Veröffentlicht: 05.01.2023
Am Tag 14, einem Sonntag, stand die Tour von Fuhrbach nach Wildemann auf dem Plan. Es sollte also direkt in das Harzer Gebirge gehen. Kurz nach unserem Start vom Kronprinzen-Hotel befuhren wir einen Hügel und dort kam bereits der Harz in Sicht :-) [zu sehen als "viele Bäume auf einem entfernten großen Hügel"]. Wir fuhren weiter auf einer nord-westlichen Route gen Harz, zwischendurch entlang der Rhume über einen alten Bahnweg, bis wir einen Stopp in Osterode am Harz machten. Wir saßen im Außenbereich vom "Ratskeller" und genehmigten uns ein kleines Mittagessen. Ansonsten war im Moment nicht viel los, es war ja Sonntag... Wir sahen uns noch das Eseltreiberdenkmal sowie die Stempelstelle der Harzer Wandernadel für die Harzer Hexen-Stieg-Wanderer an. Osterode war auch das Eintrittstor für das bergige Harzer Land: Es ging praktisch nur noch bergauf. Daher war wohl auch das Wetter so schön!
Wir fuhren zunächst leicht bergauf durch ein langgezogenes Tal, durch ein Dorf voller alter Häuser mit Informationstafeln (sogenannten Bergbau- oder Dennert-Tannen) zu ihrer Historie, und vorbei an einem Hühner-Kino. Mittels einer gewölbten Glasscheibe konnte man durch einen Zaun in ein Hühnergehege schauen - und mit etwas Glück guckte ein Huhn zurück. Die Hühner hatten (zumindest damals) sogar ihre eigene Facebook-Seite: https://m.facebook.com/Neues-aus-Hühnerhausen-113588893844345/ :-D Auf dem Weg überholten wir einen Mann, der sein Rad schob. Allerdings waren wir nicht so viel schneller mit unserem Gepäck und unseren zwischenzeitlichem "Durch-die-Gegend-Gucken", sodass wir ihn nochmal überholen konnten ;-) Nach diesem Teil durch das Dorf bogen wir auf eine größere Landstraße in den Wald ab. Dort machten wir eine kurze Pause neben der Straße und fanden dort den Gedenkstein eines Todesmarsches - immer wieder wichtig, daran zu erinnern, welches Unrecht damals geschah! Dabei wurden wir von zwei E-Bikes überholt, die uns nach der nächsten Stempelstelle fragten. Da konnten wir jedoch leider nicht weiterhelfen. Hinter der nächsten Kurve entdeckten wir einen schönen Ausguck, "Klaras Höhe", von der wir einen prima Blick in das Tal hatten. Wir hatten doch schon einiges an Höhe geschafft! Noch einige Kurven weiter, nur überholt von einigen wenigen Autos, waren wir plötzlich und unerwartet "oben" an einer mehrspurigen Landstraße. Diese mussten wir auf etwa 200m befahren und hinter einer Kurve überqueren, was nicht so angenehm war - jedoch waren die E-Bike-Fahrer wieder da und wir waren somit nicht zu übersehen. Jörg war auch noch mit dem Vorderrad in die Seitenbegrenzung gekommen und war beinahe gestürzt. Glück gehabt! Von hieran ging es wieder bergab durch schönen Wald - sofern er noch stand. Wir sahen vor allem viele gefällte Bäume, die wohl der Borkenkäfer angegriffen hatte. Hierbei handelte es sich größtenteils um Fichtenforste, die von der Trockenheit angegriffen waren, verursacht durch die Klimakrise. Hier findet man interessante Information dazu: https://sachsen-anhalt.nabu.de/natur-und-landschaft/wald/info.html , unter anderem, dass es einen solch massiven Borkenkäferbefall auch schon früher gegeben hat. Im Nationalpark Harz gibt es natürlich auch Naturschutzgebiete, in denen "der Wald Wald sein darf", und die Bäume nicht gefällt werden. Diese waren jedoch weiter östlich zu finden, auf etwa 40% der Fläche des Harzes.
So erreichten wir Wildemann im Oberharz, welches entlang des Flüsschens Innerste lag. Benannt ist der Ort nach der alten Sage vom "Wilden Mann", der dort eine Linde in die Erde gestoßen hat. Links und rechts der Straße konnten wir viele Harzer Hexen entdecken, neben allerlei Fachwerkhäusern und weiteren Bergbau-Relikten. Unsere Unterkunft "Hafermarkt 2.0" befand sich im Spiegeltal, wo der Grumbach mit dem Spiegelbach in die Innerste mündet. Der Grumbach ist ein Teil der Oberharzer Gräben (höhenlinienparallele Kunstgräben, die zur Wasserversorgung der Silberbergwerke angelegt wurden), und somit Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Schon erstaunlich, wie die Menschen bereits vor hunderten von Jahren ganze Bäche umgeleitet haben. Zu Abend gegessen hatten wir im Hotel Rathaus Wildemann, welches uns mit sehr gutem Essen (erneut sehr gut!) beschenkte, und mit sehr interessanten Eissorten. Von wegen anstrengende Radtour - eine Gourmet-Tour machten wir!
Für unseren zweiten Tag (Tag 15: Wildemann nach Goslar) durch den Harz war nur eine kurze Strecke von knapp 20km angesetzt. Dies traf sich gut, da das gute Wetter leider schon wieder vorbei war. Unterwegs hatten wir einen Stopp im Ort Hahnenklee eingeplant. Somit ging es zunächst wieder bergauf durch den Harzer Wald bzw. Forst. Neben vielen weiteren gefällten Bäumen erblickten wir wieder viele Blumen und Insekten, und eine kleine Reparatur stand auch noch an: Jörg hatte augenscheinlich beim letzten Boxenstopp vergessen, die Schrauben am Vorderrad richtig festzuziehen, sodass dieses nun lose war und herumeierte. Zum Glück bemerkte er dies noch rechtzeitig, bevor nicht nur das Vorderrad, sondern auch Jörg zusammen mit seinem Rad herumeierte :-) In Hahnenklee angekommen, wimmelte es von Freizeitangeboten: Der Liebesbankweg, eine norwegische Stabskirche aus Holz, Bob-Rodeln, Minigolf, Seilbahnfahren, Mountainbiken, und vieles mehr. Wir hatten uns schon im Vorfeld erkundigt und freuten uns auf eine Runde Adventure Minigolf, es gab dort richtig schöne Bahnen! Leider blieb es bei einer Runde Minigolf, denn wir mussten weiter, um nicht in den nächsten Regenschauer zu geraten. Von hier an ging es (fast!) nur noch bergab - Jörg's Bremse quietschte vor Freude! Leider war es teilweise so steil, dass wir uns zeitweise für's Schieben entschieden. Wir müssen allerdings auch erwähnen, dass wir für diese Teilstrecke von naviki auf komoot gewechselt hatten... Wir hatten die kürzere Strecke von komoot gewählt, um es noch rechtzeitig vor dem Regen nach Goslar zu schaffen. Einen Fehler, den wir erst nachträglich bemerkten! Auf dem letzten super-steilen Stück mussten wir bergauf (auf diesem Wanderweg) schieben. Nachdem wir den "Gipfel" erklommen hatten, war es nach Goslar nicht mehr weit und bei leichtem Nieselregen erreichten wir schließlich unsere Unterkunft.
Da wir nun früher als geplant angekommen waren, konnten wir noch nicht einchecken und unternahmen erstmal einen Spaziergang auf der Suche nach etwas zu essen. Trotz des großen Regenschirmes, den wir uns im Hotel ausgeliehen hatten, wurden wir jedoch auf dem Rückweg sehr nass - der Regen hatte sich gesteigert und Wind kam auch noch dazu. So verbrachten wir den restlichen Tag gemütlich auf unserem Hotelzimmer und ließen uns abends noch Essen liefern. Einfach mal die Beine hochlegen - auch schön :-)
Zum Abschluss hier noch ein paar Gedanken und Impressionen von Jörg:
Zwischenfazit auf dem Weg nach Wildemann: Bei so einer Fahrradtour fahren wir an vielen Feldern und Wiesen vorbei, an Häusern und Gärten, an Industriegebäuden und Supermärkten, an Sehenswürdigkeiten und Restaurants. Unsere Augen konzentrieren sich dabei nicht nur auf die Straße oder den Weg, sondern unser Blick gleitet an all die Dinge am Wegesrand vorbei. Nehmen Verzierungen an Häusern wahr, manchmal sind es auch Info-Tafeln zu dem jeweiligen Gebäude. Oft sind es Tiere, zum Beispiel Kühe, Schafe und Pferde, die von unserer Anwesenheit angeregt zu uns schauen. Auch sind es Menschen, mit denen wir einen kurzen gemeinsamen Augenblick teilen, manchmal unterlegt mit einem kurzen Gruß oder einem Lächeln. Oft bemerken die Leute am Wegesrand uns auch gar nicht, so nehmen wir einen kurzen Augenblick von deren Leben/ Alltag wahr: Manche streichen ihre Vorgartenzäune, andere laden ihren Einkauf aus dem Auto aus, wiederum andere testen ihre Automusikanlage mit Blasmusik. Es sind unterschiedliche sekundenkurze Episoden, die wir beim Vorbeifahren mit unseren Rädern wahrnehmen.
Daten zur 13. Etappe:
Fahrstrecke: 49,5 km
Fahrzeit: 4:03h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 12,2 km/h
Max. Geschwindigkeit: 36,0 km/h
Höhenmeter: 593 m
Daten zur 14. Etappe:
Fahrstrecke: 17,2 km
Fahrzeit: 1:48h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9,5 km/h
Max. Geschwindigkeit: 30,5 km/h
Höhenmeter: 345 m