Veröffentlicht: 27.07.2025














Am Montag hieß es für uns los zu unserem ersten Job in Neuseeland.
Um 9Uhr mussten wir auf der Kiwi-Plantage sein, um dort unsere Arbeitgeber zu treffen. Wir wusten nicht ganz genau was uns erwarten würde, da die bisherige Kommunikation über Facebook doch sehr spärlich war.
Nach kurzer Begrüßung wurde uns direkt der Arbeitsvertrag in die Hand gedrückt und ein Formular mit allen wichtigen Informationen zu uns wie z.B. Visa-Status, Steuernummer und Bankkonto.
Nachdem der schriftliche Teil erledigt war, bekamen wir eine kurze Einweisung zu Sicherheitsthemen und organisatorischen Dingen und schon konnte es los gehen. Wir bekamen eine Bauchtasche und eine Gartenschere (natürlich Made in Germany) überreicht und standen 10 Minuten nach Ankunft auf der Plantage.
Unsere Hauptaufgabe besteht darin die Kiwi-Pflanzen zurück zu schneiden. Dabei kommt es darauf an zu erkennen welche Äste abgeschnitten werden müssen und welche für sie nächste Erntesaison erhalten bleiben müssen. Es dürfen nicht zu wenige Äste werden, aber auch nicht zu viele Äste stehen bleiben. Im nächsten Schritt müssen die Äste nämlich an den vorhandenen Drähten festgebunden werden. Das Festbinden der Äste erfolgt später und wird von einem anderen Team übernommen.
Besonders anstrengend macht die Arbeit, dass die Drahtseile in ca. 1,80m Höhe hängen und man somit permanent nach oben schauen und über Kopf arbeiten muss. Für Franzi ist das Ganze nochmals entsprechend anstrengender als für Julian. Am meisten merken wir das ganze in unserem unteren Rücken und im Nacken. Die Schultern sind tatsächlich ok.
Nachdem wir am ersten und zweiten Tag komplett in Begleitung unseres Samoanischen Supervisors Matu gearbeitet haben, durften wir ab dem dritten Tag weitgehend alleine und eigenständig arbeiten. Wir haben uns von Anfang an sehr viel Mühe gegeben und wollen den Job sehr sorgfältig und gut machen. Das wurde auf jeden Fall schon bemerkt und uns auch so von Matu bestätigt, weshalb wir schon früh sein Vertrauen erhalten haben und alleine arbeiten dürfen. Auch die Chefin scheint uns sehr zu mögen und mit unserer Arbeit zufrieden zu sein.
Wir haben in der ersten Woche 6 Tage gearbeitet (insgesamt 46,5 Stunden) und unsere Körper brauchen heute dringend eine Pause. Allerdings merken wir auch schon eine Anpassung unserer Körper an die Arbeit und die Schmerzen nach jedem Arbeitstag klingen am Abend entsprechend schneller ab. Wir hoffen, dass das noch so weiter geht und wir uns immer besser an die Arbeit gewöhnen, sodass unsere Rücken die nächsten Wochen auch wieder weniger schmerzen.
Für unsere Arbeit erhalten wir Mindestlohn plus 8% Urlaubsgeld. Der Mindestlohn in Neuseeland liegt aktuell bei 23,50 NZD, was nach aktuellen Wechselkurs 11,50 EUR enspricht. Mit dem Urlaubsgeldzuschuss liegen wir bei 12,70 EUR pro Stunde. Die Urlaubstage lassen wir ausbezahlen, da wir diese ja logischerweise nicht nehmen wollen. Wir werden jedoch nur bezahlt, wenn wir auch auf der Plantage arbeiten.
Bei den Arbeitszeiten ist hier alles ziemlich flexibel. Grundsätzlich fängt der Arbeitstag um 8Uhr an und man arbeitet bis 17Uhr. Wenn man allerdings mal später anfangen oder früher aufhören möchte, dann ist das alles kein Problem und die Chefin hat dafür Verständnis. Prinzipiell könnten wir auch 7 Tage in der Woche arbeiten (was hier auch manche tun).
Viele der anderen Mitarbeiter leben auch dort auf der Kiwi-Plantage und wohnen in einem kleinen Haus und ein paar Wohncontainern. Wir dürfen die Toiletten dort benutzen und bekommen so einen kleinen Einblick in die Wohnräume. Wir wissen nicht wie viele Leute dort genau wohnen, aber es macht auf jeden Fall den Eindruck, als würden hier sehr viele Leute auf relativ kleinem Raum leben. Die Arbeiter sind auf jeden Fall alles Einwanderer und man könnte den Eindruck gewinnen, wie wenn deren Situation ausgenutzt werden würde und vermutlich ist die Miete für die Container auch nicht gerade gering.
Die Plantage liegt ca. 10 Minuten von dem nächsten Dorf entfernt in dem es auch einen kostenlosen Stellplatz für uns gibt. Auf Grund der Regelungen dürfen wir hier jedoch nicht die ganze Zeit über übernachten, da pro Stellplatz nur 3 Übernachtungen je 30 Tage erlaubt sind. Daher wechseln wir unseren Übernachtungsplatz auf jeden Fall ab und versuchen dabei im Umkreis von ca. 30 Minuten alle kostenlosen Stellplätze zu nutzen. Mal schauen, wie uns das die nächsten Wochen noch gelingen wird.
Nachdem wir am Dienstag also sieben Stunden lang unzählige Äste der Kiwi-Pflanzen abgeschnitten hatten hieß es für uns dann auf nach Whitianga und unseren Van abholen. Das Ersatzteil wurde zum Glück rechtzeitig geliefert und die Werkstatt konnte unseren Van am Dienstag Nachmittag reparieren.
Die Fahrt von der Plantage bis nach Whitianga dauerte fast 4 Stunden und wir waren sehr froh, als wir endlich an der Werkstatt ankamen. Doch damit nicht genug, denn weil wir natürlich auch am Mittwoch wieder arbeiten wollten, hieß es für uns direkt wieder den Rückweg einzuschlagen. Wir entschieden uns allerdings dazu, nur den halben Weg zurück zu fahren und dann zu übernachten und die restliche Strecke am nächsten Morgen zu absolvieren.
Am Sonntag war dann unser freier Tag und wir machten uns deswegen schon am Samstag auf den Weg Richtung Whakatane, einer kleinen Stadt in der Bay of Plenty. Nach einer schönen und ruhigen Nacht an einem Stellplatz direkt am Meer begann der Sonntag mit einem schönen Sonnenaufgang. Anschließend verbrachten wir einen entspannten Morgen, bevor wir uns auf zu einer kleinen Wanderung am Kohi Point Scenic Reserve machten.
Vom Aussichtspunkt dieser Wanderung hatten wir einen schönen Blick über das Meer und den vorgelagerten Inseln der Bucht. Eine der Inseln ist White Island, Neuseelands einzige aktive Vulkaninsel. Wir konnten auch den Rauch sehen, der von der Insel aufstieg. White Island ist 2019 das letzte mal ausgebrochen und 22 Menschen kamen dabei ums Leben. Zuvor wurde auf der Insel Schwefel abgebaut. Heute wird die Insel nicht mehr bewohnt und die Aktivitäten des Vulkans werden ständig überwacht. Anscheinend gibt es täglich rund 1000 Erdbeben rund um die Insel. Diese sind jedoch so schwach, dass sie nur von den Messgeräten wahrgenommen werden.
Die Nacht verbringen wir wieder in der Nähe der Plantage, bevor es morgen wieder an die Arbeit geht.
