Von Nürnberg nach Sylt mit dem Radl
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Tag 6: Die deutsche Bahn rettet uns

Veröffentlicht: 16.08.2021

Nach einer durchaus erholsamen Nacht im neuen Zelt (nur um etwa 5 Uhr sprangen Gänse in den See - im Halbschlaf hatte Jörg sich gewundert, warum Kinder so früh schon schwimmen gehen...) snackten wir zum Frühstück Brötchen vom Vortag (die wir von der Bäckerei am historischen Wasserrad in Georgensmünd erworben hatten). Das Zelt ließen wir bei schönstem Sonnenschein noch etwas trocknen und danach ging es los in Richtung Erlangen. Der Großteil der Strecke verlief am Main-Donau-Kanal entlang. Durchaus flach, nur bedingt staubig, relativ wenig abwechslungsreich. Ein großes Schiff und mehrere Schleusen sahen wir. Jedoch, die Regenwolken hingen uns im Rücken. Gegen 12h war dann auch die Sonne ganz verschwunden. Wir verließen den Kanalweg bei Nürnberg-Gartenstadt und bogen dort auf den alten Ludwig-Main-Donau-Kanal ab, eine wirklich schöne Strecke. In der südlichen Innenstadt von Nürnberg drehten wir eine Extrarunde auf der Suche nach der Altstadt, da die Kombination aus Jörg und Naviki-App in der Stadt (ohne Kopfhörer) nicht so gut funktionierte und zwei Baustellen Janinas Orientierungssinn durcheinander brachten. Nachdem wir den südlichen Teil Nürnbergs passiert hatten, der durchaus vergleichbar war mit der Nordstadt Dortmunds (diese ist allerdings dreckiger), kamen wir zur Stadtmauer. Und dort wurde klar: Die Altstadt ist voll von Menschen, voll von Touristen, vermutlich auch aus aller Welt, schlimm! Es war der erste Samstag im Monat und in den Ferien, noch dazu fand der Christopher Street Day statt. Nach kurzer Zeit setzte zu allem Überfluss auch noch Regen ein... Ach wären wir doch über Fürth geradelt! Überdies waren wir unentschieden, was wir als nächstes machen sollten, denn der Regen sollte vorerst nicht enden. So suchten wir zunächst nach einem gut bewerteten Café in der Nähe. Es waren jedoch sowohl draußen als auch drinnen alle Plätze belegt. Tolle Wurst! Es war Samstag früher Nachmittag und es regnete, da war es gut nachvollziehbar, dass alle Leute die gleiche Idee wie wir hatten. Neben dem Café befand sich ein italienisches Restaurant mit Außenbereich und aufgespannten Sonnenschirmen, unter denen wir Obhut suchten. Doch der Kellner schloss kurz darauf einen Schirm nach dem anderen, angeblich waren sie nicht wetterfest... Er lud uns zwar ins Restaurant ein und wir waren erst nicht abgeneigt, doch auch dieses befüllte sich immer mehr. Daraufhin entschieden wir uns, mit dem Zug nach Erlangen zu fahren und dort ein Hotel - statt des geplanten Campingplatzes (Camping Club Rangau) - aufzusuchen. Wir zogen uns unsere Ponchos über und radelten zum Nürnberger Hauptbahnhof, etwas betrübt durch die gefühlte Niederlage gegen den Regen. Auch dort waren unzählige Menschenmassen unterwegs, was insbesondere das Stressniveau von Jörg weiter ansteigen ließ. Wir suchten eine passende Zugverbindung und glücklicherweise fuhr die Bahn von einem Gleis ab, das mit einem Fahrstuhl (mit ausreichender Größe) erreicht werden konnte. Die Tickets kauften wir per Bahn-App (die natürlich zwischendurch abstürzte). Am gut gefüllten Gleis mit unseren bepackten Drahteseln angekommen, ging Jörg los und kaufte etwas zu essen und einen Kaffee bei einem der Bäckereistände ein. Der Stresspegel sank, zum Glück. Obschon wir sahen, dass wir nicht die einzigen Radfahrer waren, die vor dem Regen mit dem Zug flohen, fanden wir glücklicherweise ganz vorne ein Plätzchen nur für unsere Fahrräder und uns. Wir versperrten zwar etwas den Weg, aber Erlangen war bereits die zweite Station des Zuges, der das ferne Leipzig (4 Stunden Fahrzeit) als Ziel hatte. So rettete uns die deutsche Bahn vor Regen und einer überfüllten Nürnberger Innenstadt.

In Erlangen machten wir uns auf zu dem bereits vorab als Camping-Alternative herausgesuchten Hotel "Creativhotel Luise". Auf der booking.com-Internetseite waren auch noch Zimmer zur Verfügung, so hatten wir Hoffnung, eine trockene Unterkunft zu erhalten. Auf dem Weg kaufte sich Janina erst einmal an einem Süssigkeitenstand in der Innenstadt eine heiße Tüte gebrannter Mandeln zur weiteren Stimmungsaufhellung :-) So viel Zeit muss sein! Danach ging es weiter zum Hotel. Nach ein paar Minuten wurde uns bewusst, dass wir in dem herausgesuchten Hotel bereits vor drei Jahren eine Nacht verbracht hatten! Welch ein kurioser Zufall! Am Empfang des Hotels wurden wir freudig aufgenommen. Auch die Nachricht, dass wir dort bereits einmal nächtigten, munterte den gebeutelten Hoteleigner auf (Corona + zwei Überflutungen ihrer Tiefgarage in 2021). Und wir waren glücklich, dass wir ein Zimmer bekommen hatten! Als erstes ging es stracks unter die warme Dusche. Danach relaxten wir, Jörg schlummerte sogar knapp 2 Stunden - tief und fest. Da war wohl noch etwas Aufholbedarf nach der ersten Nacht im Zelt...

Am Abend entschieden wir uns, etwas per Lieferando zu bestellen, zumal es noch immer regnete. So hatten wir ein Dinner im Hotelzimmer, es gab Leckeres von einem Asian-Fusion-Restaurant. Danach schliefen wir geschafft und satt im wohlig-warmen Bett unter dem aufgemalten Sternenhimmel ein :-)


Daten zur 6. Etappe:

Fahrstrecke: 44,7 km

Fahrzeit: 3:08h

Durchschnittsgeschwindigkeit: 14,2 km/h

Max. Geschwindigkeit: 31,4 km/h

Höhenmeter: 109 m

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