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Nepal: ...bis zum Himalaya: Trekking im Nationalpark Langtang

Veröffentlicht: 06.07.2017

Langtang


Wieder mit Bus machten wir uns gemeinsam mit Ripa auf den Weg zu unserem Ausgangspunkt für unser Trekking nach Syahbru Besi. Ich hatte mich nach den bisherigen Transporterfahrungen in Nepal bereits auf Schlimmes eingestellt, dennoch wurden meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Die veranschlagte Fahrzeit war mit etwa 7 Stunden angegeben worden, geworden sind es dann schließlich 10 Stunden. Nach heftigen Regenfällen waren die überwiegend unbefestigten, kurvigen Bergstraßen durch Steinschlag, Hangrutschungen und dicke Schlammschichten nur schwer passierbar. Mein Fensterplatz hatte den Nachteil dabei zu sehen, wie unglaublich knapp am extrem steilen Abhang sich unser Bus durch die Schlammmassen (dabei wackelnd wie auf einem Elefantenrücken) teils rutschend vorwärts arbeitete. Ehrlich gesagt, habe ich dabei während mir auch noch ziemlich flau im Magen war gedacht, das war's dann.... Immer wieder blieben Lastwägen hängen, die dann mithilfe einiger Helfer, die Steine unterlegten oder auch teilweise Baggern wieder über diverse Hürden gebracht werden konnten. 

Peter blieb dabei aus meiner Sicht erstaunlicherweise recht cool, während er fast bewundernd meinte, wie gut der Fahrer doch sein Gefährt im Griff habe. Bei diesen Straßenverhältnissen glaube ich aber, dass dies allein ohne eine ordentliche Portion Glück eigentlich nicht reichen kann....

Egal- nach 10 für mich unendlich langen, wirklich qualvollen Stunden kamen wir letztlich heil in Syahbru Besi im Nationalpark Langtang an.

Am Tag darauf startete unser Trekking, welches gleich zu Beginn mit einem etwa 2,5 Stunden dauernden sehr steilen Abschnitt begann und uns beiden ganz schön viel abverlangte. 





Unser erstes Ziel war nach etwa 6 Stunden das Bergdorf Gatlang, in dem das tibetische Volk der Tamang seit langem in äußerst einfachen Verhältnissen nach Tradition des tibetischen Buddhismus lebt.





Bezüglich Übernachtung habe ich nach anfänglichem Entsetzen rasch akzeptieren müssen, dass man hier die Erwartungen bezüglich Ausstattung, Sauberkeit und Komfort drastisch auf das einfach hier Mögliche reduzieren sollte. Das Positive an dieser Erfahrung ist natürlich, unseren alltäglichen und völlig selbstverständlichen Luxus zu Hause mit anderen Augen zu betrachten. Nachträglich bin ich sehr froh, dass ich dies davor als Trekking-Unerfahrene nicht so erwartet hatte. Denn ich hätte mich definitiv dagegen entschieden, was mich aber auch um viele neue faszinierende Erfahrungen gebracht hätte.





Nachdem wir uns mit einem jungen ebenfalls trekkendem Nepalesen unterhalten hatten, erfuhren wir, dass die von Ripa empfohlene Route als sehr schwierig und anspruchsvoll gilt. So haben wir unsere Trekkingpläne nochmals evaluiert und gemeinsam mit Ripa diese an unsere Fähigkeiten und Vorstellungen adaptiert.

Schon um 8.00 abends fielen wir todmüde ins Bett nach dem ersten sehr anstrengenden Tag. In der Früh erwachten wir gut ausgeschlafen, allerdings beide übersäht mit sehr stark juckenden Spuren nächtlicher Bettgenossen...

Nach einem sehr zeitigen Frühstück sind wir dann auf einer anderen Strecke zurückgewandert. Dabei trafen wir auf Kinder, die bereits früh morgens noch vor der Schule Feldarbeit zu verrichten haben.



Die Strecke führte uns über Hängebrücken und Hanffelder und eine wunderbare Landschaft.




In Syahbru Besi quartierten wir uns im sehr netten Buddha Guest House ein. Der Hotelbesitzer, ein junger Inder und gelernter Koch, den offenbar die Liebe nach Nepal geführt hat, zauberte für Peter die für ihn seit langem besten Spaghetti mit Tomatensauce.

Die weitere Wanderung brachte uns nach Rimche bereits auf 2450m Seehöhe. 


Peter hatte wiederum ziemlich mit der Höhe zu kämpfen und war daher gezwungen sein Tempo entsprechend anzupassen. Auffällig war, dass er nur halbe Portionen der eher schon (aus meiner Sicht) kleinen Mahlzeiten schaffte, mein Appetit sich hingegen mit zunehmender Höhe potenzierte😉. Dabei waren wir beide über mich überrascht, wie gut ich mich konditionsmäßig anpassen konnte.





Davor waren wir bei einer kurzen Rast Lukas, einem jungen Schweitzer und Tika, seinem nepalesischem Guide begegnet, wobei Tika und Ripa seit langem befreundet sind. Das sollte sich als grosse Bereicherung für uns alle herausstellen, wir haben in der Folge einige Tage miteinander verbracht und viel miteinander gelacht und auch erfahren.



Das Erdbeben 2015 hat hier viel Leid und Zerstörung hinterlassen. Dennoch unglaublich, wie tapfer und zuversichtlich die Menschen hier in die Zukunft blicken, so wie diese junge dreifache Mutter, die ihren Mann dabei verloren hat. Sie hat begonnen notdürftig wiederaufzubauen, die Unterkunft ist derzeit sehr basal und ohne Strom, aber die Defizite macht sie mit ihrem herzlichen und sonnigen Wesen wett. Jetzt ist kaum ein Tourist außer uns hier oben, da in der Regenzeit die Sicht zumeist bescheiden und Hangrutschungen und Steinschlag häufiger vorkommen. Aber ohne Tourismus kann sie die erforderlichen Investitionen alleine schwer aufbringen.


Hierauf führt keine Strasse, nur steile zum Teil sehr schmale, steile und steinige Wege. Sämtliche Güter werden hierher von Mauleseln und sogenannten Portern mühsam und mit grossem Geschick heraufgetragen. Dabei völlig unfassbar, dass Menschen überhaupt imstande sein können, mehr als ihr Eigengewicht bergauf zu tragen. Selbst auf rutschigem, nassem Untergrund wird dieser Balance-und Kraftakt ganz selbstverständlich vollführt und das häufig auch nur in Flip-Flops.


Die fleissigen Träger bei einer kleinen Pause


Die nächste Etappe führte uns in den Ort Langtang auf 3541m gelegen, der besonders schlimm betroffen und nahezu völlig zerstört worden war. Beklemmend über die riesige Gerölllawine zu gehen, die u.a. auch einen Fluss unter sich begraben hat, dessen gewaltiges Rauschen aber an manchen Stellen zu hören ist. 


Auf dem Weg dorthin liegt die sogenannte Langtang Valley Clinic, die einer Sanitätsstation entspricht und von der reizenden, jungen Krankenschwester Sim betreut wird. Nur bei dringendem Bedarf wird ein Arzt beigezogen, da in einem solch wirklich bedrohlichen Fall Patienten ohnedies mit Helikopter zum nächsten Krankenhaus befördert würden. Klar ist jedenfalls, dass man hier am besten keine akuten Probleme bekommen sollte...Sim zeigte mir stolz ihr Medikamentenlager und die Männer liessen sich gleich den Blutdruck von der hübschen Krankenschwester messen.




Die süße jüngste Tochter unserer Herbergsgeber 


Viele solcher Manimauern mit tibetischen Gebetstafeln sind entlang der gesamten Strecke zu sehen.

Den beeindruckenden Yaks begegnet man erst in größeren Höhen.

Dank kurzem Nebelfenster war uns sogar ein Blick auf Langtang II vergönnt.


Gebetsmühle mit "Wasserkraft" betrieben




So gings immer weiter hinauf nach Kyanjing Gompa auf 3900m. In diesem Dorf wird unermüdlich gebaut. Viele neue Häuser sind dort nun in erdbebensicherer Bauweise im Entstehen. Dabei setzt man auch hier vor allem auf den Tourismus, denn in der Hauptsaison soll dieser Trail sehr gut besucht sein.

Blick auf Langtang I, 7200m

Nachdem Peter zunehmend mit Atembeschwerden zu kämpfen hatte,  beschlossen wir auf noch höher gelegene Ziele zu verzichten.
Wir haben uns daher am nächsten Tag wieder auf den Rückweg gemacht. Überraschender Weise waren wir trotz nahezu durchgängigem Regen sehr flott unterwegs und haben schliesslich die gesamte Strecke bergab innerhalb von zwei Tagen zurückgelegt. Mit sinkender Höhe stieg Peters Tempo wieder auf sein übliches an.
Von Lukas und Tika mussten wir uns dann leider verabschieden, denn Lukas als erfahrener Nepaltrekker hatte noch einige anspruchsvollere Routen für die kommenden Wochen geplant.

Erschöpft, aber glücklich kamen wir ziemlich durchnässt in Syrahbru Besi an. Nach einer heissen Dusche waren wir beide wieder fit und Peter von einigen Blutegeln befreit, die mich dankenswerterweise verschont hatten.
Für die Rückfahrt nach Kathmandu hatten wir uns diesmal einen Platz in einem Jeep gesichert. Die Fahrt war dadurch unvergleichbar angenehmer, obwohl sie auch 8 Stunden bei strömendem Regen in Anspruch nahm.

So verbringen wir nun noch weitere 2 Tage in Kathmandu, um am kommenden Samstag weiter nach Bangkok zu fliegen und von dort einen Tag später nach Mandalay in Myanmar zu gelangen.


Antworten (1)

Silvia
Wunderbare Bilder, sehr beeindruckend eure Reiseerlebnisse! Ach, ich wär so gern ein kleines Mäuschen in eurem Rucksack ;)

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