workandtravelnewzealand
workandtravelnewzealand
vakantio.de/workandtravelnewzealand

Back to the streets

Veröffentlicht: 22.09.2017

Kennt ihr das: Ihr nehmt euch etwas vor und erledigt alles davon? Ne? Ich auch nicht...

Am Anfang wollte ich wöchentlich mindestens einen Beitrag verfassen. Dann wurde es einmal im Monat. Schließlich einmal alle 3 Monate ( wenn überhaupt ). Naja, hier bin ich wieder. Diesmal immerhin mit ‘ner Menge zu berichten - und vieeeeelen Bildern.

Der letzte Stand war, dass wir in Hastings im Hostel waren und dort gearbeitet haben ( tree nursery ). Seit dem ist Vieles passiert. Aber bleiben wir mal in der Timeline und springen nicht umher.

Nachdem der Job bei Pattullo’s Tree Nurseries Ltd. beendet wurde ( Season war zu Ende, es gab nichts mehr zu tun ), blieben Svenja und ich vorerst im Hostel. Wir brauchten ein paar Tage zum Entspannen. Außerdem gab es sowieso keine weitere Arbeit. Bis, nach ein paar Tagen, ein Angebot hereinkam, das wir nicht ablehnen konnten. Eine Familie ( ein Paar mit 4 Kindern ) auf einer großen Farm suchte ein Pärchen, das für einen Monat ( oder länger ) aushelfen könnte. Die Aufgaben waren putzen, gärtnern, generelle Farmarbeit und docking. Klang erstmal super. Als wir dann erfuhren, dass wir dort unser eigenes Haus hätten, für das wir keine Unterkunft bezahlen müssten und obendrein noch Gehalt bekommen würden, $16/h, war uns klar, wir müssen dort hin. Zu schön um wahr zu sein, oder? Jaein, denn bis dato wussten wir nicht, was uns beim ‘docking’ erwarten würde.

Die Farm lag eineinhalb Stunden südlich von Hastings. Das hieß für uns Sachen packen und ab in den Van. Dort angekommen wurden wir herzlich von den Großeltern und den Kindern begrüßt. Die Großeltern hatten ihr eigenes Haus auf dem Gelände der Farm und passten auf die Kinder auf, wenn die Eltern beschäftigt waren. Wir bezogen dann erstmal unser vorübergehendes Eigenheim. Es wurde nicht zu viel versprochen, wir hatten ein eigenes Haus. Mit fließend Wasser, Strom und einem Fernseher. Und auch allem sonst, was man braucht. Es war zwar dreckig und wir mussten erstmal ein paar Stunden Zeit ins Putzen investieren, doch dann hatten wir ein ganzes Haus für uns, in dem man sich wohl fühlen konnte. Selbst dann noch, als nachts Cockroaches ( fette, ekelige Kakerlaken, die es hier in Neuseeland in Massen gibt ) aus den Wänden kamen. Da konnte man drüber hinweg sehen. Auch über die Nag- und Scharbgeräusche der Mäuse. Es war halt ein altes Holzhaus irgendwo im Nirgendwo auf einer Farm. Da ist sowas halt so. Außerdem mussten wir ja nichtmal etwas dafür bezahlen. Also halb so schlimm.

Irgendwann lernten wir dann die Besitzer kennen, die total freundlich waren. Total verplant, aber freundlich. Die ersten paar Tage putzten wir das Elternhaus, was auch tierisch nötig war. Sowas habt ihr noch nicht gesehen... so stellt man sich alte, verlassene Häuser vor, in denen Jahrzehnte nicht geputzt wurde. Naja, wir wurden ja bezahlt. Als wir nach ein paar Tagen fertig waren, mussten wir den Garten auf Vordermann bringen. Bis dato alles einfache Tätigkeiten. Doch dann hieß es, wir müssen beim ‘docking’ helfen. Docking, was ist das? Fragen wir mal Onkel Google: ‘docking - cut short (an animal's tail).’

Ok, halt stopp, was? Wir sollen dabei helfen, Schwänze abzutrennen? Niemals! 

Und dann standen wir da, auf der Koppel, die Schafe und Lämmer zusammengepfercht. Die Lämmer auf der einen Seite, die Schafe auf der Anderen. In der Mitte ein Holztisch und darunter eine Glasflasche, an die das ‘docking-tool’ angeschlossen war. Eine Art stumpfe Schere, die eine Öffnung an der Klinge hatte, durch die das Gas strömt, was man dann anzündet, um damit die Klinge zu erhitzen. Also wurde nicht geschnitten, sondern gebrannt. Allein die Vorstellung war schon schlimm. Langsam wurde es ernst, alles war vorbereitet. Uns wurde dann kurz gezeigt, wie wir die Lämmer nehmen sollen und dann ging’s los. Am Brustkorb nahm ich mein erstes Tier und presste es mit dem Rücken gegen meine Brust. Dann nahm ich seine Hinterbeine und drückte die dem Lamm auf den Bauch, sodass es sich nicht mehr bewegen konnte und sein Schwanz frei lag. Dann legte ich es mit dem Hinterteil auf den Tisch. Zuerst wurde dann ermittelt, welches Geschlecht das Tier hat und dann wurde entweder aus dem linken oder rechten Ohr ein Stück herausgestanzt. Danach wurde der Schwanz abgetrennt und der Stumpf mit einer Flüssigkeit besprüht. Ich schätze das war eine Chemikalie, die dafür sorgt, dass sich nichts entzündet. Danach wurden die Lämmer wieder frei gelassen. Für uns war das der Horror. Dieser Geruch, wenn sich das heiße Eisen durch die Haut, den Knochen, das Fleisch und die Wolle brennt, ist einfach nur abstoßend. Und wer auch immer mir sagen möchte, dass Tiere keine Schmerzen spüren, hätte bei der Prozedur mal in die Augen der Lämmer gucken sollen. Ab da wäre jedem klar, dass Tiere genauso Gefühle haben, wie wir Menschen auch und somit auch mit Respekt zu behandeln sein sollten. Ist ja leider noch immer nicht jedem klar ( *hust* hinter’m Mond geborene Unterweltler *räusper* ). Svenja und ich waren froh, als der Tag zuende war. Sowohl psychisch, als auch physisch. Diese Jungschafe haben 10-15 kg gewogen. Davon 200-300 pro Person/Tag. Und die haben sich mit all ihren Kräften gewehrt, was ja auch verständlich ist. Nach den 8 Stunden wollten unsere Arme nicht mehr. Am nächsten Tag sollten wir dann eigentlich das Selbe machen, haben uns aber dagegen gestellt. Auf der einen Seite waren unsere Arme unbrauchbar: taten höllisch weh, waren stellenweise taub und unsere Gelenke ließen sich kaum bewegen. Auf der anderen Seite konnten und wollten wir diese Arbeit nicht eine Sekunde länger machen. Für mich ist das Tierquälerei. Der einzige Grund, warum die Schwänze überhaupt abgetrennt werden, ist, dass es hygienischer ist und dass beim Scheren der Schafe nicht in den Schwanz geschnitten wird. Für mich rechtfertigt das jedoch noch lange nicht, den Tieren solch ein Leid zuzufügen. Vorallem dann nicht, wenn weder betäubt wird, noch Schmerzmittel verabreicht werden. Aber ich will jetzt mal kein Fass aufmachen, mein Blog soll schließlich positive und keine negativen Gefühle auslösen. Jedoch sollte jeder wissen, was es heißt, Wollprodukte zu tragen, Fleisch zu essen und Milchprodukte zu konsumieren. Diese Sachen haben eine lebendige Vorgeschichte - ein Leben, eine Vergangenheit.

Jedenfalls mussten wir dann unsere Sachen packen und abreisen. Sie brauchten Ersatz für die nächsten Tage und hatten ‘keinen Platz mehr’ für uns. Sei’s drum, wenigstens haben wir ein reines Gewissen. Und es war gut so. Wir sind nämlich wieder auf Reisen und haben galaktisches Wetter im Gepäck. 

Unser erstes Ziel nach dem Farmaufenthalt war Castlepoint. Zum zweiten Mal jetzt, es ist einfach zu schön dort. Außerdem hatten wir noch nicht alles gesehen. Bei Ebbe kann man nämlich in eine Höhle gehen, die in dem Fels unter dem Leuchtturm ist. Der Weg dorthin war steinig und schwer ( zitiere ich gerade Xavier Naidoo? ), aber es hat sich gelohnt. Es war eine riesige Höhle, in der lauter Seerobben waren. Man musste aufpassen, wo man hintrat. Auf der anderen Seite des Eingangs, war ein kleiner Ausgang, der aber unerreichbar war. Das Wasser des Ozeans brach dort in Wellen herein. Es war atemberaubend. Leider war es extrem dunkel ( was Höhlen so an sich haben ) und aufgrund der immensen Größe, konnten unsere Taschenlampen exakt gar nichts erhellen. Dementsprechend gibt es keine guten Fotos von der ganzen Höhle, nur kleine Ausschnitte. Für die Zukunft lernen wir: Immer einen Flutlichtstrahler auf Erkundungen mitnehmen.

Danach ging’s nach Hamilton. Dort gibt es einen wunderschönen ‘Garten’. Vergleichbar mit ‘Planten un Blomen’ in Hamburg, nur größer. Mit verschiedenen Abteilungen, die alle ein anderes Thema hatten. Aber seht euch die Bilder an, ein Bild sagt schließlich mehr als tausend Worte. 

Auf dem Weg von Hamilton nach Tauranga haben wir dann einen Stopp in Paeora eingelegt. In Neuseeland gibt es ein Getränk, das L&P heißt - Lemon und Paeora. Lemon Geschmack mit dem Wasser aus Paeora. So jedenfalls früher. Heutzutage heißt nur noch die Marke so und eine große Flasche L&P steht als Erinnerung im ursprünglichen Herstellungsort. Ein paar Minuten von Paeora entfernt, gab es schon wieder einen Halt. 

Karangahake Gorge. Eine alte Goldgräber-Anlage, die seit Jahren still gelegt ist. Über Hängebrücken und durch einen Urwald kommt man zu Höhlen. Überall findet man noch vereinzelt Schienen für den Transport und alte Rohre und Becken zum Säubern. Vereinzelt traf man sogar auf Goldschürfer, die in dem nahegelegenen Fluss ihr Glück  versuchten.

Durch Gänge im Berg gelang man zu Aussichtspunkten. Der Ausblick war atemberaubend. Immer wieder gab es Abzweigungen. Die meisten waren vergittert. Ich hätte zu gerne gewusst, wie tief in den Berg es wohl noch gehen würde. Aber safety first - Einsturzgefahr!

Weiter nach Tauranga. Dort haben wir unseren zweiten Berg in Neuseeland erklommen. Den Mount Maunganui. Kein hoher Berg, aber immerhin ein Berg. Von oben sah man über Tauranga und den Hafen. Aber auch unendliches Meer, wunderschöne Strände und kleine Inseln. Auf dem Gipfel eines Berges schreit die Seele immer nach Freiheit. Man fühlt sich unbesiegbar und wie der Herrscher der Welt. Ich zumindestens. 

Ihr merkt schon, ich fasse mich immer kürzer. Von Stadt zu Stadt weniger Sätze, obwohl es noch so viel mehr zu berichten gibt. Aber wie gesagt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte und ich habe jede Menge hochgeladen. Trotzdem fehlen noch ein paar Städte und Worte, also weiter im Text.

Rotorua - der am schlechtesten riechende Ort Neuseelands. Die Vulkangegend ist bekannt für ihre ganzen ‘Geothermalen Wunderländer’, bestehend aus verschiedenen Attraktionen. Wir waren in einem von ihnen, dem Wai-O-Tapu Thermal Wonderland. Stolze $32,50/Erwachsener Eintritt verlangt man dort. Jedoch soll sich das laut etlicher Rezensionen lohnen. Und das tat es. Auf einem Weg von 3km gab es knapp 30 verschiedene Attraktionen. Von grünen Seen, bis dampfenden Löchern, über blubbernde schwarze Becken, hin zu gelben Schwefelsteinen, war alles dabei. Und noch Vieles mehr. Sehr beeindruckend, was Vulkanaktivität mit dem darüber liegendem Gebiet macht. An dieser Stelle verweise ich wieder auf die Bilder.

Von Rotorua aus ging es weiter zum East Cape. Das ist der am östlichsten gelegene Teil Neuseelands. Aber nicht nur das. Habt ihr euch schon mal gefragt, wo die Sonne als aller erstes aufgeht? Fragt euch nicht länger, es ist das East Cape. Dort geht weltweit als aller erstes die Sonne auf. Und wir waren live dabei. Es ist jedoch ein Sonnenaufgang wie jeder andere auch, nur halt sieht man ihn dort als erstes. Schon ein cooles Gefühl, der erste zu sein, der an dem jeweiligen Tag die Sonne als Erster sieht.

Jetzt sind wir in Gisborne und lassen uns die Sonne auf unsere Plautze scheinen. Bald geht es wieder zum Arbeiten nach Hastings ( fühlt sich dort schon wie ein zweites Zuhause an ). Aber bis dahin genießen wir noch unsere restliche Zeit in Gisborne...

Antworten (1)

Angela
Einfach fantastisch. Du hast alles super beschrieben und bebildert. Ein grausamer Tag in Neuseeland war auch dabei. Genießt jetzt erst einmal die schöne warme Zeit.😙😎

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland
#neuseeland #workandtravel#fun#love#sun#2017