Veröffentlicht: 16.02.2018
Auf dem Weg nach Hopkins besuchten wir die Marie Sharps Factory in Dangriga. Hier werden scharfe Saucen aus Habanero Pepper hergestellt, die überall in Belize und auch in den benachbarten Ländern zu finden sind. Beinahe auf jedem Tisch in jedem Restaurant steht mindestens eine Flasche scharfe Sauce von Marie Sharp.
Marie hat 1980 mit der Produktion der Saucen begonnen und hat eine überlegene Stellung im Markt gegenüber sämtlichen Konkurrenzprodukten erlangt. Die Saucen werden auch in die ganze Welt exportiert, auch in Europa sind sie erhältlich.
Heutzutage werden viele verschiedene Saucen hergestellt, die sich vor allem im Schärfegrad unterscheiden, es gibt aber sogar auch Geschmacksrichtungen auf Basis von Früchten, süss-scharf also. Die neueste Entwicklung ist eine Sauce auf Mango-Basis. Diese ist allerdings bereits kurz nach der Markteinführung so beliebt, dass sie überall vergriffen ist. Und im Moment stehen nicht genügend Mangos zur Verfügung, um mehr davon zu produzieren, also gibt es sie erst in ca. einem halben Jahr wieder. Die schärfste Sauce, die im Angebot ist heisst «Beware», also auf deutsch «Nimm dich in Acht».
Man kann in der Fabrik einfach unangemeldet vorbeifahren und eine kurze Führung durch die Fabrik unternehmen. Leider ist es nicht erlaubt, im Innern Fotos zu machen. Anschliessend kann man sämtliche Geschmacksrichtungen probieren, und eines können wir sagen: die Beware-Sauce hat ihren Namen wirklich verdient! Und: Die Mango-Sauce ist wirklich verdammt lecker. Wir konnten tatsächlich noch ein kleines Fläschchen aus der Geheimreserve des Fabrikladen kaufen, um es nach Hause zu nehmen. Natürlich kann man alle Sorten im Fabrikladen kaufen, und zwar zu einem um die Hälfte günstigeren Preis als im normalen Supermarkt.
In der Fabrik sind 92 Personen beschäftigt, zum grössten Teil Frauen, da Marie Sharp insbesondere den Frauen bessere Möglichkeiten bieten will. Marie selbst ist inzwischen 77 Jahre alt und komme noch täglich selbst in die Fabrik zur Arbeit. Jede wichtige Entscheidung, jede neue Geschmacksrichtung, alles muss von ihr persönlich abgesegnet werden. Nachfolger-Probleme gibt es auch keine, da ebenfalls ihre gesamte Familie in der Fabrik beschäftigt ist. Ausserdem verzichtet sie auf eine Vollautomatisierung, um Arbeitsplätze bieten zu können. Nur einige Prozesse sind automatisiert, zb. Die Abfüllung in die Flaschen. Pro Arbeitstag (9h Schicht) können 2700 Kartons à 12 Fläschchen produziert werden. Mehr oder weniger überraschend ist, dass sämtliche benötigten Gemüse und ausserdem die leeren Flaschen aus Mexiko importiert werden müssen, dies vor allem aus Qualitätsgründen (und ich vermute aufgrund der allgemein vorherrschenden Ineffizienz). Lediglich die Habanero Peppers werden in Belize angebaut. Die Fabrik verbraucht im Jahr 1 Million Pfund Peppers. 30% davon werden von der Firma selber angebaut, 70% werden lokalen Bauern abgekauft, zu einem Preis von 1 Belize Dollar pro Pfund (0.5 USD). Ich bin mal so frei anzunehmen, dass diese Fabrik wohl, neben der Marihuana-Industrie natürlich, einen der grösseren Beiträge des Belizischen BIP ausmacht.
Der Besuch der Fabrik war jedenfalls sehr interessant und eine willkommene Abwechslung zu den Maya-Ruinen.
Anschliessend fuhren wir nach Hopkins weiter. Kaum in der Umgebung um Hopkins angekommen, konnte man diese Aktivität allerdings keineswegs mehr als fahren bezeichnen. Vielmehr holperten wir durch die Stadt. Eigentlich wären wir zu Fuss einiges schneller gewesen. Ursprünglich hatten wir noch vor, zum Fluss runter zu fahren, aber dieses Unterfangen gaben wir auf halber Strecke wieder auf und kehrten um. Die riesigen mit Wasser gefüllten Krater auf dem Sandboden konnte man nicht mal mehr Schlaglöcher schimpfen, wir brauchten etwa 40 Minuten, um die 2 km in die Stadt zurück zu holpern.
Hopkins ist ein verschlafenes Nest mit Strassen bzw. Kraterlandschaften aus Sand direkt am Meer. Die Touristen, die es überraschenderweise zu Hauf gab, holperten freudig mit Golfwägelchen durch die Strassen und fanden es super dort. Wir nicht unbedingt. Es gibt eigentlich gar nichts zu tun, ausser durch die Gegend zu holpern. Am Strand gibt es keinerlei Infrastruktur, lediglich Palmen, was ja eigentlich ganz nett und idyllisch ist, trotzdem war kein Mensch dort. Wir verbrachten einen ruhigen Nachmittag (an dem es ausnahmsweise mal nicht geregnet hat) lesend am Strand, nur ab und zu kam mal jemand mit seinen Hunden vorbei.
In unserer (natürlich völlig überteuerten) Bruchbude von Gästehaus hatten wir Nachbarn aus England. Ein Päärchen, Lucy und Gavan, welches einige Tage später in Hopkins am Beach heiraten würde, und nun dort herumhing, wartend auf die Hochzeit und hoffend auf einen regenfreien Tag. Generell scheint es sehr beliebt zu sein, in Belize zu heiraten, im Lonely Planet Reiseführer werden diesem Thema sogar etwa 3 Seiten gewidmet.
Wir kamen eigentlich nach Hopkins um eine Fusstour zu unternehmen, und dort Biolumineszenz zu beobachten, in der Nacht leuchtende Kleinstlebewesen (Plankton, Leuchtbakterien) im Wasser. Ich hatte dieses Phänomen schonmal in Puerto Rico beobachten können, Jörg allerdings nicht. Aber leider hatten wir Pech, die Tour fiel aufgrund des ständigen Regens wortwörtlich ins Wasser. Also hatten wir auch nichts anderes zu tun, als zusammen mit Lucy und Gavan herumzuhängen und auf dem Balkon der Gäste-Bruchbude Rum zu trinken und dem Regen zuzuschauen.
Eigentlich sollte zu dieser Jahreszeit in Belize Trockenzeit sein. Es sollte heiss sein, und es sollte definitiv nicht regnen. Sollte es nicht….machte es aber trotzdem. Wir trafen eine Kanadierin, die seit einem Monat in Belize war und während dieser Zeit lediglich 5 sonnige Tage erlebt hat. Climate Change is everywhere…..
Eigentlich hätten wir auf dem Rückweg von Hopkins gerne noch eine Cave Tubing Tour in den Nohoch Che’en Höhlen in der Nähe von Belmopan gemacht. Aber auch diese Tour fand aufgrund des hohen Wasserstandes in den Höhlen leider nicht statt.
Wir haben unterwegs stattdessen noch den Blue Hole Nationalpark besucht. Es handelt sich um ein kleines blaues Loch im Inland, die Deklaration als «Nationalpark» ist vielleicht ein wenig überrissen. Es befindet sich sozusagen direkt am Highway und bietet sich daher als kurzer Stopp entlang des Weges an. Aufgrund des Regens war es leider auch nicht wirklich sehr blau, aber wir nahmen trotzdem ein kurzes Bad. Wirklich very refreshing, wie die mitbadenden Kanadier meinten (zu deutsch: Arschkalt).