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Ecuador: Quito

Veröffentlicht: 10.08.2018

Von San Jose flogen wir via Panama nach Ecuador, wo wir meine Mutter Manuela und ihren Freund Othmar treffen würden, die mit uns ihren 3-wöchigen Urlaub hier verbringen würden. Da wir einige Stunden früher in Quito ankamen, warteten wir am Flughafen, wo wir sie in Empfang nahmen und dann von einem Wagen des Hotels abgeholt wurden. 

Am Ankunftstag unternahmen wir noch einen kurzen Spaziergang in den Parque El Ejido, welcher sozusagen direkt vor unserer Hoteltür lag. Es handelt sich um einen hübschen grünen Fleck inmitten der Hauptverkehrsachsen von Quito mit angenehmer Atmosphäre. Viele Einheimische verbringen hier ihre Freizeit, es gibt einen kleinen Kunsthandwerksmarkt, man kann Fahrräder und Seifenkisten mieten und sonntags gibt es Aufführungen von Strassenkünstlern.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus in die Altstadt, wo wir das historische Zentrum von Quito zu Fuss erkundeten. Wir kamen am Plaza Grande vorbei, einem malerischen, von Palmen und historischen Gebäuden gesäumten Platz, sowie am Plaza Santo Domingo, wo sich die Iglesia de Santo Domingo befindet.
Überhaupt wimmelt es in Quito vor Kirchen. Zweifellos die schönste Kirche ist die Iglesia de la Compania de Jesus, zumindest sicher von innen.
Interessanterweise muss man hier in Quito vielfach Eintritt zahlen, um die Kirchen zu besichtigen, was für mich sehr befremdlich und generell eher untypisch für Lateinamerika ist. Wenigstens während der Messe darf man kostenlos ins Gotteshaus (wäre ja noch schöner), allerdings darf man dann nicht herumlaufen und keine Fotos schiessen. Ach ja, Fotos schiessen darf man ja in dieser Kirche überhaupt nicht, auch wenn man Eintritt gezahlt hat. Gott allein weiss weshalb. Absolut lächerlich. Für den horrenden Eintrittspreis von 5 Dollar pro Person, um ausserhalb der Gottesdienste die Kirche zu betreten, haben wir uns natürlich trotzdem die Freiheit genommen, heimlich ein paar Guerilla-Fotos zu schiessen. Das war allerdings gar nicht so einfach, denn im Eintrittspreis ist (immerhin) eine Führung auf Englisch oder Spanisch inbegriffen. Und die gute Dame hat stets gut aufgepasst, dass die Kameras auch ja in den Taschen bleiben.
Manuela zu liebe machten wir die Führung auf Englisch, was wir normalerweise ja vermeiden, aber die nächsten Wochen würden wir unsere üblichen Reisegewohnheiten natürlich etwas dem Besuch anpassen müssen. Schon interessant, wie schnell Menschen sich Gewohnheiten aneignen, selbst wenn sie als Nomaden in der Welt herumtingeln, wo eigentlich gar nichts wie gewohnt ist und man jeden Tag wieder woanders ist, was anderes tut, und mit anderen Leuten zusammenkommt.
Die Führung jedenfalls war ganz interessant, die junge Frau erzählte uns viel über die architektonischen Merkmale und die Kunstwerke in der Kirche. Das Eindrücklichste war natürlich, dass die komplette Kirche über und über mit Blattgold verziert ist. Es blendet einen richtiggehend, sobald man das Gebäude betritt. Lustig waren auch die beiden Wendeltreppen am hinteren Ende der Kirche, wo man erst bei genauerer Betrachtung realisierte, dass eine der beiden Treppen lediglich an die Wand gemalt ist, dies allerdings wirklich täuschend echt.

Der erste kleine Kulturschock für unseren Besuch liess nicht lange auf sich warten. Wir hatten Hunger. Also suchten Jörg und ich einen Comedor, wo wir ein typisches Almuerzo (Mittagessen) bekamen. Natürlich wirken diese Gaststuben auf den ersten Blick meist etwas heruntergekommen und schäbig, hier essen halt vor allem die Einheimischen und weniger die Touristen, und entsprechend skeptisch waren wohl auch Manuela und Othmar. Aber das Essen ist meist gut und günstig, für 2 Dollar pro Person gab es Suppe, ein Stück Poulet, Reis, Salat und ein Getränk.

Anschliessend machten wir uns auf den Weg zur Basilica del Voto Nacional, welche auf einem Hügel liegt. Wir erklommen sogar noch einen der Türme, von wo aus man eine gute Aussicht auf die Altstadt hatte.

Zum Abschluss gönnten wir uns noch einen feinen Drink in La Ronda, eine bei Touristen beliebte schmale Kopfsteinpflastergasse mit hübschen alten Häusern und einigen Restaurants und Bars.

Für das Abendessen machten wir uns auf nach La Mariscal, das Vergnügungs- und Ausgehviertel in Quito. Da gerade Wochenende war, war dort auch wirklich einiges los.

Wir unternahmen in Quito ausserdem noch eine Fahrt mit dem Teleferico, wobei es sich um eine Gondel handelt, mit welcher man den Cruz Loma auf dem Vulkan Pichincha auf 4100m Höhe erreicht. Von hier aus kann man eine spektakuläre Aussicht auf die Stadt sowie das umliegende Bergpanorama geniessen. An klaren Tagen kann man von hier auch den Cotopaxi Vulkan sehr gut sehen. Es war aber leider nicht klar an dem Tag, und der Vulkan blieb in den Wolken verborgen.
Da Othmar so scharf aufs Wandern ist, marschierten wir noch ein gutes Stück bergauf Richtung Gipfel des Pichincha, ohne allerdings Ambitionen zu hegen, den Gipfel tatsächlich zu erreichen (es hätte wohl ohnehin nur Othmar geschafft). Hier merkte man natürlich nebst seiner Raucherlunge und generellen Unsportlichkeit auch die dünne Höhenluft extrem. Nach einer Weile befanden wir dann jedenfalls, dass es nun genug der sportlichen Aktivitäten war und kehrten wieder um. 


Mitad del Mundo

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fuhren wir zur Mitad del Mundo, eine der Hauptsehenswürdigkeiten um Quito. Quito liegt nämlich am Äquator, also auf der Mitte der Welt. Die Fahrt dorthin gestaltete sich ziemlich langwierig. Zunächst einmal fährt man ca. eine Stunde mit dem Metro-Bus zum Busterminal Ofelia am östlichen Stadtrand. Quito ist riesig, und vor allem sehr langgezogen. Die Stadt erstreckt sich auf etwa 60km in der Länge und 7km in der Breite. In Ofelia muss man in einen weiteren Bus umsteigen. Bereits im Stadtbus kam ich ins Gespräch mit meinem älteren Sitznachbarn, der mir bereitwillig ein paar Tipps mit auf den Weg gab. Auch am Terminal halfen uns die freundlichen Einheimischen gerne den richtigen Bus zu erwischen, der uns zur Mitad del Mundo bringen würde.

Die Hauptanlage ist natürlich ein reiner Touri-Gag. Trotzdem war es ganz witzig und unterhaltsam. Durch das Gelände verläuft eine gelbe Linie, die den Äquator symbolisieren soll, obwohl dieser Ort erstens anhand veralteter Messmethoden und entsprechend nicht ganz korrekter Ergebnisse ermittelt wurde, und sich zweitens der eigentliche Äquator laufend in einer Bandbreite von etwa 250m verschiebt. So war es tatsächlich auch nicht möglich, innerhalb der Anlage den genauen 0-Breitengrad mit dem Handy-Compass zu ermitteln. Tatsächlich gelang uns dies erst, als wir später auf dem Weg nach Otavalo mit dem Bus nochmals an der Mitad del Mundo vorbeifuhren. Das «Drüber-Hüpfen» über die gelbe Linie ist also rein symbolischer Natur, trotzdem macht es Spass und gibt einige lustige Fotos.
In der Anlage gibt es verschiedene Sehenswürdigkeiten, unter anderem ein Planetarium (Vorstellungen ausschliesslich in Spanisch, haha), sowie ein Museum wo verschiedene Experimente vorgestellt werden, die physikalische Eigenheiten des Äquators illustrieren sollten (beispielsweise die Korioliskraft, die dafür sorgt, dass Wasser auf der Nord- und Südhalbkugel im entgegengesetzten Uhrzeigersinn abläuft). Das Museum ist allerdings wirklich lausig, die Experimente sind absolut schlecht oder teilweise auch gar nicht beschrieben, so dass man die meiste Zeit gar nicht drauskommt, was einem genau vermittelt werden soll.
Natürlich ist auch für das leibliche Wohl gesorgt, es gibt Restaurants, Cafés und natürlich auch unzählige Souvenirstände.

Gleich neben der Hauptanlage gibt es ein zweites Museum, das Museo Solar Inti Nan, welches für sich beansprucht, dass sich genau hier der richtige Äquator befindet und zwar vermessen mittels GPS vom US-Militär. Aber auch hier war es jedenfalls nicht möglich, den 0-Breitengrad mit dem Handy zu ermitteln, aber wenigstens waren wir nah dran.
Aber auch dieses Freiluft-Museum ist wirklich sehenswert, fast noch sehenswerter als die Hauptanlage. Im Preis inbegriffen ist eine Führung. Die Ausstellungen beinhalten auch interessante Informationen zur indigenen Kultur und den immer noch existierenden indigenen Stämmen in Ecuador und deren Lebensart. Ein Highlight ist der Sonarchronometer, ein einzigartiges Instrument von 1865, das Zeit, Monat, Tag und Jahreszeit präzise angibt (sofern es natürlich Sonnenschein gibt).
Auch hier wurden im Rahmen der Führung verschiedenste physikalische Experimente vorgezeigt. Beispielsweise soll es auf dem Äquator einfacher sein, ein rohes Ei auf dem Kopf eines Nagels balancieren zu können. Von uns Vieren habe es aber nur ich geschafft, das Ei tatsächlich auf den Nagel zu stellen und mich damit als «Eggmaster» zu beweisen. Durch die Experimente wurde die ganze Sache sehr interaktiv und wirklich spassig, wir haben uns jedenfalls köstlich amüsiert.
Am Schluss gab es sogar ein Zertifikat für den Besuch am Äquator.

Obwohl es sich bei beiden Museen um ziemlich kitschige Touri-Spektakel handelt, kann man hier gut einen Tag rumbringen und wird dabei bestens unterhalten. 

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#ecuador#quito#mitaddelmundo