Veröffentlicht: 14.01.2018
"Australien", haben sie gesagt "da ist immer gutes Wetter", haben sie gesagt.
Willkommen in Melbourne mit dem urbanen Graffiti, mit vielen veganen, organic (=Bio) Chai Lattes und den dazugehörigen Hipstern. Oh, du wunderschöne und gemütliche Stadt mit dem Charme von Berlin und einem griechischen Viertel, das seinesgleichen sucht. Mit einem wunderbaren Blick von Rooftop-Bars mit einem Pale-Ale oder Gin-Tonic in der Hand. Stadt mit den vier Jahreszeiten an einem einzigen Tag (... ok - ohne Schnee, aber mit allem anderen).
Apropos Berlin ... da waren wir quasi auch und zwar in West- und Ost-Berlin an ein und dem selben Abend - gestartet in Ostberlin und dann über die "Mauer" rüber in den Westen. In einer genialen Bar mit stilechter Einrichtung und tollen Cocktails. Nur die Preise waren durchgehend westlicher Standard...
Wie auch in fast allen anderen australischen Städten, hat Melbourne ein Chinatown. Wirklich tolle Erfindung, bzw. dem hohen Anteil von Asiaten geschuldet, dass jede Stadt seine eigene asiatische Kulturzone hat, in der sich nicht nur Dumplings und Sushi finden, sondern all die anderen Dinge, die niemand von uns essen würde. Einfach, weil wir Knorpel in so vielen Variationen gar nicht so lecker finden.
Urban Graffiti = keine Störer, die heimlich kritzeln, sondern begnadete Künstler, die Strassenzüge und kleine Gassen gestalten, und teilweise täglich umgestalten. Zum Teil geniale Bilder an riesigen Gebäuden. Und dies alles zwischen dem viktorianischen Stile der ersten Kolonialherren, ja das Commonwealth hat zugeschlagen und seine Spuren hinterlassen. Sogar in den Knast musste ich (Wendo) in entsprechendem Outfit. Als sich dann herausgestellt hat, es ist nur unser Hotel, war die Erleichterung gross. Hier sei dazu gesagt, dass es unmöglich war in Melbourne einen bezahlbaren, zentralen Camping Spot zu finden, so dass wir uns einfach mal ein richtiges Bett in der Stadt gegönnt haben.
Viele grosse Märkte mit so viel Kulinarik und Dingen zu kaufen, dass man gar nicht weiß, wieviele Extra-Koffer wir eigentlich noch benötigen um alles nach Hause zu bekommen. Vielleicht am Ende doch einen Container nach Deutschland schicken ....?!
Auf den Spuren der Ureinwohner, den Aborigines, haben wir uns das Melbourne Museum angesehen. Mit Schrecken mussten wir bei der Lehre der hiesigen Geschichte feststellen, dass egal ob Amerika, Afrika oder andere Kolonien, auch hier in Australien zu Anfang ein Völkermord stand. Ein friedliches und gemeinsames miteinander Auskommen und Entdecken, wie es die "Einwohner" Australiens (= Europäer, angeführt von Briten und deren Gefängnisinsassen zur Zwangsarbeit) gerne beschreiben, gab es nur selten. Viele schlimme Geschichten und Erkenntnisse, dass dieses so wackelige Ökosystem Australien eben nicht nur Natur und Tiere betrifft, sondern auch die Urbevölkerung, die bis heute mit den eingeschleppten Krankheiten und den angepassten Essgewohnheiten mit unseren verarbeiteten Zuckern, Weissmehlen und dem Alkohol überhaupt nicht klar kommen.
Nach so viel schwerer Kost ging es weiter an die Great Ocean Road, das wohl bekannteste kulturelle und landschaftliche Exportgut der Australier. Inklusive zahlreicher Busse mit Chinesen. Diese wunderschöne Straße an der Steilküste der Surf Coast ist ziemlich beeindruckend, auch wenn wir sie mit sehr gemischtem Wetter erwischt haben. Landschaftlich immer wieder unterbrochen von unseren Trips ins Inland um einen freien Campingplatz zu finden, nebenbei noch den ein oder anderen Wasserfall oder Regenwald erkundend. Kleine Oasen im Wald und am Meer mit den buntesten Vögeln und den knuddeligsten Bären überhaupt.
Unsere Reise und auch unser Entdeckungsdrang in Australien neigen sich nun langsam dem Ende. Ein paar Highlights folgen noch, und am Ende bleibt die Erkenntnis, dass die Westküste mit Westaustralien und dem Northern Territory im Vergleich zu dem was wir in Europa kennen, den größten Unterschied bietet und die beeindruckendsten Landschaften bietet.
Habe die Ehre.