Von Nürnberg nach Sylt mit dem Radl
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Tag 8: Bye Bayern, hallo Thüringen!

Veröffentlicht: 17.08.2021

Zuallererst: Wie war das Frühstück im Hotel "Vierjahreszeiten"? Eher durchwachsen für vegetarische Ansprüche, zudem hatte die Busreisegruppe vor uns schon das Buffet bis auf minimale Reste geplündert. So waren wir, laut Aussage der Inhaberin, um 8:30h (!) die beiden letzten am Buffet. Letztlich lautet die Grundregel bei praktisch allen Hotels (sofern man nicht nur Käse, Wurst und die übliche Müslimische essen möchte): Leckere (Gemüse-)Aufstriche für's Brötchen mitnehmen! Und ein ganz simpler Rat an alle Hotels: Bietet einfach mehr (vegane) Aufstriche an, die erhöhen die Vielfalt doch enorm (siehe das Hotel in Goslar). Außerdem gibt es sie in kleinen Mengen, sie sind oft lange haltbar und nehmen nur einen geringfügigen Platz auf dem Buffet-Tisch ein.

Um 10:45h waren wir wieder auf der Straße und fokussierten uns auf das Ziel, den Campingplatz in Bockstadt bei Eisfeld. Nachdem wir von Bamberg aus nach Breitengüßbach dem noch kleinen Main gefolgt waren, führen wir nun bis nach Coburg die Itz hinauf, die bei Breitengüßbach in den Main mündet. Nach den ersten Kilometern fuhren wir auf einem Radweg, der gleichzeitig ein Obstlehrpfad war. Viele Obstbäume reihten sich links und rechts am Wegesrand, mit Infos über die Sorte, den Erntezeitraum und Geschmack. Die getesteten Zwetschgen befanden wir als am leckersten. Die Birnen waren auch schon zum Teil reif, die Äpfel noch überaus sauer. Als wir dort einen Halt zum Auftragen von Sonnenschutzcreme einlegten, hielt ein Rennradfahrer bei uns an und bat um etwas Creme für seine Unterarme. Er komme aus Goslar und lege die Strecke von dort gerne in zwei (!) Tagen zurück, wenn er seine Kinder zu seinen Eltern bringe. Da er ursprünglich aus Goslar kommt, schwärmte er von den dortigen riesigen Windbeuteln und warnte uns bereits vor, dass der Harz durch den Borkenkäfer ganz schön in Mitleidenschaft gezogen worden war... So erhielten wir Infos zur Harz-Region für Sonnencreme, ein ordentlicher Tausch :-)

Bevor wir Coburg erreichten, hatte Janina auf einmal eine Schraube locker, bzw. - genauer gesagt - ihr Fahrradschuh hatte eine Schraube verloren. In der Konsequenz konnte sie sich mit dem einen Schuh nicht mehr aus der Pedale ausklinken. Erst nach etwas Rumgewackel hatte sich der Aufsatz soweit verkantet, dass der Schuh wieder frei war. Wir suchten noch den Fahrradweg nach der verlorenen Schraube ab, aber unsere Suche blieb erfolglos. Nachdem wir auf dem weiteren Weg viele Kirschbäume mit sehr vielen kernigen Überresten auf dem Boden passierten, kamen wir glücklicherweise an einem Baumarkt vorbei. Jörg fand zur erforderlichen M5 x 12mm Schraube mit Flachkopf einen annähernd passenden Ersatz, sodass Janina ihren Schuh direkt wieder einsetzen konnte!

Gegen 14:30h kamen wir in Coburg an. Nach dem dürftigen Frühstück hatten wir Hunger, so suchten wir ein Bistro-Café auf. Unsere Wahl fiel auf das "Picknick coffee & snacks". Wir verputzten einen Wrap, ein Stückchen Kuchen und ein veganes Curry. Danach rollten wir auf den Marktplatz und anschließend fuhren wir die paar Meter zum Schlossplatz. Eigentlich wollten wir auch zur Veste Coburg hinauf, aber sie thronte imposant auf einem Berg. Der Gedanke, diesen Anstieg hochzufahren um die Burg von innen zu sehen, schreckte uns ab, da wir in den nächsten Tagen noch genug Anstiege erwarteten. Wir blieben am Boden (der Tatsachen) :-))

Weiter ging es danach zum Zeltplatz nach Bockstadt. Auf dem Fahrradweg überraschte uns nach einer Kurve der blanke Hintern einer Wildpinklerin. Diese hatte sich einen denkbar unpassenden Platz an einer Kreuzung ausgesucht, vielleicht hatte sie aber auch keine Zeit mehr für eine ausgiebige Suche. Wir waren wohl alle überrascht... Nach Bockstadt war es bereits durchaus bergig. Es ging über Unterlauter, Oberlauter und Tiefenlauter im Lautertal irgendwann unbemerkt über die Grenze nach Thüringen. Zwischendurch, auf einem Feldweg, machte Jörg's Hinterradbremse leichte Probleme. Spätestens jetzt wurde klar, dass die mittelguten Zwei-Kolbenbremsen mit 160mm Bremsscheiben absolut nicht für gepäckträchtige Fahrradfahrten durch hügeliges Land geeignet sind. Vorsicht war geboten!

Gegen 18h kamen wir in Bockstadt in der Münchhausen Allee an. Es handelte sich um einen kleinen Campingplatz, allerdings überzeugte er mit höchster Sauberkeit und Privatsphäre. Top! Der Campingplatzwart versorgte uns auch mit dem einheimischen Bier "Schwarzbach". Diese Brauerei besteht seit etwa 1400 und ist damit angeblich die älteste Brauerei im Thüringer Wald. Heutzutage hat sie noch etwa 15 Beschäftigte. Auf der kleinen, aber feinen Zeltwiese auf dem Campingplatz waren wir an diesem Montag die einzigen, am vorherigen Wochenende war es wohl deutlich voller. So hatten wir die Bänke und Tische für unser Gepäck ganz allein. Jörg prüfte seine Hinterradbremse und Janina machte das Innenzelt bezugsfertig :-) Abends gab es noch etwas Obst und Müsliriegel, da wir keine Lust mehr hatten, zum nächsten Restaurant im Nachbarort zu fahren. Es muss ja nicht immer ein 3-Gänge-Menü in einem Restaurant sein! 


Daten zur 8. Etappe:

Fahrstrecke: 63,8 km
Fahrzeit: 4:33h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,0 km/h
Max. Geschwindigkeit: 36,2 km/h
Höhenmeter: 488 m

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