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Dejavue - vom Darßwald an die Oder

Veröffentlicht: 11.11.2016

Wir stehen pünktlich 5:30 Uhr gemeinsam mit der Sonne auf und machen uns noch im Schlafdress und mit Taschenlampe ausgestattet auf nach draußen, um die ersten Tiere zu entdecken.

Kerstin hat Bilder vom glücklichen Elefanten versprochen, bis auf einen weißen – Insider wissen, wovon ich spreche – haben wir noch keinen gesehen. Blicken ließ sich allerdings nur ein Eichhörnchen. Dafür sind die Vögel bereits voll am Arbeiten - was hatten die für einen Spaß, sich gegenseitig mit dem Gesang zu überbieten. Mit aufsteigender Sonne geht es um 6:30 Uhr mit dem Boot auf dem Fluss am Dschungel entlang. Das frühe Aufstehen lohnt sich: Neben einer wunderschönen Landschaft kommen uns seltene Vögel und eine Affenfamilie vor die Linse.

Als wir beim Landgang auf der Brücke stehen und stromabwärts blicken, muss ich an Dresden und an die Oder denken. Ein schönes Gefühl. Nach zwei Stunden Fahrt und einem kleinen Frühstück gehts es mit dem Jeep 10 km ins Parkinnere und dann durch den Dschungel weiter zu Fuß in Richtung Krokodilspielplatz.

Was für ein Wald. Wir laufen auf Lavagestein vorbei an einem Geflecht voller Grün und Braun, ineinander verschlungen oder majestätisch alleinstehend. Wir stehen voller Ehrfurcht vor 500 Jahre alten Bäumen und sind begeistert. Wir spüren, und das ist kein Hokuspokus, die Energie, die diese gewaltigen Bäume ausstrahlen. Nach 5 Kilometern Fußmarsch erreichen wir eine abenteuerlichen Holzkonstruktion, so eine Art Hochstand, machen es uns auf den alten Stühlen bequem und warten. Nach ca. 20 Minuten sehen wir in der Ferne 2 Augen und die Nase eines Krokodils. Welch ein Glück. Doch noch immer kein Elefant. Die Landschaft erinnert mich an das Oderbruch. Alles wirkt unwahrscheinlich friedlich. Die Tiere machen ihr Ding, wie immer äußerst geschmeidig. Stress würde hier nur entstehen, wenn ein weiterer Akteur mitspielen möchte. Das Krokodil zieht weiter seine Kreise und verschwindet irgendwann, auf der Suche nach seinem Dundee, so unauffällig, wie erschienen, bescheiden von der Bildfläche. Unsere Ausbeute von Gesehenem sind ein großer Gecko und mehrere Vögel. Zufrieden treten wir den Rückweg an, sehen Äffchen von Baum zu Baum springen und erfahren unterwegs von Than, unserem Guide, das die vietnamesischen Familien angehalten sind, nur noch maximal zwei Kinder pro Familie zu zeugen. Ab dem 3. Kind wird eine Strafe fällig und: Es muss begründet werden, wie es dazu kommen konnte! 😊 Wir fragen uns, ob das bei der großen Anzahl von 6 Millionen Katholiken im Land, nach den Philippinen die zweitgrößte katholische Gemeinde in Südostasien, auf Dauer funktionieren kann und was Rom wohl dazu zu sagen hat.

Vom Reden abgelenkt, laufen wir weiter, vorbei an den Büschen und Bäumen, lassen die wunderbaren Fotomotive hinter uns. Auf einmal bleibt Than abrupt wie versteinert stehen. Instinktiv tuen wir es ihm gleich, ohne die Ursache für dieses pantomimische Einfrieren der Bewegung zu verstehen. Die liegt vor uns auf dem Boden, schwarz und ca. 100 cm lang: Eine Kreuzotter. Sie wartet und schlängelt schließlich auf den Lavagestein elegant in die Tiefen des Dschungels. Da war sie also, unsere kleine Lehrstunde zum Thema Aufmerksamkeit im Dschungel. Wir verfolgen das Reptil mit unseren Blicken und setzen den Gang zum vereinbarten Treffpunkt fort.

Nach einer halsbrecherischen Fahrt auf dem Jeep durch den Dschungel, wobei wir an vielen Stellen den wilden Darßwald entdecken, steuern wir unser letztes Ziel, die Schutzstation für Tiere an.

Auf dem Gelände des Nationalparkes finden der Malayenbär, eine besonders zu schützende Art, Schutz vor Verfolgung durch den Menschen. Die Bären wurden von den Behörden beschlagnahmt, weil sie bereits als Jungtiere von Wilderern entführt und für den Weiterverkauf bestimmt waren. Neben den Bären fanden auf dem Gelände noch Gibbons, die lustigen orangefarbenen Affen Unterschlupf.

Bei einem traditionellen Abendessen verabschieden wir uns von Than und bereiten unsere Abfahrt morgen früh nach Ho Chi Minh City vor.

Stefan

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