kann. Alleine musste ich mich ständig zu irgendetwas überwinden, sei es alleine im Hostel ankommen und das erste Mal mit jemandem Kontakt aufnehmen, ein Auto alleine mieten, sich nicht doof vorkommen alleine irgendwo zu Abend zu essen, entscheiden, was man tun will, Leute ansprechen, sich irgendjemandem für eine Tour anschließen usw. sprich man muss ständig aus seiner ach so geliebten Komfort-Zone raus. Zu zweit ist die Verantwortung schonmal geteilt, wenn was doof läuft ist man nicht alleine schuld, nach dem Weg fragen kann auch mal der andere, und meistens hat der andere auch noch genügend Wasser dabei, sodass man sich nicht mal darum kümmern muss. Andere Leute kennen lernen erschwert sich um ein Vielfaches, man wird selten angesprochen und da man sich in der Gesellschaft des anderen so schön wohl fühlt, spricht man auch selber seltener andere Menschen an. Die perfekte Definition der Komfort-Zone. Das ist schön und angenehm, man freut sich, endlich mal Zeit mit dem anderen zu verbringen, Urlaub eben.
Für alle, die sich nicht vorstellen können, alleine unterwegs zu sein: erstens, man ist nicht der einzige. Es kommt auch niemandem komisch vor, dass man alleine ist, denn es gibt soooo viele Leute (in jedem Alter), die alleine sind. Ja man muss ein bisschen mutig sein, mal jemanden ansprechen und sich alleine hinsetzen und was essen, alleine Entscheidungen treffen usw. Aber man wird so oft angesprochen, es ergeben sich so schnell nette Konversationen und man lernt so schnell, was für Leute einem was zu erzählen haben und welche nur blabla sind. Es ist gar nicht so schwer sich irgendwo zurecht zu finden, man muss sich nur trauen, es hat mir noch niemand den Kopf abgerissen, und man trifft ständig auf andere Weltansichten, Erfahrungen und Meinungen, sodass man sich andauernd selber in Frage stellt, sich überprüft und neue Ideen integriert. Ohne Zwänge und Verpflichtungen, ohne Gewohnheiten und Routine bekommen wir die Möglichkeit mal mit Abstad auf unser Leben zu schauen. Wir sehen was uns bremst, klein hält, aber auch was wichtig ist, was wir wirklich lieben und was wir nicht verlieren möchten. Worauf kommt es an? Was wollen wir eigentlich im Leben? Ich hab mich das bisher nie ernsthaft gefragt, eher einfach das gemacht, was man halt so macht.
Wer also irgendwie das Gefühl hat, er muss gehen, weil er spürt dass da noch so viel mehr ist als unsere kleine Realität oder wer in einer Krise steckt, neuen Input und Kreativität braucht, wer sich gefangen fühlt im Alltag, dem kann ich nur raten, dann geh! Mach es und mach es am besten alleine, denn das was man über sich selber lernen darf, die Energie, die man plötzlich erfährt, das was man zurück bekommt und die Dinge, die einem passieren, wenn man erstmal losgelassen hat, sind unbezahlbar. Es muss ja nicht gleich eine Weltreise sein, vielleicht reicht ja auch erstmal eine Woche wandern oder auch ein Wellness-Wochenende nur sich selbst zuliebe. Abstand bekommen, neu bewerten, lernen, wachsen, weitermachen.

PS: Jap, die Haare sind ab :-) mitten auf der für Japaner ausgelegten Rotlichtmeile in Bangkok habe ich mich leichten Herzens getrennt. 

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