Veröffentlicht: 02.11.2016
Nach einer wunderbaren Nacht in unserem kleinen am Rand der Stadt gelegenen Hotel werde ich um 6.30 wach und es zieht mich raus auf die Terrasse. Vom Balkon aus kann ich das morgendliche Treiben der Bewohner hier beobachten - die Kinder fahren, oder werden gefahren, zur Schule. Die Büffelfrau versucht ihre Büffel zu bewegen ins Wasser zu gehen und nicht nur das leckere Grün am Wegesrand weg zu naschen. Die Enten und Hühner watscheln über die Straße und wollen ebenfalls ihr Tagwerk am oder im Reisfeld beginnen. Hin und wieder kommt auch ein Hund vorbei - Landleben eben.
Zum Frühstück werden wir mit frischen Säften, viel Obst und frischem Omelette verwöhnt.
Mit guter Stärkung im Bauch schnappen uns die Räder und klingeln und schlängeln hier in Verkehrgetümmel feste mit - es klappt gut, immer schön treten, nur nicht stehen bleiben 😀 wir radeln zum Keramikdorf - alles kommt mir sehr bekannt vor und ich setze mich nach ewig langer Zeit einmal wieder an die Scheiben - ok, das ging einmal besser 😳 im Keramikmuseum erfahren wir Einiges über das traditionelle Töpferhandwerk hier vor Ort - Kümmelschänke lässt grüßen 😀 und sehen viele Gebäude aus der ganzen Welt als Ton-Miniaturen.
Auch der Besuch der kleinen Töpfereien im Dorf selbst, mit Schautöpfern, erinnert mich sehr an Kümmelschänkenaktionen.
Schön zu sehen ist, wie eine sehr alte, und wohl auch sehr bekannte, Töpferin ihr Handwerk noch einmal vorführt - am Boden vor der Scheibe kniend, während ihre Tochter die Scheibe bewegt, sitzt noch jeder ihrer Handgriffe am Ton 😀
Auf dem Rückweg vom Keramikdorf kommen wir an einem kleinen Hafen vorbei, in dem die Fischer grad ihren frischen Fang verkaufen - und das ist hier noch echtes Handeln. Frauen und Restaurantköche kaufen hier ein oder die Ware landet auf dem Markt bzw. in kleinen mit Eis gefüllten Schüsseln. Mit diesen laufen Frauen in der Stadt von Shop zu Shop und bieten den Fang an. Die vietnamesischen Geschäfte haben neben der Verkaufsfläche auch meistens einen Wohnbereich. Zwischen 12 und 15 Uhr ist Pause, d.h. es wird vor Ort gekocht und gegessen, da kommen frischer Fisch oder Muscheln gerade recht.
In Hoi An wieder angekommen wollen wir unsere erworbenen Sammeltickets für Sehenswürdigkeiten einlösen. Doch erst einmal brauchen wir wieder eine Stärkung - sind ja mind. 15 km 🚴♀️ gefahren 😀
Wir finden ein niedliches Restaurant und Stefan probiert sich am traditionellem Cau Lau - eine Nuddelgericht mit geröstetem Reiscrackern, Gemüse, vielen Kräutern und zart aufgeschnittenem Schweinefleisch. Ich bleibe bei der vegetarischen Variante - Gemüsereis😀
Danach zieht es uns in zwei der jahrhundertealten Kaufmannshäuser. Wir erleben eine Reise in die Geschichte von Hoi An, die aus einem Mix vietnamesischer, chinesischer und japanischer Kultur und Architektur besteht.
Chinesische Kaufleute haben vor 300/200 Jahren begonnen diese Langhäuser zu bauen - Werkstatt und Verkaufsraum, offener Innenhof und Wohnräume. Die Häuser liegen zwischen zwei parallelen Straßen - eine Straße liegt am Fluss (Ab- und Antransport). Da es hier jedes Jahr Hochwasser gibt, davon können wir uns ja selbst ein kleines Bild machen, sind die Häuser so gebaut, dass alle Möbel, Werkzeuge etc. schnell ins erste OG gebracht werden können - das erinnert mich auch sehr an etwas - ach ja Elbe und Oder verschaffen uns ja ähnliche Erlebnisse.
Zum Abschluss besuchen wir noch die japanische Brücke - ein Schmuckstück - und sehen davor ein Pärchen in traditioneller Kleidung. Die Farben und Muster der traditionellen Kleider sind echt eine Augenweide. Kein Wunder, dass Hoi An das Schneidern so hoch entwickelt hat. Hoi An ist heute ein Traum - eine süße quirlige Kleinstadt und ein Klamotteneldorado schlechthin 😍 hier gibt's unzählige Designerläden.
Mit einer Vorstellung im Wasserpuppentheater wollten wir unseren Abenteuertag ausklingen lassen - wir mussten nur den Weg dorthin finden, und das in der rush hour😳🤔
Die Mopeds scheinen sich unentwegt im Kreis zu bewegen. Es gibt keinen Stillstand, nur den Wunsch, sich einzufädeln und dabei zu sein. Unser Ziel ist die Puppentheater Arena von Hoi An. Wir fädeln uns in der Altstadt in den Verkehr ein und sind nun Teil des funktionierenden Systems aus Fußgängern, Fahrrädern und motorgetriebenden Vehikels. Die Route haben die Einheimischen im Kopf und wir auf einer Übersichtskarte. Mit unserer Suche verlassen wir den Weg der Geschmeidigkeit und stören die Choreografie, die den Verkehr wie ein Tanz anmuten lässt. Nach etlichen Kreuzungen und Straßenübergängen sind wir da, doch umsonst: Die Show läuft am Freitag. Kerstin hat genug vom Tanzen - doch das zählt nicht. Wir müssen weiter. Also rein ins Getümmel und ab gen Hotel, in dem ein ruhiger Abend auf uns wartet.