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Indonesien: Vulkane, blaues Feuer, toxische Dämpfe und das größte Säurefass der Welt

Veröffentlicht: 15.06.2018

Halo kamu!

Es freut uns sehr, dass Du unseren Blog liest und so an unserer Reise teilnimmst! In diesem Beitrag führen wir Dich durch Vulkane, blaues Feuer, toxische Dämpfe und das größte Säurefass der Erde!

Nachdem wir Gili Air (Lombok) verlassen hatten, verbrachten wir noch einen Tag auf Bali bevor wir mit der Fähre auf Java übersetzten. Die vulkanreiche Insel Java ist das geografische Zentrum Indonesiens und liegt im Tropengürtel zwischen Sumatra und Bali.

Nach unserer Ankunft auf Java wurden wir am darauf folgenden Tag um ein Uhr morgens abgeholt und nach Paltuding gefahren. Von dort aus wanderten wir im Dunkel der Nacht in warmer Kleidung und einer Stirnlampe auf 2.386 Meter Höhe hinauf zum Krater des Gunung Ijen. Der Vulkan Ijen ist einer von 38 Vulkanen auf Java. Der etwa 1,5 stündige, drei Kilometer lange und sehr steile Aufstieg zum oberen Kraterrand führte uns über sandigen Boden.

Oben angekommen kletterten wir die kahlen, steinigen Wände hinunter zum blauen Schwefelfeuer und dem Kratersee Kawah Ijen mit seinem blau-grünen Wasser und seiner heftig dampfenden Solfatare. Es war noch sehr finster, als wir ankamen um das blaue Feuer des brennenden, flüssigen Schwefels zu sehen. Erst wenn die schwefelhaltigen Gase heißer als 240 °C sind fängt der Schwefel Feuer und leuchtet in einem einzigartigen Blau! Ein faszinierendes Naturspektakel!

Als es heller wurde sahen wir wie schön der Kratersee im Vulkankessel liegt. Er wird von manchen Geologen und Mineralogen als "das größte Säurefass der Erde" bezeichnet. Der hohe Gehalt von Alaun, Schwefel und Gips ruft die intensive blau-grüne Farbe des Sees hervor. Das Wasser ist mit einem pH-Wert unter 0,3 extrem sauer und der Alaungehalt wird auf über 100.000 Tonnen geschätzt. Die Temperatur des Wassers liegt zwischen 35 °C bis 45 °C. Da die Lufttemperatur niedriger als die Wassertemperatur ist entwickeln sich fast immer Dampfschwaden auf dem 41 Hektar großen und bis zu 200 m tiefen See. Eine der aktivsten Solfataren der Erde befindet sich am Südostufer des Vulkansees. Hier an der bedeutensten Schwefelansammlung Indonesiens wurden bis zu acht Meter dicke Schwefelbänke durch 190 °C bis 240 °C heiße Fumarolen (vulkanische Dampfaustrittsstellen) abgelagert. Diese Gas-Ausströmungen enthalten hauptsächlich Schwefelwasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Wasserdampf. Der Schwefelwasserstoff hat einen unverwechselbar, widerlichen Geruch von faulen Eiern. Hinweisschilder warnen vor den giftigen Gasen, weshalb wir Gasmasken trugen. Dies sah zwar nicht besonders schick aus, schützte uns allerdings vor den toxischen Dämpfen und zudem vor dem unerträglichen Gestank.

Bereits beim Abstieg zum blauen Schwefelfeuer kamen uns immer wieder Minenarbeiter mit voll gefüllten, schweren Bambuskörben auf der Schulter entgegen. 1968 wurde hier eine Schwefelmine eröffnet. Durch ein System von Rohrleitungen werden die Schwefeldämpfe zu tiefer liegenden Entnahmestellen geleitet. Dort tritt der Schwefel als heiße zähflüssige orange- bis rotfarbigte Masse aus und verwandelt sich erst nach Abkühlung in ein leuchtendes Gelb. Einheimische Minenarbeiter brechen ohne jegliche Schutzkleidung und mit sehr spärlichem Schuhwerk den Schwefel mit Eisenstangen ab und tragen die abgebrochenen Erzstücke in Bambuskörben (voll gefüllt bis zu 100 kg schwer) vier Mal am Tag über den 200 m höher liegenden Kraterrand zu Tal. Der Aufstieg war für uns mit warmer Kleidung, festem Schuhwerk und ohne extra Gepäck schon anstrengend. Was diese Arbeiter hier täglich leisten ist unvorstellbar! Zumal sie pro Kilogramm Schwefel nur 1.000 indonesische Rupiah verdienen. Dies entspricht für diese Schwerstarbeit unter extremen Umständen bei 4 x 80 kg einen Tagesverdienst von 19 Euro! Bis zu sechs Tonnen Schwefel werden auf diese mühsame Weise täglich zu einer Sammelstelle getragen.

Gleich am Folgetag ging es um drei Uhr morgens mit einem 58 Jahre alten Toyota Land Cruiser, bei sternenklarer Nacht zum Aussichtspunkt am Ganung Penenjakan um den Sonnenaufgang über dem Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark zu bewundern. Aus dem Schwarz der Nacht zeichnete sich langsam ein immer kräftiger werdender rot-oranger Streifen über der Bergkette ab. Als es heller wurde sah man wie wolkenverhangen das Tal unter uns war! Wir hatten eine wunderbare Aussicht auf Bromo, Batok und Semeru, welcher von unseren Augen eine kleine Aschewolke in die Atmosphäre entsendet hat. Semeru ist mit 3.676 m Höhe der höchste Berg Javas. Die Morgensonne tauchte die Struktur der Vulkane in ein warmes, goldenes Licht. Nachdem wir diesen einmaligen Ausblick auf uns wirken lassen und das endlos wirkende Selfie-Spektakel der asiatischen Familie vor uns ausgesessen hatten, fuhren wir über den feinen Vulkansand des Lautan Pasir (indonesisch für "Sea of Sand") zum Fuß des 2.329 m hohen Bromo. Die Landschaft sieht einer Mondlandschaft gleich. Wir gingen den steilen Krater hoch und fanden ein atemberaubendes Panorama vor! Der Kraterkegel fällt sehr steil ab und aus seinem tiefsten Punkt steigt weißer Rauch empor. Unser Guide meinte Wagemutige wandern auf dem sehr schmalen Rand einmal um den gesamten Krater herum. Teilweise ist er nur fußbreit und es ist sehr gefährlich den sandigen Grad entlangzugehen. Wir blieben vorsichtshalber hinter dem Geländer und beobachteten von dort aus das Brodeln und Zischen unter uns.

Wir hätten nie gedacht auf unserer Reise auf einen Vulkan zu wandern. Und nun waren wir bereits auf mehreren!

In unserem kommenden Beitrag werden wir Dich auf eine Reise zu verschiedenen indonesischen Tempeln nehmen. Wir hoffen sie werden Dich genauso faszinieren wie uns. :)

Herzliche Grüße und sampai jumpa,

Vroni und Maria

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