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Varadero - Havanna – Everglades – Miami – Yellowstone – Arco

Veröffentlicht: 14.06.2018

Bevor wir beginnen: Der Laptop ist wieder auferstanden - leider hat nun ein Tolino das Zeitliche gesegnet.


Letzte Tage in Kuba

Unser letzter Eintrag endet mit unserem Aufenthalt in Varadero. Drei sonnige Pool- und Meertage später – Petrus hatte Erbarmen und schenkte uns bis zu unserer Abreise nach Miami Traumwetter – trafen wir in Havanna ein.

Havannas Altstadt hat uns in ihren Bann gezogen. Wir hausten direkt an einem der Hotspots - der Plaza Vieja bei einem sehr zuvorkommenden AirBnB Gastgeber. Als Begrüssungsüberraschung zu unseren Flitterwochen war bei unserer Ankunft das gesamte Appartement mit Rosenblühten geschmückt, er gab uns sehr hilfreiche Tipps bezüglich Stadtbesichtigung und jeden Morgen hat jemand für uns Frühstück vorbereitet. Die drei Tage waren prall gefüllt: Rückgabe des Mietwagens, Besichtigung der El Morro (eine von den Spaniern errichtete Burg zur Beschützung des Hafens), Visite des ehemaligen Parlamentsgebäudes (Capitolio), Besuch des Buena Vista Social Clubs (Konzert von bekannten kubanischen Musikern) und Hop-on/Hop-Off-Bus Rundfahrt.

Viele, die Thomas etwas besser kennen, haben bei der obigen Aufzählung mindestens zwei Mal das Wort Hop-on/Hop-Off-Bus gelesen, ist er doch bekennender Gegner dieser Touristenfallen. In Havanna sind wir der Empfehlung unseres Gastgebers gefolgt und haben einen solchen Touristenbus bestiegen. Speziell war – das wussten wir allerdings vorgängig noch nicht – dass es nicht wirklich um „hop-on“, an einem schönem Ort „off“ und später wieder „on“ ging, sondern vielmehr eine Stadtrundfahrt ohne effektive hoppende Gelegenheit war. Bereits beim Besteigen dieses Gefährts fragte Karin warnend: „Willst Du wirklich, Deinen Hut aufgesetzt halten – wegen Fahrtwind und so?“ Nach 15 Minuten fahrt verschärfte sich ihr Ton: „Du wirst den Hut verlieren, ich sehe es kommen.“ Nach 45 Minuten sagte sie nur noch: „Ich hab es Dir ja gesagt.“ Der Hut war vom Winde verweht, und Thomas so: „Ich hab es Dir ja auch gesagt: ich gehe auf keine Hop-on/Hop-off-Buse.“ Denn jeder, der diese Zeilen liest weiss, dieser Bus war schuld am Hutverlust.

Dank der Taxifahrt an den Flughafen in einem alten Cadillac hatte sich noch der letzte Wunsch von Prinzessin-Karin in Kuba erfüllt. Die Ausreise aus Kuba sowie die Einreise in die USA verliefen übrigens absolut problemlos.


Welcome to miami bienvenido a miami

Will Smith Hit in den Ohren landeten wir in Miami, wo uns bereits am Flughafen McDonald, Burger King, Tinka Bell und wie sie alle heissen, gleich klarmachten: die kubanische Kultur ist hinter Euch, welcome to America – das Land der unbegrenzten Möglichkeiten und prall gefüllten Supermärkte. Das Land, wo der Nissan Versa das kleinste zu mietende Automobil darstellt. Damit machten wir uns auf die Reise zu den Krokodilen Richtung Everglades. Kurz nach Ankunft bestiegen wir ein speediges Airboat bei Speedy's Airboat (Anmerkung der Redaktion: was für ein Wortspiel!) und fetzten durch die dschungelartigen Naturkanäle des Nationalparks. Ein Krokodil wollte und wollte sich nicht zeigen. Motiviert von der rassigen Fahrt, deprimiert ab des nicht gesehenen Krokis erkundeten wir die Gegend mit unserem Kleinstwagen. Die depressive Stimmung verwandelte sich doch noch in innerliches Freudegeschrei, als wir auf unzählige Reptilien trafen und diese beim Sonnentanken oder chillaxen Rumschwimmen beobachteten. Karin sah zudem ein Babykrokodil (Definition Karin) oder eine grosse Eidechse (Definition Thomas). Unser Disput hielt nur kurz an und wir einigten uns, dass Karin ein Reptil von ungefähr 30 Zentimeter Grösse gesehen hat.

Die Everglades hinter uns lassend trafen wir in Miami Beach ein. Wir hatten ein Prachtshotel – vom Pool konnte man die Aussicht auf Miami bestaunen und die Zimmergrösse entsprach eher einer kleinen Wohneinheit, denn eines Hotelzimmers. Aufgrund der frühen Reservation konnten wir in diesem Bijoux wohnen. Weniger moderat waren dafür die Parkplätze mit USD 41 pro Nacht sowie unser Biergenuss an der Lincoln Road – 2 Stangen Bier für läppische USD 22. Miami Beach vermittelte uns den Eindruck, so zu sein, wie Zürich gerne wäre. Wer nicht reich und/oder schön ist respektive sich schön operierte, gehört hier irgendwie nicht dazu. Unsere Gefühle für Miami Beach sind denn auch vergleichbar mit den Sympathien, die Berner generell Zürchern entgegenbringen. Allerdings hat Miami Beach einen für Stadtverhältnisse wirklich äusserst schönen Strand.


Into the wild

Nach einem von Turbulenzen geprägten Flug erreichten wir Denver. Ein von Donald Trump durch und durch überzeugter Fordtruckuberfahrer brachte uns zu Cruise America – unserem Campervermieter. Seither cruisen wir mit unserem C19 Motorhome durch Amerika.

Die ersten zwei Nächte verbrachten wir im Rocky Mountain National Park. Am Fusse der Rocky Mountains hat es uns sehr gefallen und die Abende an unserem Lagerfeuer mit anschliessendem Grillspass waren gemütlich. Mit dem Ziel uns Richtung Yellowstone Nationalpark zu begeben, brachen wir nach diesen zwei Nächten auf. Der übermotivierte Thomas steuerte uns auf einer 11 Stunden langen Fahrt durch Wyoming (wunderschöne Landschaft, die Fahrt fühlte sich eher nach konstantem natural sightseeing als nach einer anstrengenden Fahrt an) bis in den Park. Um 19.00 Uhr trafen wir im Nationalpark ein. An diesem Abend hatten wir wirklich riesiges Glück. Trotz unseres sehr späten Eintreffens konnten wir uns noch einen Campingplatz für die nächsten drei Nächte sichern (zum Vergleich: am Folgetag waren alle Plätze um 18.00 Uhr belegt sowie an nächsten beiden Tage sogar vor Mittag). Wie gross unser Glück war realisierten wir beim Verlassen des Parks: eine 20 Meilen lange Kolone (die hätten sich über 10 km Stau am Gotthard gefreut) hatte sich gebildet, um in den Park zu gelangen – darunter auch Tagestouristen. Was gibt es schöneres, als 3 Stunden im Stau stehen, kurz 1 – 2 Bissons fotografieren und auf dem Nachhauseweg nochmals 3 Stunden im Stau stehen?


Zurück zum Yellowstone Nationalpark, wer:

- eine gewisse Begeisterung für Natur verspürt (Natur im Sinne von Tieren, Vulkane, Flüsse, Canyons, Berge oder nicht begreifliche vor sich hin blubbernde Wassermassen) und/oder

- gerne wandert und/oder

- gerne fotografiert und/oder

- gerne campiert

der ist aus unserer Sicht im Yellowstone genau richtig aufgehoben. Es reihen sich Naturwunder an Naturwunder und Bison, Bären sowie Elche sagen sich hier gute Nacht. Yellowstone kann man unseres Erachtens nicht beschreiben, man muss es erleben. Uns hat der Park auf jeden Fall unglaublich gut gefallen! Einziger Wehmutstropfen: mit den vielen Leuten im Park, war man – wenn nicht gerade auf Wanderung – nicht wirklich alleine und beispielsweise der Ausbruch von Old Faithfull wurde von mehr Menschen verfolgt als Spiele der Rapperswil Jona Lakers.

Erwähnenswert scheint noch: Viele Leute haben mit uns lange über das Vorhaben diskutiert in Neuseeland im Winter zu campieren, auch wir haben uns diesbezüglich viele Gedanken gemacht. Wenn man den Klimatabellen glaubt, sinken die Temperaturen im Winter knapp unter 0 Grad. Im Yellowstone war es in der Nacht Minus 3 Grad und es hatte geschneit. Am Folgetag zeigte das Thermometer wieder um die 20 Grad. Dabei ist ja gar nicht April.


Back to zivilisation

Wir haben die letzten zwei Wochen so viel erlebt, dass eine Pause fällig war. Deshalb sind wir nun für drei Tage in Arco. Ein Ort, dessen grösster Stolz es ist, die erste atomar betriebene Ortschaft der USA zu sein. Es ist gemütlich und um den Camping hat man eine schöne Aussicht auf die Berglandschaft.

Die nachfolgenden Zeilen sind nichts für Schwache Nerven. Kinder unter 16 Jahren sollten sie auch nur in Begleitung eines Erwachsenen lesen. Wichtig ist zudem: Bitte jeweils einen Satz lesen, sich richtig in die Situation hineinversetzen und erst dann mit dem nächsten Buchstaben fortfahren:

Morgen, halb zehn in Arco: Sie sitzen in Flipflops auf der Toilette für eine längere Sitzung. Sie geniessen das Gefühl, unendlich viel Zeit für ihr Geschäft zu haben. Die Spülung der Nachbartoilette wird betätigt. Sie füllen Nässe an ihren Füssen. Sie schauen nach unten und stellen fest, es ist wirklich nass. Jemand teilt ihnen mit, dass die Toilette überlaufen ist. Sie schauen nochmals nach unten (sie sitzen ja eigentlich noch auf dem Toilettensitz). Sie realisieren, weshalb es sich Nass anfüllt und was es ist, in dem ihre Flipflop-Füsse stehen…

…als Sie die Toilette verlassen, fühlt sich plötzlich Ihr Oberschenkel nass an. Sie stellen fest, dass die kurzen Hosen in der WC-Sitz-Position den Boden berührt haben.

Sie kommen zurück und erzählen die Geschichte Ihrer Frau. Die findet die Geschichte lustig.

Morgen, halb elf in Arco: Sie haben sich von ihrem Schock erholt und wollen das erste Mal das Abwasser aus Ihrem Camper entfernen. Sie kontrollieren das Ventil und öffnen den Verschluss. Sie gehen davon aus, dass jetzt nichts passiert. Sie liegen falsch…

... Sie verspüren gerade kein Bedürfnis sich die Hände zu waschen, aber Ihre Hände werden „gewaschen“. Nur mit viel Mühe können Sie den Verschluss des Abwassers wieder schliessen.

Ihre Hände riechen nach Fäkalien. Sie waschen sich die Hände. Als Sie zurückkommen begrüsst Sie ihre Frau mit einem netten: „Schatz, fühlst Du Dich heute angeschiessen?“


Genug von den Fäkalien - geplante Weiterreise 

Nach drei Tagen Arco fahren wir am Samstag weiter. Wir haben noch 11 Tage Zeit bis nach Las Vegas und werden den einen oder anderen Nationalpark auf dem Weg besuchen. Uns gefällt die Reise bisher ausgezeichnet, auch wenn wir unsere Liebsten bereits ein wenig vermissen. 

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