vogelfrei
vogelfrei
vakantio.de/vogelfrei

In Indonesien muss man nicht immer alles verstehen

Veröffentlicht: 14.02.2018

Nun sind wir schon fast anderthalb Monate hier und es kommt uns wesentlich länger vor. Mittlerweile haben wir uns an vieles gewöhnt, zum Teil auch angepasst und die meisten Dinge werden zur Normalität. Deutschland fühlt sich gerade so weit weg an.

Natürlich vermissen wir auch einiges, vor allem natürlich Familie und Freunde. An dieser Stelle liebe Grüße :D


Und ich vermisse auch einige meiner Tiere in Rostock, vor allem die Seehunde und die Vögel. Aber wir vermissen auch so banale Dinge wie Käse (den vermissen wir am meisten); vernünftiges, nicht süßliches Brot; ich vermisse Gemüse (dafür müssen wir bis nach Palang auf den Markt fahren und das ist trotz Motorrad recht anstrengend und zeitintensiv) und Roy sagt er vermisst Basti.


Ich wurde letztens gefragt, ob wir schon irgendwelche Ärgernisse hatten. Nein, nicht wirklich. Aber es gibt hier natürlich auch Dinge die etwas nerven. Wie zum Beispiel der ständige Regen und die dadurch hohe Luftfeuchtigkeit, die nichts richtig trocknen lässt. Deshalb müssen wir alle Schränke permanent offen lassen und zwischen unsere Klamotten Schichten aus Zeitung legen. Aber manchmal hilft auch das nicht und der Schimmel übernimmt die Macht. Vorallem an Sachen aus Leder - und davon habe ich echt viele: Schuhe, Laptop-Tasche, Tabaktasche, Ohrringtasche, Umhängetaschen und Teile an Kleidung. Das heißt dann regelmäßig Sachen kontrollieren und ggf. waschen.

In dem Fall ist es ganz gut, dass hier so viel aus Plastik ist, denn das Plastezeug schimmelt nicht.

Wenn es allzu stark regnet und das Wasser über die Regenrinne schießt, findet das Wasser an einigen Stellen auch seinen Weg in die Wohnung und wir müssen das Regal im Bad retten, damit unsere Hygieneartikel nicht nass werden. Das Dach ist scheinbar an einigen Stellen nicht ganz dicht, aber letztens war eine Delegation von Leuten hier, die alle Mängel aufgenommen haben. Und einiges wurde auch schon repariert. Die kaputte Klospülung zum Beispiel. Allerdings musste Roy nochmal nachjustieren, da das Wasser immernoch leicht am Stopper vorbeilief. Jetzt tröpfelt es nur noch wenig und damit haben wir uns jetzt erstmal abgefunden. Auch unsere vordere Wohnungstür (wir haben noch eine hinten raus in den Garten), die nur mit Gewalt auf und zu ging, wurde einmal abgeschliffen. Nur quillt Holz bei hoher Luftfeuchtigkeit, und so klemmte sie nach ca. 3 Tagen erneut. Letztens, nachdem die Delegation da war, wurden morgens alle Türen ausmontiert, weggebracht und nachmittags wieder eingebaut. Jetzt funktioniert unsere Tür einwandfrei...vorerst.

Wir haben seit Kurzem auch ein eigenes Namensschild :)


Dann sind da noch die Ameisen. Sie sind überall. Und die ganz kleinen Hellen können ordentlich zwicken. Man darf nichts liegen lassen, nichtmal Chips oder Bonbonpapier. Denn innerhalb kürzester Zeit wimmelt sonst eine Ameisenstraße durch die Bude. Also kontrolliere ich jetzt abends immer mein Bett auf allerlei Getier. Und zur Not gibt es hier auch Insektenspray.


Und ab und zu haben wir auch noch andere Eindringlinge, wie die Katzen oder Niku, der eigentlich Niko heißt wie ich neulich erfahren habe.


Aber ursprünglich wollte ich einen Einblick in den klassischen Zooteil (den Safariteil hatte ich ja schonmal vorgestellt)und die Shows hier im Park geben. Irgendwie bin ich von meinem eigentlichen Plan abgekommen :D

Wer schonmal in Südostasien unterwegs war und hier einen Zoo besucht hat (Singapur mal ausgeschlossen), der weiß wie bescheiden die meisten Zoos hier aussehen. 

Dagegen ist der Taman Safari eine sehr guter zoologische Einrichtung, die sich vor allem Conservation, Education und Recreation (also Erhaltung, Bildung und Erholung) und internationale Standarts auf die Fahne geschrieben hat, einige Zuchtbücher führt und sich global etablieren will. Wer sich über Taman Safari informieren will, hier der link: http://www.tamansafari.com

An sich sind die meisten Gehege hier völlig in Ordnung, wie es hinter den Kulissen aussieht weiß ich allerdings nicht bzw. nicht aussreichend um es beurteilen zu können. Im Grunde ist der Zoo nicht besser oder schlechter zu beurteilen als die meisten deutschen Zoos. Es gibt hier und da Optimierungsbedarf, aber wo gibt es den nicht?

Aber hier einfach mal ein paar Eindrücke:

Allen voran die Nasenaffen. Die Gruppe ist vergleichsweise riesig, das Gehege groß und Jungtiere gibt es auch.

Die Emuanlage, die seit ein paar Tagen für die aus Kanada importierten weißen Löwen umgebaut wird, dann ohne die Emus natürlich. Allerdings sind die Löwen schon da und die Anlage noch nicht fertig. Ich weiß aber weder wo die Emus, noch die Löwen derzeit untergebracht sind.

Die Sumatratigeranlage, die ebenfalls recht großzügig ist. Es gibt auf jeden Fall mehr Tiger im Park als die 3 auf dem Bild, wieviele genau weiß ich leider nicht. Aber 2 sind immer noch im Gehege im Tiger Cave Restaurant und noch mindestens 2 bei der Tigershow.

Ein Teil der Anlage der Kurzkrallenotter.

Hinten im Bild die Pinguinanlage für Humboldtpinguine und vorn die Biberanlage, auf der wir aber noch nie nen Biber entdeckt haben.

Die Seehundanlage, die einen verhältnissmäßig viel zu großen Landteil mit einer Art Höhle (warum auch immer) besitzt. Alle Anlagen haben auch Unterwasserscheiben.


Jetzt komme ich zu dem Teil, der für die meisten nicht-Asiaten eher befremdlich ist und das man durchaus kritisch sehen kann.

Die Tierfoto-Stationen. Zu aller Erst: Den Tieren dort geht es gut! Sie müssen sich, soweit ich das mitbekommen habe, nicht anfassen lassen oder auf den Schoß oder irgendeine Zirkusnummer machen. Es geht lediglich um ein Foto mit den Tieren. Auch sind die Indonesier eher zurückhaltend gegenüber den Tieren und der Andrang hält sich ebenfalls in Grenzen, sodass die anwesenden Tierpfleger eher Langeweile haben und die Tiere zum Teil schlafen.

An dieser Stelle möchte ich auf ein Video aufmerksam machen, dass vor einigen Jahren im Internet kursierte. Es zeigt einen Löwen, der in eben so einer Fotostation in einem Taman Safari Park liegt und benommen wirkt. Nicht mehr und nicht weniger. Damals gab es einen großen Aufschrei mit Hasstiraden und Kritik diverser, an Wahrheiten weniger interessierten Menschen, die behaupteten, der Löwe sein unter Drogen gesetzt worden. Ich war damals nicht vor Ort und kann mir kein Urteil erlauben. Aber ich bin jetzt hier, in einem Taman Safari Park, und ich bezweifle stark, dass die Tiere hier irgendwelche Medikamente oder Drogen bekommen, um ruhig gestellt zu werden. Ich kann dafür natürlich nicht meine Hand ins Feuer legen, aber ich habe Augen im Kopf und einen funktionierenden Verstand. Ich kenne jetzt das Video und die Realität vor Ort. Und es lehrt mich wiedereinmal, dass es immer mehrere Versionen und Perspektiven einer Geschichte gibt, man stets objektiv und kritisch sein sollte und sich erst dann eine Meinung bilden kann.

Oben ist der Tiger wach, unten schläft er. Sicherlich ist das eine Handaufzucht und ist daher so entspannt.

Die 2 jungen Orang Utans laufen vormittags mit ihrem Pfleger zur Fotostation. Die Tiere haben auch Kletter- und Spielmöglichkeiten (links am Bildrand).
Erst nichts los, dann will jemand ein Foto. Es darf nur eine Person zu den Tieren, die anderen müssen draußen warten und machen die Fotos. Das Ganze kostet ca.1,50 Euro.

Es gibt natürlich auch Schilder im Park, die über die Tiere informieren oder auf deren Bedrohung aufmerksam machen sollen.

Neben dem Zooteil gibt es, wie schon erwähnt, auch einen Bespaßungsteil mit Fahrgeschäften, Badeparadies und Shows.


Der Eingang zur Safari Waterworld mit Badelandschaft, Rutschen, Captain Crocs Restaurant und der Poliklinik (mittig rechts im Bild), für kleinere Behandlungen von Besuchern und Angestellten. Dort bekommen wir auch notfalls Medikamente.

Ein Teil der Waterworld von oben.

Und vom Captain Crocs Resto aus.

Die abenteuerlichen Rutschen.

Zu guter Letzt die Shows. Diese sind mit ordentlich viel asiatischem Humor versehen. Wir vergleichen es immer so ein bisschen mit dem Humor der Zeit von Charlie Chaplin. Die musikalische Untermalung und die Geräuschanimationen geben dem Ganzen dann noch das i-Tüpfelchen. Leider auch hier wieder nur Fotos, da Video hier nicht geht :(


Die "Dolphins & Friends" Show (Delfin heißt übrigens in indonesisch lumba-lumba) beginnt mit dramatischer Musik, dann tauchen Otter auf, die ein kleines Wettrennen machen und danach auf einer Rolle balancieren. Dann kommen die Seelöwen, die klassische Übungen zeigen wie Klatschen, Springen usw., aber auch mit den Pflegern zu "my heart will go on" tanzen. Und zum Schluss noch die Delfine, die ebenfalls klassische Elemente einer Delfinshow zeigen. Das Ganze wird mit Mikro kommentiert. Die Show kommt für den europäischen Geschmack (bzw. für Tierpfleger) etwas kitschig daher, aber ich habe auch schon Robbenshows in Deutschland gesehen, die für meinen Geschmack etwas zu sehr wie Zirkus wirkten.

Danach ging es noch auf die "Bühne" (Dank unseres Kollegen Seger) für ein Foto mit Delfin (das kostet sonst) und Informationsaustausch mit den Pflegern bzw. Trainern.

Die Vogelshow war vergleichbar mit deutschen Vogelshows. Vermutlich gab es hier auch Informationen zu den Tieren. Allerdings haben wir kein einziges Wort verstanden. Ansonsten war die Show ganz gut gemacht.



Als Highlight hat sich ein Greifvogel aus dem kleinen Teich in der Mitte einen lebenden Fisch im Flug gekrallt und etwas abseits verspeist. In Deutschland gar nicht vorstellbar.

Von der Tigershow hab ich nur das eine brauchbare Bild. Die Tiger sprangen über die Podeste, ähnlich wie bei Agility bei Hunden. Dann kletterten sie die beiden Säulen hoch, nachdem die Pfleger schnell ein Stück Fleisch daran hochgezogen hatten. Und sie sprangen ins Wasser, nachdem die Pfleger ein Stück Fleisch an einer Art Angel über den Teich hielten. Ich denke das soll zeigen wozu so ein Tiger in der Lage ist. Zwischendurch gab es Milch, weiß der Geier warum. Allerdings gab es die ganze Zeit Informationen zu den Tieren. Viel haben wir nicht verstanden, aber es wurde offensichtlich erklärt und aufgeklärt.


Die Elefantenshow wirkte etwas skuril. Die Story ist einfach: Elefanten leben glücklich in ihrer Heimat, dann kommen Siedler und vertreiben die Elefanten. Diese bauen dann Nahrungsmittel an, die die Elefanten wieder anlocken. Daraufhin werden die Elefanten gezähmt und leben mit den Siedlern glücklich zusammen.
So glauben wir zumindest die Story verstanden zu haben. Allerdings gibt es zwischendurch einen Tanz von Frauen mit Gemüsekörben und das Militär reitet leicht pathetisch auf den Elefanten über den Platz. Und dann gibt es noch diese eigenartige Szene:


Als ich Carola nach dem Sinn des Ganzen fragte (sie kann super indonesisch und versteht was bei der Show erzählt wird), meinte sie nur: "Man muss hier in Indonesien nicht alles verstehen."
Am Ende konnte man noch Möhren kaufen und an die Elefanten verfüttern.


Die letzte Show, die ich vorstellen will (zwei Shows von den sieben haben wir noch nicht gesehen), heißt "Temple of Terror". Im Grunde eine Indianer-Cowboy-Story mit Elementen aus Indiana Jones und vielen Stunts. Es wird eine Frau entführt, die ihr Freund und Held der Geschichte retten muss. Die Indianer sind auch igendwie daran beteiligt und ein Bösewicht. Aber den genaueren Sinn der Handlung haben wir nicht wirklich verstanden. Aber super Stunts mit Wasser, Feuer und Explosionen, die so laut sind, dass wir sie bis in unsere Wohnung hören und wenn 16.30 Uhr die Rettung der Frau mit einem großen Knall besiegelt wird, vibriert sogar der Boden. Leider durfte man aus copyright Gründen oderso keine Fotos machen, sodass ich nur kurz vor der Show eines von der gigantischen Kulisse machen konnte.

Die riesige Bühne von Temple of Terror


Alles in Allem sind die Shows sehr gut, z.T. informativ (wenn man was versteht) und unterhaltsam, manchmal aber etwas befremdlich und albern.

So, wer es bis hierhin geschafft hat: herzlichen Glückwunsch!
War etwas viel heute und beim nächsten Mal wird es etwas weniger.
Salamat malam (gute Nacht) und danke fürs Lesen!





Antworten

#asiansongbirdcrisis#silentforestcampaign#pcba#indonesien#tamansafari