Veröffentlicht: 18.01.2020
Wir sind wieder unterwegs! Die Feiertage haben wir gut bei unseren Familien und Freunden verbracht. Dann wollten wir wieder los. Aber wohin? Direkt wieder nach Südostasien wäre eine Möglichkeit. Wir wollten aber auch schon immer mal Polarlichter sehen. Oder uns von Schlittenhunden ziehen lassen. Und zeitlich passte das ja grad ganz gut. Wir recherchierten und fanden einen günstigen Flug nach Trondheim und buchten anschließend die Nordlandsbanen nach Bodø. Das liegt etwas nördlich vom Polarkreis in Norwegen. Und so flogen wir am 9.1. ins eher dunkle als kalte Norwegen: Sonnenaufgang um 10:40 Uhr, Sonnenuntergang um 13:40 Uhr in Bodø, bei 5 – 7 °C.
Abends kamen wir am Trondheimer Flughafen an und mussten eine Nacht dort verbringen. Die Bahn fuhr am nächsten Morgen und die Unterkünfte in der Nähe waren sehr teuer. Wir machten es uns in einer dunklen Ecke gemütlich und schliefen nicht sehr tief und nicht sehr lang…
Die ersten Stunden während der Bahnfahrt konnte man noch nicht viel sehen, es war ja noch dunkel. Mit der Dämmerung konnte man nach und nach mehr von der Landschaft um uns herum erkennen. Die Bahn fährt entlang von Fjorden und Feldern, vorbei an mächtigen Bergen, durch Tunnel und über Flüsse. Teilweise lag unglaublich viel Schnee, ein paar Minuten später sah es gar nicht mehr so winterlich aus, dann wieder Schnee. Knapp 10 Stunden dauerte die Fahrt (~715 Km) nach Bodø und während es dunkel war, ist es wie jede andere Bahnfahrt, aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall!
In Bodø regnete es. Wir liefen zu unserer Unterkunft, die wir über AirBnB gebucht hatten. Es war mit Abstand das günstigste Angebot in der Umgebung und es sollte sogar Frühstück geben. Mal gucken wo wir da landen, es gab noch keine Bewertungen.
Axel aus Greifswald machte uns die Tür auf und ließ uns herein ins warme Trockene. Er wohnt seit 15 Jahren in Norwegen und verdient sein Brot als Tourguide für die Kreuzfahrt-Touris. Wir hatten unser eigenes Zimmer mit Schlafcouch und alles andere teilten wir mit ihm. Im Laufe der Tage, die wir bei ihm wohnten, entwickelten wir uns zu einer Art WG. Er machte uns zwar tatsächlich jeden Tag Frühstück, aber beim Abendbrot haben wir meist geteilt. Wir kochten für ihn und er auch für uns. Im Wohnzimmer lagen zwei Rentierfelle auf dem Boden. Die haben mehr gehaart als ein Hund beim Fellwechsel, überall Haare.
Axel hatte sogar Fahrräder für uns da! Den einen Tag wollten wir den Keiservarden besteigen, der „Hausberg“ von Bodø. Mit den Rädern fuhren wir bis zum Fuße des Berges und wanderten dann den Weg nach oben. Die Wolken hingen immer noch tief, der Regengraupel wurde zu Schnee und Wind wehte sowieso. Manche Wanderwege, die laut Karte da sein sollten, waren nicht zu finden. Es lag dort einfach zu viel Schnee. So gingen wir den breiten Autoweg hinauf, was auch nicht viel länger dauerte. Oben angekommen hatten wir vielleicht 10 - 15 m Sicht. Wir machten Pause in einer Schutzhütte und nach kurzer Zeit riss der Himmel auf. Aber sowas von! Zack, und wir konnten über die Stadt hinaus auf die umliegenden Fjorde und Inseln gucken. Der Wind wehte eiskalt, aber die Sicht war wundervoll!
Die Polarlichter ließen jedoch auf sich warten. Wobei es nicht die Schuld der Polarlichter ist, sondern die der Wolken. Wir hatten nachts einfach keine freie Sicht auf den Himmel, es war immer bewölkt. Unsere Polarlicht-App (ja, es gibt für alles eine App!) versprach uns immer höhere Chancen auf Polarlichter, die Wolken hielten davon aber nichts und zogen vollständig zu. Vielleicht morgen.
Nach ein paar Tagen holten wir unseren Mietwagen ab. Ein Polo mit Spikes in den Reifen, für Norweger normale Winterreifen. Unser erstes Ziel damit war der Polarkreis an sich. Die Straße E6 führt direkt dort hin. Mit dem ersten Tageslicht fuhren wir los und sahen die schöne Landschaft außerhalb von Bodø: Fjorde und Berge. Irgendwann, wir waren mitten im Nirgendwo, nur Schnee überall, standen wir im Stau. Es waren noch 18 km bis zum Polarkreis. Wir fragten einen Lastwagenfahrer was denn los sei und er sagte, dass aufgrund von viel Schnee und zu viel Wind die Straße gesperrt sei. Wann die Sperrung aufgehoben wird, weiß man nicht. Wir tranken einen Tee (ein hoch auf die Thermoskanne!) und drehten dann um. Vielleicht ein anderes Mal. Auf dem Rückweg hielten wir noch in Rognan und schauten uns die Werften von außen an. Aus dem Supermarkt holten wir uns zwei Zimtschnecken, super lecker! Ein Stück skandinavische Kultur zum vernaschen. Die Gehwege waren größtenteils vereist und es lagen festgefrorene Schneehügel herum. Frage: Wie kommen ältere Leute bei diesen Verhältnissen von A nach B?
Natürlich würde ein normaler Rollator in solchem „Gelände“ an seine Grenzen kommen. Die Omas und Opas aus Nordnorwegen gehen deshalb mit einem Rollator-Schlitten ihre Runden!
Zwei Sachen führten uns nach Nordnorwegen: Polarlichter und Schlittenhunde. Heute sollte eins davon erlebt werden! Wir fuhren los und hielten erstmal am Saltstraumen, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Alle 6 Stunden drücken abwechselnd Ebbe und Flut 400 Millionen m³ Wasser durch eine 3 km lange und 150 m schmale Enge. Zu unserer Zeit floss es gerade 11 Knoten schnell (ca. 20 Km/h). Der Fluss bildete richtig viele Strudel.
Dann gings weiter in die Berge. Der Asphalt war von einer festen Schneedecke bedeckt und die Temperatur sank stellenweise auf – 9 °C. Dann waren wir da, in Ljøsenhammeren und wurden direkt von einem Husky begrüßt. Sein Besitzer und unser heutiger Guide und Musher Lars begrüßte uns dann auch. Er verlor nicht viele Worte, aber das Wichtigste war: Say hello to the dogs! Und das taten wir. Die 14 Sibirischen Huskys freuten sich sehr über Besuch und waren total wild darauf loszurennen. Wir legten allen das Geschirr an, bereiteten die Schlitten vor und banden dann die Hunde vor die Schlitten. Wir bekamen jeweils 4 Hunde, Lars hatte 6 im Gespann. Die Tage zuvor hatte es hier viel geschneit und die Strecke war fast verschwunden. Bei der erste Runde gestern, so erzählte uns Lars, sind die Hunde eher im Schnee geschwommen als gelaufen. Die Hunde jaulten und bellten ihr Konzert und dann ließen wir die Bremse los. Es ist unglaublich wie viel Kraft diese Hunde haben. Die Beschleunigung auf dem Schlitten ist enorm. Wir fuhren etwas bergauf, wo wir noch mit schieben mussten, aber dann haben die Hunde problemlos die Arbeit verrichtet. Wir glitten durch ein verschneites Winter-Wonder-Land! :) Marius‘ Gespann war langsamer als das von Cerina, sie fuhr jedoch hinter ihm. Das führte dazu, dass Cerinas Hunde mal neben Marius, mal zwischen seinen Beinen waren. Die Hunde hielten nichts von Abstand und Cerina wollte auch die Landschaft bestaunen. Lars erzählte uns, dass es heute eigentlich zu warm war für die Hunde (-5 °C). Deren Lieblingstemperatur ist so -10 bis -15 °C. Dann gehen sie richtig ab. Bei einer Pause während der Fahrt warfen sich daher auch einige der Hunde in den Schnee oder steckten die Schnauze hinein. Nach der Schlittentour tranken wir noch Kaffee und Tee und redeten mit Lars über sein Leben hier draußen allein mit 17 Hunden. Fazit: Schön, aber muss man auch so wollen. Die Hunde waren hinterher deutlich entspannter und manche sogar richtig müde. Nach der Fütterung legten sie sich hin und waren auch nicht mehr ansprechbar. Wir sagten allen Huskys tschüss und verabschiedeten uns von Lars.
Auf dem Weg zurück nach Bodø fuhren wir wieder über den Saltstraumen. Diesmal strömte das Wasser in die andere Richtung, jedoch war es schon wieder recht dunkel geworden, so dass wir nur Fotos mit längerer Belichtungszeit machen konnten. Was für ein toller Tag!
Und es wurde noch besser. Am Abend versprach uns unsere Polarlicht-App eine hohe Wahrscheinlichkeit, heute Polarlichter sehen zu können. Da es in Bodø zu hell ist, fuhren wir aus der Stadt hinaus nach Løpshavn. Mit Schlafsack, Tee und Zimtrollen saßen wir im Auto und warteten. Geduld ist eine Voraussetzung um Polarlichter sehen zu können, wurde uns erzählt. Wir wurden diesen Abend aber auch endlich dafür belohnt! Es war anfangs noch zu stark bewölkt, aber wir sahen, dass hinter den Wolken irgendwas leuchtet. Von Zeit zu Zeit sah man dann den grünen Schimmer, mal stärker, mal schwächer. Unsere Kameras versuchten soviel Licht einzufangen wie es geht und wir freuten uns sehr darüber, endlich Polarlichter gesehen zu haben, wenn auch nur ein Schwaches! Nach einiger Zeit waren die Wolken komplett verschwunden, die Polarlichter jedoch auch. Also fuhren wir vollends glücklich wieder nach Hause.
Am Tag darauf packten wir unsere Sachen und zogen bei Axel aus. Wir fuhren nach Mjelle an den Strand. Ein schöner Ort, nur war es mal wieder kalt und windig, der Wind biss richtig in die Wangen. Aber was haben wir auch erwartet?
Am Nachmittag ging dann unsere Fähre von Bodø aus nach Moskenes auf den Lofoten. Die letzten Tage machen wir noch einen spontanen Rundtrip über jene Inselgruppe. Die Wellen waren hoch, der Wind blies in Sturmböen, das Schiff schaukelte reichlich in der Dunkelheit. Uns war etwas ungut. Die Lofoten müssen wir nun erst mal erleben, bevor wir euch davon berichten können.