Von Nürnberg nach Sylt mit dem Radl
Von Nürnberg nach Sylt mit dem Radl
vakantio.de/von-nurnberg-nach-sylt-mit-dem-radl

Tag 9: Die schwerste Etappe - hoch in den Thüringer Wald

Veröffentlicht: 17.08.2021

Heute ging es in den Thüringer Wald! Dieser war gestern schon in der Ferne zu erkennen gewesen. Ohne Frühstück und nach Abpassen eines kurzen Regenschauers radelten wir gegen 11 Uhr mit Sack und Pack los. Zunächst lagen keine größeren Anstiege auf unserem Weg. Das Wetter war gut, dies sollte laut Wettervorhersage auch die kommenden Tage so bleiben; gemäß der in diesem Jahr geltenden Regel: "Wenn es bergauf geht, scheint die Sonne. Geht es bergab, dann regnet es bzw. ist es bewölkt und kalt." So befuhren wir ein kurzes Stück des Werra-Radwegs, überquerten bei Harras die dortige schmale Werra und genossen die leicht hügelige Landschaft. Bei Brattendorf kauften wir dann endlich unser Frühstück in einem Edeka ein sowie noch etwas weiteren Proviant / noch mehr Packlast. Wir fuhren noch etwas weiter, vorbei an der Schlossbrauerei Schwarzbach, bis wir an einer ruhigen und schön gelegenen Stelle frühstückten. Nach dieser halbstündigen Pause setzten wir vollgefuttert unsere Tour in Richtung Schleusingen/Suhl fort. Zum Glück ging es auf einem Radweg ohne herausfordernde Anstiege weiter. Nach dem ausgiebigen Frühstück wären wir wohl auch steile Anstiege einfach heruntergekullert.

Es ging weiter vorbei an dem Ratscher Bergsee und dem Schloss Bertholdsburg in Schleusingen. Schleusingen stellte auch praktisch das Eintrittstor in den (kleinen) Thüringer Wald dar. Kurz nach 14h, gen Suhl über Fischbach und durch das "lange Tal" fahrend, ging es hoch zum Donners-Berg, auf den Rennsteig-Dolmar-Weg. Als wir die ersten Meter des dazugehörigen Anstiegs sahen, erblickten wir auch das Schild "Eiserne Hand", das in die Richtung zeigte, in die wir auch fahren sollten. Der Name war auf jeden Fall Programm, denn wir mussten auf 8 km Fahrstrecke mehr als 250 eiserne Höhenmeter absolvieren. Es war anstrengend. Zudem verfolgte uns eine Bremse, die es leider schaffte, Janina einmal am Ellenbogen zu stechen. Jörg hatte sich vorher auf Beine und Kleidung "einge-deet-et" und fuhr außerdem etwas schneller voraus. Bremsen rufen bei ihm eine besondere Fahrmotivation hervor :-) So war Janina eindeutig das leichtere Opfer. Oben an dem kleinen Denkmal der eisernen Hand angekommen (eine aus Eisen gegossene Hand, die in den Himmel zeigte), machten wir eine kurze Verschnaufspause. Eine Bank mit Überdachung gab es und es sah ganz friedlich, nicht eisern-erschaudernd aus :-) Es gibt übrigens mehrere Erklärungen zur "Eisernen Hand"; zum Beispiel, dass dort ein Platz war, an dem Zug- und Trage-Tiere gewechselt wurden.

Weiter nach Suhl ging es bergab und so verloren wir die schwerlich erkämpften 250 Höhenmeter wieder, leider! Die Waffenstadt Suhl bestand gefühlt aus einigen Plattenbauten, einem Busbahnhof und einer Einkaufsstraße, in der so manche Cafés erst gar nicht geöffnet hatten bzw. um 16:30h bereits die Luken schlossen. Suhl bestand auch aus etwas Fachwerk und DDR-Ampelmännchen. Wir setzten uns schließlich in den Außenbereich des "Cafe & Bar Delphi". Die hatten eine gute Auswahl, aber der Service war unterirdisch langsam. So legten wir das zu bezahlende Geld einfach auf den Tisch, da die Rechnung sehr auf sich warten ließ. Während wir dort saßen und was tranken, brutzelte die Sonne uns ordentlich. Als wir wieder losfuhren, verschwand sie und was zog auf, natürlich: Regenwolken, obwohl es bergauf ging... 

Das nächste Städtchen vor Oberhof war Zella-Mehlis, ein paar Kilometer von Suhl entfernt. Die beiden trennten jedoch knapp 200 Höhenmeter. Wir gingen ordentlich in die Pedale, die Regenwolken hingen schon bedrohlich nah über uns. Als wir an dem letzten Anstieg vor dem Bahnhof am Ortseingang waren, fing es an wie aus Kübeln zu regnen. Die Regenponchos und Schuhprotektoren kamen schnell zum Einsatz. So standen wir am Rand an einer relativ verkehrsberuhigten Straße unter einem Baum, der anfangs auch noch Regentropfen von uns fernhalten konnte. Nach ein paar Minuten waren wir dann trotzdem von oben und auch von unten nass. So fuhren wir bis zur nächsten Bushaltestelle weiter, die uns hoffentlich etwas mehr Schutz bot. Außerdem hatten wir uns dagegen entschieden, weiter nach Oberhof mit dem Rad zu fahren, da es schon bald 18 Uhr war. So übersprangen wir mit einer Busfahrt die nächsten 8,5 km und knapp 290 Höhenmeter hoch nach Oberhof. Vermutlich hätten wir diese auch nicht mehr bis zum Anbruch der Dunkelheit mit dem Rad geschafft, dafür hätten wir morgens früher losfahren müssen. Im Bus waren wir die gesamte Fahrt über die einzigen Passagiere :-)) Das war auch gut so, denn wir hatten mit unseren beiden Fahrrädern auch den hinteren Einstieg und den Weg zwischen den Sitzen komplett blockiert. Dieser Bereich war allerdings auch sehr klein. Übrigens, als wir auf den Bus gewartet hatten, hörte der Regen auf und die Sonne schien wieder, so konnten wir etwas trocknen. Auf der Busfahrt selbst gab es jedoch einen weiteren Regenschauer - welch ein unbeständiges Wetter! 

Nach knapp 30 Minuten kamen wir in Oberhof an. Und wir bemerkten erst zu dem Zeitpunkt, dass es sich um das Oberhof handelt, das ein bekanntes deutsches Skizentrum ist (insbesondere für den Biathlon, Bobsport und Skilanglauf). Dort oben war die Aussicht schön und es war merklich kälter. Doch am Ziel für heute waren wir noch nicht! Jedoch machten wir uns zuerst auf die Suche nach etwas zu essen. Trotz einiger Sommertouristen hatten viele Restaurants zu, diese irrten wie wir umher und versuchten, einen Platz in den wenigen geöffneten Restaurants zu finden. Beim Restaurant "Beim Waldschrat" konnten wir aufgrund unserer Fahrradmontur und unseren hungrigen und nassen Antlitzes bei der Kellnerin punkten und Essen zum Mitnehmen ordern. Während wir auf unser Essen gewartet hatten, kamen etwa 30 Leute in Kleingruppen und gingen dann auch wieder, denn das Restaurant war bereits ausgebucht. Neben Nudeln und Kartoffeln gab es für uns sogenannte Kloßpommes, wohl eine lokale Spezialität. Als wir unseren Essensfang in der Tasche hatten, mussten wir uns praktisch nur noch bis zum Campingplatz am Lütschesee herunterrollen lassen. Der Weg durch den Wald war nebelig und feucht. Auf dem Weg zum Stausee kamen wir an ein paar Pferden vorbei; eines war neugierig und wurde mit einem angegessenen, sauren Apfel von Jörg gefüttert :-)) Einen Apfel sollte man immer in der Tasche dabei haben!

Der Campingplatz war überaus groß und auch die Zeltwiese war äußerst gut belegt. Wir fanden dennoch ein ganz gutes Plätzchen neben einer Sitzbank. Es blieb trocken während wir unser Zelt aufbauten. Als wir unsere warmen Leckereien vom Waldschrat aßen - bei netter Unterhaltung mit unseren Zeltnachbarn, fing es erneut an zu schütten. Was für ein Wetter! Zumindest konnten wir gut schlafen, es war auch ein sehr anstrengender Tag!

Spätestens an dieser Stelle sei erwähnt, dass die angegebenen Höhenmeter immer nur die Meter bergauf sind!


Daten zur 9. Etappe:

Fahrstrecke: 55,1 km
Fahrzeit: 5:02h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 10,9 km/h
Max. Geschwindigkeit: 34,8 km/h
Höhenmeter: 714 m

Antworten