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Cidade Maravilhosa - Rio de Janeiro

Veröffentlicht: 19.07.2019

Etwas verspätet, auf Grund der, jetzt schon vorherrschenden, chronischen Unlust zu Schreiben, kommt nun doch noch der Bericht zu Rio de Janeiro. Dafür gibt's gleich mal ein paar mehr Absätze zu lesen. An dieser Stelle schon mal Entschuldigung für Rechtschreibfehler etc, aber die Motivation das Ganze auch nochmal gegenzulesen ist echt gering.

Ebenfalls mit Verspätung, allerdings nur gut eine halbe Stunde, startete der TAP-Flieger am nächsten Tag von Lissabon in Richtung Brasilien. Dank Fenster- und freiem Nebenplatz auch ganz entspannt mit genügend Beinfreiheit. Das Entertainmentprogramm bei TAP lässt allerdings echt zu wünschen übrig, aber ein paar Bier und knapp 10 Stunden später ging es langsam abwärts in Richtung der "Cidade Maravilhosa", der wundervollen Stadt: Rio de Janeiro.

Nach Durchbrechen der Wolkendecke erstreckte sich ein schier endloses Lichtermeer über die zu erblickende Landschaft. Ein unglaublicher Anblick. Jetzt war es also soweit, das erste Mal alleine in Südamerika und wenn man der Presse und sonstigen Horrorgeschichten die im Netz umherschwirren Glauben schenken würde, dann wäre ich schon am Flughafen beklaut und auf dem Weg zum Hostel komplett ausgeraubt worden. Sollte zum Glück nicht passieren und so ging es erstmal noch abgesichert zur Einreisekontrolle und Zack! ohne große Fragerei der nächste Stempel im Pass.

Bis auf ein paar aufdringliche Taxifahrer erstmal alles gut und ich machte mich auf die Suche nach einem Geldautomaten. Kurz noch mit einem der Fahrer über die Copa America geschnackt, welcher mir dann zeigte wo die Automaten stehen und erstaunlicherweise waren immer noch beide Hosentaschen gefüllt mit Portemonnaie und Handy. Nachdem mir die Geldzählmaschine allerdings knapp 10€ Gebühr abluxen wollte wurde diese boykottiert und das Vorhaben erstmal vertagt. Stattdessen gönnte ich mir mit Hilfe des kostenlosen WLAN und da die Nacht bzw. Dunkelheit schon hereingebrochen war, ein UBER zur Unterkunft im Stadtteil Flamengo. Die App sollte und wird mir auch noch in den kommenden Tagen und Wochen ein treuer Begleiter auf südamerikanischen Grund sein.. einfach, günstig und sicher.

Kurz eingecheckt und dann auch ins Bett gefallen, welches sich durch seine Kapselform für ungestörten Schlaf anbot und auch deswegen ausgesucht wurde. Im 6er-Dorm, sonst nur noch eine Kolumbianerin, alle andere Betten waren zu meiner Freunde frei. Das einzige Problem war die in Rio überall vorherrschende Klimaanlage, die das Zimmer auf gefühlte 5 Grad runterkühlte und so schon leichte Zitteranfälle auslöste.

Der nächste Tag begann mit einem, wie ich mittlerweile weiß, typisch brasilianischen Frühstück, das gefühlt in jeder Unterkunft gleich ist.. Pappige Brötchen oder Toast, dazu Käse und Wurst, ein bisschen Obst - meist Melone und Papaya - und natürlich darf eine reiche Auswahl an Kuchen nicht fehlen, das war's dann auch schon. Da natürlich mein erster voller Tag in Rio auch der erste regnerische Tag seit Wochen war ging es erstmal ins Shopping Center wo es die begehrten und für Touristen recht schwer zu bekommenden SIM Karten geben sollte. Nach einigem Hin- und Hergerenne und mir der Hilfe von Google-Translator klappte es am Ende doch noch irgendwie eine Karte zu ergattern. Hier gab's dann auch endlich Geldautomaten, die einem nicht die Haare vom Kopf fraßen und relativ geringe Gebühren erhoben. Dank des nun vorhandenen mobilen Internet wurde direkt ein Uber zur Unterkunft geordert.

Auf Grund des strömenden Regens und auch wegen des doch noch recht großen Respekts vor einer alleinigen Tour blieb es an diesem Tag bei minimalem Bewegungsradius. Im nahegelegenen Restaurant gab's für 6 Euro noch einen riesigen Teller Fleisch mit Pommes, Reis und Feijoada, einem typischen Eintopf aus Bohnen und Fleisch und ein Bier welches schon die erste Vermutung aufkommen ließ, dass die Brasilianer wahrscheinlich vieles können, aber kein Bier brauen.
Der anfänglich Verdacht bestätigte sich leider am Abend an der Hostelbar, egal welche Sorte.. schön ist anders.

Am nächsten Tag stand der Umzug in ein anderes Hostel bevor, welches sich als wahrer Glückgriff erweisen sollte. Zuvor gab's aber erst noch eine Free Walking Tour durch das Zentrum und Lapa, welche an der Berühmten Escadaria Selaron endete. Neben ein paar schönen Kolonialbauten und Kirchen sieht man allerdings auch einen Haufen Armut in den Straßen. Einige werden auch ein bisschen aufdringlich, aber wer will es ihnen verübeln wenn die Touris mit ihren teuren Klamotten und Kameras ankommen. In einigen Straßen muss man echt aufpassen und den vielen Obdachlosen auf dem Boden ausweichen.. Jedoch wird sich daran in nächster näher Zukunft wohl nicht so viel ändern. Die Zeit bei der Tour wurde hauptsächlich mit einem älteren Holländer verquatscht, der ein paar Wochen im Land verweilt und die Spiele der Copa America, sowie auch das Finale am nächsten Tag besuchte. Nachdem wir zum Ende die berühmte Treppe besichtigt hatten, was so gut wie unmöglich war, angesichts der riesigen Menschenmassen, ging's noch in eine Kneipe auf ein Bier. Doch auch das brasilianische Eisenbahn-Pils konnte, trotz des Siegels "Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot" nicht wirklich überzeugen.

Per Metro ging's danach zurück zum Hostel und von dort auf selbem Wege weiter ins nächste. Hier kam am Abend schon mehr Stimmung auf, auch wenn der Großteil der Gäste Brasilianer waren und nur portugiesisch sprachen, mit Ryan aus Irland und drei Mädels aus England wurden ein paar Karten gekloppt und Caipis vernichtet..

Der nächste Morgen wurde erstmal ganz entspannt angegangen, ausgeschlafen und gefrühstückt. Dank der hostelinternen Whatsapp-Gruppe, zu der jeder Neue hinzugefügt wird, was eine ziemlich geniale Idee ist, aber in Deutschland wohl am Datenschutz scheitern würde, kam man immer schnell an Infos wann wo was los ist und wer Lust hast was zu machen. Dank der Ankündigung im Chat ging es also erstmal zur Hippie Messe die jeden Sonntag in der Nähe des Ipanema Beach stattfindet, naja viel unnützer Krempel und für mich nicht wirklich interessant. Also gleich mal weiter Richtung Strand, leider nicht das überragende Wetter für einen Strandtag und so ging es weiter zum Pedra do Arpoador, einem großen Felsen von dem man einen fantastischen Blick auf den Strand von Ipanema hat. Weiterging es nach kurzem Abstecher zur Festung "Forte de Copacabana" zur allseits bekannten Copacabana. Nachdem dann auch noch die Sonne raus kam, war es genauso wie man es sich vorstellt. Unmengen an Menschen an der Promenade, kleine überteuerte Restaurants, fliegende Caipirinha- und Bierverkäufer und am Strand einfach das pure brasilianische Leben. Vor allem sah man hier schon viele Leute mit brasilianischen Flaggen oder im Peru Trikot, die sich auf das abendliche Finale der Copa America einstimmten. So machte ich mich auch langsam auf zum Praça Maua im Zentrum wo ich mich mit Ryan und Pierre aus Frankreich treffen wollte um das Finale beim Public Viewing zu schauen. Kurz noch ein Brahma geschnappt und ein bisschen die Hafenkante entlang spaziert bis die beiden kamen und dann ging's auch schon los. Ständig kamen Leute mit Tabletts voll beladen mit Caipirinhas oder Kühltruhen mit Bier durch die Reihen gelaufen und das Spiel trug außerdem zu einer überragenden Stimmung bei. Nach dem Tor zum 3:1 für Brasilien gab's nochmal eine ordentlich Bierdusche von allen Seiten und die Bierbecher flogen nur so durchs Publikum. Zufrieden und leicht durchtränkt mit Bier ging es erstmal zurück auf die Straßen Rios wo sich eine Ansammlung kleiner mobiler Wagen zusammenfand die Capirinha / Caipiroschka für 5 Real ~ 1.20€ anboten.. Das lässt man sich nicht zweimal sagen und so wurde direkt zugeschlagen. Bei den anschließenden Feierlichkeiten auf dem riesigen Platz wurden auf Grund des Pegels noch ein paar unbeholfene Sambaschritte ausgepackt, die natürlich nach eigener Wahrnehmung super aussahen, bevor es wieder zurück Richtung Botafogo ging. Beim Araber noch ein paar Falafel, Schawarma und Köfte gegönnt bevor es ab ins Bett ging.

Da nun der Montag anbrach und somit hoffentlich die Wochenendtouris wieder auf dem Heimweg waren, entschloss ich mich dazu den Zuckerhut in Angriff zu nehmen. Aufgrund leichter Nachwirkung vom Vorabend entschied ich mich für die komplette Fahrt mit der Seilbahn, statt bis zur Hälfte zu wandern. 110 Real kostete der Spaß, jedoch stand man am Montag Morgen keine zwei Minuten an um ein Ticket zu kaufen oder in die Gondel zu kommen. In Rio gibt es zwar noch ein paar sehr gute Aussichtspunkte aber der Blick von dort oben über die Stadt ist schon atemberaubend. Danach wurde noch ein bisschen am nahegelegenen Strand, mit perfektem Blick auf den Pão de Açúcar abgegammelt.

Abends war im Hostel Caipirinha Happy Hour angesagt und so mussten gezwungenermaßen schon ein paar Drinks verköstigt werden, während es eine böse Packung beim Poolbilliard gab. Danach ging's noch mit Ryan, Ephraim aus Brasilien und Marie aus Frankreich ein bisschen durch die Nachbarschaft um wiederholt herauszufinden wie schlecht das brasilianische Bier wirklich ist. Hat sich nichts geändert...

Für den letzten vollen Tag musste dann eine schwierige Entscheidung getroffen werden, entweder hoch zur Jesus Statue, die man auch von der Hostelterrasse und diversen anderen Punkten der Stadt sehr gut sieht und bei der oben eh nur Gedränge und Menschenmassen vorherrschen oder eine Tour durch die Favela Santa Marta. Am Ende fiel die Entscheidung auf die Tour durch die Favela.

In 15 Minuten fußläufig von der Unterkunft erreichbar, traf ich mich, wie vorher vereinbart, mit Marco am Treffpunkt am Fuße der Favela. Marco lebt schon immer in der Favela und kennt hier Hinz und Kunz. So gab es zuerst eine Geschichtsstunde über die Entwicklung der Favela über die letzten Jahrzehnte und den strukturellen Aufbau. Es gibt einen Präsidenten, Postamt, kleine Supermärkte, Elektrizität und Wasser.. mittlerweile eigentlich alles was man zum Leben braucht. An sich also eine sich selbstverwaltende Stadt an den Hügeln Rios.

Danach ging es mit der kostenlosen Zahnradbahn bis hoch über die Dächer der Favela. Zum "Michael Jackson Square", dem hier ein lebensgroßes Ebenbild geschaffen wurde, nachdem er Teile des Videos zu "They don't care about us" hier drehte. Des weiteren wurden noch einige Szenen aus Fast and Furios 5 in dieser Favela gedreht. Im Anschluss ging's erstmal in die Bar um Cachaça und Bier zu trinken. Ließ sich schon aushalten mit dem überragenden Blick über den Rest der Stadt und Schnaps in der einen Hand. Er erzählte mir von den sozialen Projekten hier in der Favela, vor allem von Müllsammelaktionen und über seine fünf Kinder.. allesamt von verschiedenen Frauen.

Im Anschluss lud mich Marco noch zu sich nach Hause ein und nachdem ich es am Anfang für einen Scherz hielt sprang mir auf der Dachterrasse tatsächlich direkt sein Jacuzzi und Grill ins Auge - Nobelschröder - das Geschäft mit den Touristen scheint wohl ganz gut zu laufen. Er erzählt mir, dass er nebenbei mit seiner Frau auch noch ein Hostel in der Favela betreibt und fragt gleich mal ob ich nicht Lust hätte dort mit ihm zu arbeiten. Vielleicht später mal...

Auf dem Weg nach unter klatschen wir noch kurz mit ein paar Drogendealern mit Maschinengewehren in der Hand ab, die Kinder rennen mit Hämmern in der Hand umher, auch wenn er mir versichert, dass die Kriminalitätsrate hier bei Null liege, wirkt das ganze doch etwas befremdlich. Angst kam jedoch zu keiner Zeit auf. Unten angekommen trinken wir noch ein Bier und der Alemão wird von allen Seiten herzlich begrüßt. Kurz noch ein paar Fotos und dann gehts auch wieder zurück ins Hostel..

Abends will Ephraim uns noch mit in eine Craft Bier Bar nehmen, wo es endlich mal vernünftiges Bier geben soll. Er arbeitet selbst als Mediengestalter für eine Brauerei in der Nähe von Rio, also verlassen wir uns auf seine Fachkenntnis. Zu siebend ziehen wir los und tatsächlich kann man das Bier im "OverHops" tatsächlich trinken ohne, dass einem schlecht wird. Mit einem Mann weniger geht's im Anschluss ins Partyviertel Lapa, wo wir nach Caipi und Cachaça noch in einen Sambaclub einreiten. Ganz nette Erfahrung, reicht dann aber auch irgendwann wieder und gegen halb vier gehts nach Hause, denn am nächsten/selben Tag um 12 geht ja schon wieder der Flieger nach Belo Horizonte...

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