Veröffentlicht: 15.03.2017
Nach der wirklich nervenaufreibenden Fahrt mit dem Busunternehmen Bahala standen wir dann abends in der fast schon komplett untergegangenen Sonne an einem kleinen Pier am Mekong. Und plötzlich war alles so ruhig und friedlich. Ein wunderbares Gefühl. Wir fuhren dann mit einem kleinen motorbetriebenen Fischerboot in völliger Dunkelheit über den Mekong. Unser Ziel Don Det eine kleine Insel auf dem Fluß. Das Gebiet nennt sich 4.000 Islands weil es unzählige kleine hauptsächlich unbewohnte Inseln in diesem Gebiet gibt. Manche 'Inseln' sind eigentlich nur kleine Erdhügel. Don Det ist ein kleines Backpacker Paradies, es gibt unzählige Hütten und Hostels, Restaurants und Bars und ganz, ganz viele Hängematten. Die Zeit scheint hier Still zu stehen und alles wirkt total friedlich. Wem das alles noch zu viel ist, hat hier auch die Möglichkeit in den Bars die Gerichte der "Happy Menu" Seite aus zu probieren. Vom Joint über magisches Pilzeomlett, bis hin zu Opiumcocktails gibt es hier alles. So trifft man dort auch einige Aussteiger die von allem schon etwas zu viel haben. Wir landeten am ersten Abend in einer Bar die von drei Jungs geführt wurde der eine war unglaublich nervös und hibbelig und musste sich zudem die ganze Zeit in seiner Unterhose kratzen. Was auch immer er genommen hatte, es war auf jedenfall das Falsche. Aber er war so aufmerksam, unterbrach sein Kratzen und presste die Limetten für unseren Rum Cola mit seinen Händen direkt vor unseren Augen in unsere Gläser.
Wir fanden nach kurzer Suche einen netten Bungalow mit eigenem Bad für gerade mal 5 $ pro Nacht. Da es auf
Don Det eigentlich keine Autos gibt, eignet es sich hervorragend, mit dem Fahrrad zu erkunden. Also liehen wir uns drei rostige Drahtesel ohne Gangschaltung und erkundeten die Insel. Jeden Abend genossen wir den faszinirenden Sonnenuntergang über dem Mekong. Das waren wirklich herrliche Farbenspiele!
An einem Tag haben wir eine Kanufahrt gemacht und sind einen ganzen Tag den Mekong entlang gepaddelt. Das war ziemlich anstrenged aber wunderschön. Gegen Abend konnten wir sogar die vom Aussterben bedrohten Irawadi Delfine durchs Wasser springen sehen. Die Irawadi Delfine fallen den Schadstoffen und Dynamitfischern des Mekongs zum Opfer, sie werden zwar nicht absichtlich getötet (da die Laoten sogar glauben ihre Vorfahren werden zum Teil in den Delfinen wiedergeboren) aber durch Nachlässigkeit. Zum Schluss er Tour wurden wir noch auf der Ladepritsche eines LKW's zu einem wirklich beieindruckenden Wasserfall gebracht, danach ging es weiter zum Pier und wir paddelten wieder zu unserer Insel.
Nach ein paar sehr entspannten und entschleunigten Tagen fuhren wir mal ganz ohne weitere Vorkommnisse mit dem Bus nach Pakse. Hier war unser Startpunkt zu einem mehrtägigen Motorrad Trip durch das Bolavenplateau.
Im Internet recherchierten wir im Vorraus schon mal nach einem seriösen Motorradverleih, da es in Laos leider öfter vorkommt, dass Touristen wahnsinnige Wucherpreise für gestohlene und kaputte Motorräder bezahlen müssen und da die Verleiher immer den Reisepass behalten, hat man wenig Verhandlungsspielraum..
Wir fanden den Verleih von Miss Noy einer Laotin und einem Belgier. Hier war man sogar versichert und bekam sogar noch eine genaue Beschreibung der Route und eine Schulung mit Dingen auf die man Achten soll und das für gerade mal knapp 10€ Miete pro Fahrzeug/Tag. Der Verleih war sehr beliebt und wir mussten einen Tag warten bis wir drei Motorräder bekamen. An unserem Wartetag liehen wir uns beim Hotel zwei Roller, besuchten den örtlichen Markt, einen Tempel mit einer riesigen Buddhastatue und fuhren knapp 40 KM ins Landesinnere durch kleine Dörfer und vorbei an Reisfeldern. Alles wirkte ruhig und wunderschön, Laos ist auch bekannt für das entschleunigste Land in Südostasien, dies hat sich uns an diesem Tag bestätigt.
Abends waren wir dann bei einem Koreaner essen, bei dem es eigentlich nur aufgewärmte Fertigsuppen gab. Ist gar nicht so kompliziert diese Koreanische Küche. Thommys (laut Karte heiße Nudeln) wurden kalt serviert, nach einigen Bissen entschied er, sie sich heiß machen zu lassen. Man weiß nicht ob es an den kalten oder warmen Nudeln lag, aber die kommende Nacht verlief für Thommy nicht mehr ganz so entspannt.
Am nächsten Morgen bekamen wir dann unsere 120cc Bikes und los ging die Tour. Für alle die sich jetzt wundern, da nur Thomas einen Motorradführerschein hat...In Laos braucht man keinen Führerschein und so begegnet man oft gerade mal 10-Jährigen Kids die mit Ihren noch jüngeren Geschwistern an Board fröhlich winkend an einem vorbeifahren.
Nach kurzer Zeit durch den stressigen Stadtvehrkehr führte uns die Route durch das entspannnte Umland der Stadt. Die Straße wurde immer leerer und die Siedlungen immer weniger. Alles war wieder total ruhig und entspannt. Das Motorrad fahren hat super mega viel Spass gemacht. Gegen mittag machten wir eine kleine Pause an einer Hütte die zumindest mit viel Vorstellung nach Resteraunt aussah. Die Nudelsuppe war super lecker und die Verständigung mit Händen und Füßen und laotischen Floskeln aus dem Reiseführer (die keiner verstanden hat) sehr nett und herzlich.
Da Thommy sich nicht so gut fühlte und dringend eine längere Pause benötigte fuhren wir ein paar Kilometer weiter zu einer Kaffeeplantage mit einem netten kleinen Restaurant inkl. Homestay. Wir genossen leckeren absolut fairen Biokaffee und relaxten in der Hängematte. Thommy fühlte sich leider immer schlechter und musste einige Male das stille Örtchen aufsuchen. Womöglich waren die kalten Nudeln vom Koreaner immer noch nicht raus...
Dennoch mussten wir noch einige Kilometer weiter fahren unser Ziel war TadLo ein kleines Backpacker Dorf. Nach kurzer Suche fanden wir eine günstige und einfache Unterkunft. Optisch war es wunderschön inmitten eines Gartens standen luftige Hütten und es gab zwei richtige Toiletten für alle. Das Bett bestand aus einer ultradünnen Matte die auf ein Holzverschlag gelegt wurde und war so unglaublich hart, dass man jeden Knochen spürte.
Thommy durchlebte leider eine sehr unschöne Nacht, immer noch der Koreaner....Am nächsten Morgen ging es Thommy etwas besser und wir fuhren weiter. Nach ca. 20 KM haben wir bemerkt, dass wir unseren Reiseführer im Hostel vergessen haben. Also fuhren wir zurück unser Tank war fast leer, aber da gerade Stromausfall war bekamen wir an keiner Tankstelle Sprit. Der Reiseführer war zum Glück noch da und mittlerweile gab es auch wieder Strom und wir konnten tanken. Die Sonne machte uns schon ziemlich zu schaffen und das obwohl wir eigentlich noch gar nicht wirklich weit gekommen waren..Mittags machten wir an einem Markt im Hochplateau Pause, hier war es doch um einiges kühler und angenehmer. Wir aßen ein paar trockene Kekse, das einzig Eßbare das wir fanden. Weiter ging es durch die wunderschöne Landschaft mit einem frischen Wind um die Nase. Nina fuhr etwas zu schnell durch ein Schlagloch und der Reiseführer landete am Straßenrand, wir kehrten dann nach kurzer Zeit um und suchten gemeinsam am Straßenrand, aber wir konnten Ihn einfach nicht mehr finden...Anscheinend wollte er nicht mehr bei uns bleiben und leistet dem Finder nun hoffemtlich einen guten Dienst... Über eine lange Holperstraße fuhren wir einen Wasserfall an und gönnten uns etwas Ruhe. Die Jungs hatten Angst vorm Baden, da es an diesem Wasserfall einen Mythos um einen Penisfisch gibt...
Auf dem Rückweg über die Holperpiste hatte Thommys Reifen einen Platten, glücklicherweise fanden wir direkt mitten in der Einöde einen Bauernhof der nebenbei auch Motorräder repariert. Nach einigen Verhandlungen mit Händen und Füßen und einem freundlichen Lächeln machte sich der ältere Herr ans Reparieren.
Abends fanden wir dann ein Zimmer in Sakong, einer etwas größeren Stadt im Bolavenplataeu, auch hier so gut wie keine westlichen Touris und keiner der Englisch spricht. Wir suchten dann ein Restaurant und landeten in einer Grillstube die Innereien, Schweineohren, Schweineschwänze und andere Leckereien anboten. Als uns bewusst wurde, dass es dort nichts anderes zu essen gab, konnten wir uns mit der Ausrede, wir sind Vegetrarier, grade noch freundlich verabschieden. Nach kurzer Suche fanden wir dann ein Karaoke Restaurant mit sehr hilfsbereiten Personal und bestellten dort mit Hilfe von Google Fotos, Gemüse, Pommes und Hähnchen, das Hähnchen sah dann irgendwie anders aus als wir uns das vorgestellt hatten und dem noch sehr angeschlagenen Thommy war das Essen fast nicht möglich...
Am nächsten Morgen beschlossen wir dann auf direktem Weg zurück nach Pakse zu fahren, da Thommy mit seinen Käften am Ende war. Wir fuhren den ganzen Tag durch das wunderschöne Hochplataeu und durch viele sehr einfache und arme Dörfer.
Viele Menschen leben dort in sehr einfachen und schmutzigen Hütten ohne fließend Wasser. Wenn wir irgendwo anhielten um eine Cola zu kaufen wurden wir oft kritisch beäugt und nur auf deutliche und freundliche Nachfrage widerwillig bedient. Leider können wir uns nicht ganz erklären warum. Sind die Menschen Fremden gegenüber ängstlich, kritisch, unsicher, abgeneigt oder sind sie einfach unmotiviert und erliegen ihrer Perspektivlosigkeit? Diese Erfahrung machte uns etwas ratlos und traurig.
Andererseits wie gastfreundlich sind wir in Deutschland, auch bei uns gibt es die aufgeschlossenen freundlichen und die ängstlich, kritischen Menschen....
Zurück in Pakse gaben wir den Roller ab und bekamen sogar die Ausgaben für den neuen Reifen fast vollständig ersetzt!
Da Thommy am nächsten Tag immer noch nicht fit war und wir so langsam ernsthaft besorgt waren suchten wir das Krankenhaus in Pakse auf. Laut Internetrecherche die einzige medizinische Versorgung in Pakse die dem westlichen Standard entspricht.
Wir waren dann doch etwas schockiert...die Krankenschwestern saßen auf dem Boden und aßen, alles war dreckig und sah chaotisch aus und ein englisch sprechender Doc war nirgends zu sehen. Die Krankenschwestern bugsierten Thommy auf eine Liege und nahmen ihm Blut ab, danach bekam er eine Rechnung und ein Rezept. Auch nach mehrfachem geduldigen Nachfragen bekamen wir nicht raus wie die Diagnose lautet oder was sie mit dem Blut gemacht wurde. Wir begnügten uns dann mit der Medizin und gingen wieder. Mittlerweile wurden zwei schwerverletzte Person auf der Pritsche eines TukTuks gebracht und der TukTuk Fahrer verhandelte laut mit dem Klinikpersonal wer die Fahrtkosten übernimmt. Ein Kind weinte und schrie weil es eine Spritze bekommen sollte, im Flur lag ein älterer Mann der sich mehrfach erbrach.. das war dann doch alles ein bisschen zu viel für unsere verwöhnten, westlichen Gemüter.
Am selben Abend bekam Nina auch noch Fieber und Schüttelfrost, gefolgt von Durchfall...So verbrachten wir dann einige Tage in Pakse in einem Hotelzimmer im Bett und hofften auf Besserung. Die dann leider nicht eintraf. Ins Krankenhaus wollten wir nicht mehr, ein Arzt war nicht zu finden, von Apotheken in Laos rät das auswertige Amt ab (abgelaufene, falsch gelagerte und gefälschte Medikamente aus China). Ninas Zustand wurde immer schlechter, daher beschlossen wir zurück nach Thailand zu fahren und fanden kurz hinter der Grenze ein Krankenahus mit englisch sprachigen Personal.
Leider haben wir Laos viel früher verlassen müssen als geplant und lange nicht alles gesehen, was wir sehen wollten. Ein kleiner Trost ist, dass fast alle Touristen mit denen wir in Laos geredet haben, Probleme mit dem Essen und dem Magen hatten. Selbst heute 5 Wochen nach dem alles überstanden ist, wissen wir immer noch nicht ob wir nochmal zurück wollen.Vielleicht braucht der Magen einfach noch ein wenig Zeit...
Fazit Laos:
Wie Kambodscha ist auch Laos ein sehr armes Land. Jährlich besuchen aktuell ca. 1 Mio Touristen das Land, was im Vergleich zu den Nachbarländern verhältnismäßig wenig ist. Die Krankenversorgung ist mieserabel und für viele Einhimische schlicht nicht bezahlbar oder einfach zu weit vom Wohnort entfernt. Straßen sollte man generell nie verlassen, da in Laos noch heute ca. 80 Mio. Blindgänger in der Erde liegen, ein Überbleibsel der Amerikaner im Vietnamkrieg vor 40 Jahren. Zu diesem Thema gibt es auch einen interessanten Bericht in der SZ siehe: www.sueddeutsche.de/wissen/blindgaenger-in-laos-genug-bomben-fuer-jahre-1.2349738
Die Menschen sind teilweise sehr freundlich und neugierig Fremden gegenüber. Kinder winken einem fast überall und freuen sich riesig wenn man zurück winkt. In manchen Regionen sind die Einheimischen sekptisch und wirken eher unfreundlich.
Das leben in Loas ist sehr entspannt und es geht alles sehr langsam voran. Das komplette Gegenteil zu unserem Leben in der westlichen Welt. Die Landschaft ist atemberaubend schön und wir hätten sicher noch viele schöne Flecken in Laos entdecken können.