Wir reisen, also sind wir
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Belize: Caye Caulker

Veröffentlicht: 18.02.2018

Natürlich gingen wir gleich aufs Ganze, und buchten für den zweiten Tag mit guter Wettervorhersage eine Schnorcheltour ab Caye Caulker. Wenn schon, denn schon, oder etwa nicht?

Wir fuhren früh morgens mit der Fähre von Belize zu den Cayes, und hatten noch Zeit, dort etwas zu frühstücken, bevor die Tour begann.

Wir fuhren mit einem Boot zum Hol Chan Marine Reserve. Die Tour beinhaltete insgesamt 5 Schnorchelstopps. Beim ersten mussten wir unserem Guide entlang einer Steilwand des Riffs folgen. Das war wirklich ganz schön, das Riff war noch gut intakt. Wir waren etwa 12 Leute auf der Tour, aber diesmal hatten wir mit der Gruppe nicht so viel Glück. Es waren ziemlich unsympatische und vor allem ziemlich rücksichtslose Leute dabei. Ständig hatte man fremde Flossen im Gesicht, oder die Leute tauchten unter und wieder auf, ohne hochzuschauen und schwammen dann in einen hinein, das war etwas mühsam.

Beim zweiten Stopp hielten wir nahe einem Fischerboot, wo die Fischer Fischreste ins Wasser kippten, um Schildkröten anzulocken. Entsprechend herrschte grosses Gedränge, nicht nur an anderen Schnorchelgruppen, sondern auch an allen Arten von Fischen. Aber tatsächlich schwammen dort auch 2 grosse Meeresschildkröten! Klar hat das Füttern einen gewissen blöden Touch, da auch hier wieder das Glückserlebnis, ein solches Tier zufällig in freier Wildbahn zu sichten, verloren geht. Aber offenbar ist es seit jeher üblich (auch schon bevor der Massentourismus hier Einzug hielt), dass die Fischer nach dem Ausnehmen des Tagesfangs die Reste hier ins Wasser werfen, daher sind sich die Tiere die Fütterung offenbar seit langem gewohnt. Jörg hat sich wahnsinnig daran gestört, und fand, dass es ein Armutszeugnis ist, dass man es am zweit grössten Barrier-Reef der Welt nötig hat, die Tiere durch Fütterung anzulocken. Was mich vielmehr ärgerte, war die Tatsache, dass jeder Trottel die Schildkröten mit seiner GoPro im Abstand von 20 cm verfolgen und antatschen musste, obwohl uns mehrmals und mehr als deutlich verklickert wurde, wir sollen unsere Hände bei uns behalten und NICHTS anfassen, schon gar nicht die Schildkörten. Entsprechend sauer waren auch die Tourguides und wiesen die besagten Trottel zu Recht in die Schranken. Jörg und ich schwammen immer ein wenig weg von dem Fischerboot, um die Schildkröten aus einiger Entfernung zu beobachten, und hatten dadurch die Pole Position, da sie nämlich immer wieder aus dem Gedränge heraus direkt auf uns zu kamen, so dass wir sogar ausweichen mussten, um nicht über den Haufen geschwommen zu werden. Majestätische Tiere, absolut…

Der dritte Stopp war in der Shark Ray Alley, und wie es der Name bereits sagt, gibt es dort Haie. Nurse Sharks nämlich, Ammenhaie. Auch dort werden die Tiere durch Füttern angelockt, jeder Tourguide hat ein paar tote Fische dabei. Hier ist das sogar ein wenig beruhigend, man muss dann nicht Angst haben, selber zu Haifutter zu werden. Auch das war wirklich sehr cool zu sehen, obwohl mir persönlich die Schildkröten besser gefallen hatten. 😊

Anschliessend stoppten wir kurz bei einem kleinen, gesunkenen Schiff. Dort gab es vor allem viele Fische zu sehen.

Der letzte Stopp war in einem Korallengarten, wo wir frei umher Schnorcheln konnten. Wir sahen viele schöne Korallen, unzählige Fische, und immer wieder einige Rochen. Was wir leider auch immer wieder sagen, war herumschwimmender Plastik. Ich gab mir alle Mühe, alle Plastikfetzen, die ich sah, einzusammeln, wohl wissend, dass das nur ein Tropfen auf dem heissen Stein ist. Aber einige Plastikfetzen weniger in den Ozeanen ist doch immerhin etwas.

Auf dem Rückweg stoppten wir noch an einem Ort entlang der Insel, wo man Seepferdchen sehen konnte. Ausserdem machten wir an einem Ort Halt, wo riesige Fische schwammen. Fischer angelten nach ihnen, dürfen sie dabei aber nicht töten, sondern müssen sie anschliessend wieder freilassen. Der Tourguide verteilte tote Fische, die man über das Wasser halten konnte. Die Riesenfische würden dann aus dem Wasser springen, um sich das Futter zu holen. Ich gehörte zu den ersten Mutigen, die es wagten, die Hand mitsamt Fisch über das Wasser zu halten, und zu warten…..und bin natürlich trotzdem gehörig erschrocken, als der Koloss von Fisch regelrecht in meine Hand flog und sich das Futter schnappte.

Die Schnorcheltour war alles in allem wirklich sehr unterhaltsam und wir verbrachten einen wirklich schönen Tag. Es ist halt alles sehr auf den Massentourismus ausgerichtet, natürlich will jeder eine Schildkröte sehen und einen Hai, zumal die Touren hier auch wirklich ziemlich teuer sind. Ich hätte mir gewünscht, mal aus lauter Glück eine Schildkröte im Meer zu sehen, ohne dass sie dazu gefüttert wird, ist mir das doch bisher noch nie gelungen. Aber wer weiss, irgendwann vielleicht mal…..

Derselbe Tourveranstalter, mit dem wir den Schnorchelausflug gebucht hatten (und über den wir übrigens auch an Javiers Flight Service gelangt waren), veranstaltet auch Nachtschnorcheltouren. Das ist ja cool! Natürlich wollten wir dies auch gleich am selben Tag noch machen, und haben dies auch gleichzeitig mit der Buchung des Tages-Trips angefragt, und es wurde uns auch bestätigt. Als wir dann von der normalen Schnorcheltour zurückkamen, wurde uns dann aber gesagt, dass die Nacht-Tour nicht stattfinden würde, da es zu wenig Teilnehmer gäbe. Da wurden wir ziemlich sauer, da wir nämlich nur deswegen ein Zimmer auf dieser vermaledeiten Insel gebucht hatten, sonst wären wir nämlich direkt nach dem Tagesausflug mit der Abendfähre nach Belize City zurückgekehrt. Der Mitarbeiter des Tourveranstalters ignorierte unsere prompte Reklamation geflissentlich und zog an seinem Joint, statt irgendetwas darauf zu antworten. Wir wandten uns dann per E-Mail an das Hauptbüro des Veranstalters und beschwerten uns dort, dass wir nun auf dieser blöden Insel festsassen, obwohl uns das Abendprogramm zugesagt wurde. Die Antwort war, man verstünde nicht, weshalb es uns denn auf der Insel nicht gefalle, und wir sollen doch stattdessen zum Pier gehen und dort Breeze and Stars geniessen. Ja, danke vielmals….

In der Tat kann man auf Caye Caulker nichts anderes tun, als Breeze und Stars (oder Regen) geniessen. Es gibt nämlich absolut nichts anderes zu sehen dort. Es gibt nicht mal Sandstrände, wo man einigermassen gut baden könnte. Die Küsten sind allesamt mit Seegras zugewachsen und wirken überhaupt nicht einladend. Der einzige Ort, wo man einigermassen baden könnte, ist ein Spalt, der durch einen Hurrikane entstanden ist, und die Insel in zwei Teile teilt. Entsprechend geht es dort zu und her, wie im Aarauer Schwimmbad während der Sommerferien. Danke, wir verzichten….

Die kleine Insel ist ausschliesslich auf Tourismus ausgelegt, wahrscheinlich übersteigt die Zahl der Touristen die Zahl der Einheimischen bei weitem. Die Hotels, Restaurants und Souvenirstände befinden sich hauptsächlich in der Mitte der Insel, auf den Aussenseiten befinden sich die Barackenquartiere der Einheimischen. Aber es sieht ohnehin alles ziemlich verfallen und verlottert aus…auch hier erhalten wir für teures Geld wieder nicht viel mehr als eine heruntergekommene Bruchbude als Unterkunft.

Ein alter Mann kommt uns entgegen, und ruft uns zu: «Welcome to Paradise!»
Als nächstes bietet er uns (was denn auch sonst) Gras an. Als wir ihn darauf hinweisen, dass keine 5m von uns ein Schild steht, auf dem «No Drugs! Respect Belize’s law! (Keine Drogen! Respektiere die Gesetze von Belize!)» geschrieben ist, ruft er laut aus: «Fucked up Belize!» Vor sich hin motzend läuft er davon.
Ja, was denn nun?
Welcome to fucked up Paradise!

You really can’t Belize it!

Am nächsten Morgen verliessen wir Caye Caulker und fuhren zurück nach Belize City. Als die Fähre in der Stadt anlegte, stellten wir fest, dass die von den Einheimischen langersehnten Kreuzfahrtschiffe endlich angekommen waren. Die Stadt war kaum wieder zu erkennen. Es herrschte Karnevalsstimmung, es war kein Vergleich zu unseren ersten Tagen hier, als das Zentrum regelrecht ausgestorben war. Markstände säumten die Strassen, es gab überall Bars, Musik dröhnte aus allen Ecken hervor, tausende Touristen strömten durch die Gegend. Es war unerträglich…

Generell ist der Tourismus in Belize extrem auf die Kreuzfahrtschiffe ausgelegt. Sämtliche Touren, die man im Land buchen kann, bieten Abhol-und Bringservice von und nach Belize City an für die Tagestouristen. Die angebotenen Tagesprogramme sind kurz, da die Passagiere nur einige Stunden im Land verbringen, bevor das Schiff die nächste Destination ansteuert. Trotzdem motzen alle, die Kreuzfahrttouristen würden im Land immer nur wenig Geld ausgeben, und die Ausflüge direkt auf den Schiffen buchen, anstatt direkt bei ihnen.
Touristen wie wir, Backpacker und Reisende, sind gar nicht so interessant für die Einheimischen. Im Gegenteil, wir sind eher mühsam, weil wir einfach mehr Zeit und dann auch noch Ansprüche haben. Wenn man eben nur ein paar Stunden in einem Land verbringt, hat man auch nicht die Zeit, sich über schlechten Service zu beschweren. Wenn man ein Produkt kauft, welches schlichtweg Schrott ist (oder Zöpfe, die nicht recht halten), merkt man das vielleicht ja erst am nächsten Tag, wenn man bereits wieder auf hoher See ist. Das ist ja viel angenehmer, keine motzenden und sich beschwerende Menschen um einen herum, immer nur Jubel, Trubel, Heiterkeit. Und immer nur für ein paar Stunden.
Aber Reisende wie wir sind es letztendlich, die ihr Geld fleissig für Hotels ausgeben, Touren in den Büros buchen, Autos mieten, Bus fahren, in den Restaurants essen und in den Läden einkaufen. Aber das begreifen sie irgendwie leider nicht….

Wie dem auch sei, wir nutzen unseren letzten Nachmittag, um noch das City Museum von Belize zu besichtigen. Dort geht es hauptsächlich um die Sklaverei (auch die moderne Sklaverei, Human Trafficking ) und um den Holzabbau durch die Engländer (zb. Mahagoni). Es gibt aber hauptsächlich Text dazu und ein Video, Ausstellungstücke gibt es nicht viele.
Der Rest der Ausstellung ist eine zusammengewürfelte Mischung aus Relikten aus den Maya-Stätten, Gemälden, anderen Kunstgegenständen, toten Insekten und alten Briefmarken. Nicht gerade umwerfend, aber man kann den Kreuzfahrtmassen entfliehen und den Nachmittag rumbringen.

Am nächsten Morgen verlassen wir Belize nach nur 10 Tagen und nehmen den Bus Richtung Flores in Guatemala.

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