Veröffentlicht: 23.03.2023
Aber es gibt in Kairo noch einiges zu sehen. Wahnsinnig viel Zeit bleibt uns heute nicht für Sightseeing. Obwohl wir bereits um 10 Uhr in Kairo angekommen sind. Es ist der erste Tag vom Ramadan und die Sehenswürdigkeiten schliessen früher. Zudem möchte niemand arbeiten, wenn es nicht nötig ist. Das heisst, es ist auch schwieriger Busfahrer zu finden oder Guides für die Sehenswürdigkeiten. Die Gruppe teilt sich auf: die einen besichtigen die Pyramiden von Sakkara und Memphis. Die anderen besuchen das neue Ägyptische Museum (GEM), das 2020 hätte eröffnet werden sollen - und es immer noch nicht ist. Man kann es aber bereits besuchen, wenn auch viele Exponate noch nicht ausgestellt sind. Es soll nun Mitte/Ende 2023 eröffnet werden (inshalla...).
Ich möchte als einzige in das koptische Viertel von Kairo gehen. Ich werde von Hoda zuerst beim National Museum of Egyptian Civilization (NMEC) abgeladen. Eine sehr schöne Sammlung mit einigen ausserordentlichen Exponaten. Unter anderem sind dort die königlichen Mumien zu sehen. Spannend finde ich auch die Ausstellung zu den Textilien, obwohl man sich den 2. Stock sparen kann. Länger als 2h kann ich nicht dort bleiben, sonst habe ich nicht genug Zeit für das koptische Viertel. Übrigens: man sollte einen grossen Bogen um die Cafeteria im NMEC machen. Einen Bissen und einen Schluck habe ich gerade noch runtergebracht, danach fliehe ich vor dem sogenannten "Essen". Und das im Civilzation Museum!
Ich nehme ein Uber, und merke schon schnell, dass um das ganze koptische Viertel Absperrungen aufgestellt sind und wesentlich mehr Polizeipräsenz vorhanden ist, als sonstwo. Die Realität ist, dass die Kopten immer wieder Ziel von Anschlägen werden. Alle der Sehenswürdigkeiten innerhalb des Viertels werden bewacht und man muss durch Security Checks gehen. Diese scheinen aber genauso sinnvoll zu sein, wie überall sonst in Ägypten. Es soll wohl eher das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle bewirken, als das es wirklich so ist. Darüber mache ich mir nun aber nicht zu viele Gedanken.
Die Stimmung im Viertel ist sehr schön, wenn auch immer wieder unterbrochen von Gruppen, welche im Gänsemarsch durch die schmalen Gassen laufen. Ich besuche die St. Georgskirche, die Hängende Kirche, die Sergios-und Bakchos-Kirche und die St. Barbarakirche. Klingt nach vielen Kirchen, aber sie sind relativ klein. Besonders gut gefällt mir die Sergios- und Bakchos Kirche, die älteste Kirche im koptischen Viertel. Aussergewöhnlich war auch mein Besuch in der St. Barbarakirche, da ich sie gerade betrete, als der Gottesdienst beginnt. Vom Weihrauch eingelullt lausche ich dem Gesang des Pfarrers (bzw. ich weiss nicht, wie dieser in der koptischen Kirche heisst). Eine mystische Stimmung, er hat glücklicherweise eine schöne, samtige und helle Stimme. Mir gefällt der Gesang, es ist eine Mischung aus arabischer Musik mit christlichen Motiven. Es scheint eine Art Vorsänger zu geben, welcher die Gemeinde in den Gottesdienst einführt. Ganz eindeutig ist das Vaterunser erkennbar: auch wenn ich kein Wort verstehe, das Ritual ist das Gleiche.
Nach etwas Schlendern im Viertel ist es höchste Zeit, dass ich zurückkehre. Ich nehme diesmal die Metro, das ist die schnellste Verbindung. Funktioniert einwandfrei, ist sauber und sicher. Es gibt auch einen Wagen nur für Frauen.
Beim Tahrirplatz verliere ich die Orientierung, bis ich es ins Hotel schaffe und umlaufe ich praktisch einmal. Naja, ist auch ein historischer Ort, es kann nicht schaden.
Um 19 Uhr gehen wir los, um etwas zu Essen. Die Strassen sind ausgestorben, zumindest für Kairoer Verhältnisse: Das Fastenbrechen hat kurz nach 18 Uhr begonnen und alle die können, sind nach Hause zurück gekehrt. Beinahe gespenstisch. Aber ein paar Stunden später, und das übliche Gehupe ist wieder zurück.