Vikki&theVikings
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April, April

Veröffentlicht: 01.05.2021

Unser letzter voller Monat in Bergen bricht an und vom April habt ihr noch gar nichts gehört. Das liegt aber nicht daran, dass nicht nichts passiert ist, sondern eher, dass die Uni doch langsam mehr Aufmerksamkeit braucht. 

Anfang April kam direkt Ostern und davor hatten wir wieder eine study week. Wir sind aber auch diesmal nicht weiter weg gefahren. Viele sind nach Stavanger für drei, vier Tage gefahren, manche hatten aber Probleme eine Unterkunft zu finden, weil sie internationale Student*innen aus Bergen waren. Als ob wir in unserer Wohnheimblase alle infiziert wären. Pia und ich beschlossen dafür jeden schönen Tag eine Tour zu unternehmen. Am Mittwoch vor Gründonnerstag waren wir spontan am Langatjørna, dem kleinen See oder eher Teich, den ich im Februar versucht hatte zu finden, dann aber umgekehrt war. Er liegt an der südlichen Flanke des Løvstakken und ist ein nettes, geheimes Plätzchen, weil er nicht groß ist und weiter abseits der Hauptwege liegt. Ich hätte ihn im Schnee niemals gefunden. Ein Picknick dort wäre auf jeden Fall eine schöne Sache. 

Gründonnerstag trieb es uns aus Bergen hinaus. Wir nahmen den Zug Richtung Voss und stiegen schon an der zweiten Station in Trengereid aus. Unser Ziel war der Hananipa, der 718 m hoch ist und eine schöne Aussicht über den Fjord verspricht. Der Bahnhof liegt nur ein wenig über dem Meeresspiegel und um auf den Wanderweg zu kommen, mussten wir erstmal viele Serpentinen durch Trengereid selbst den Berg hoch. Wir waren nicht die Einzigen, aber die meisten fuhren mit dem Auto bis zum Start des Weges, weswegen wir uns deutlich sportlicher fühlten. Der Weg ging entlang eines großen Trinkwasserspeichers, der aber noch eingefroren war, und dann entlang eines kleinen Baches, der sich den Hang hinauf schlängelte. Wir liefen deshalb mal wieder halbwegs im Nassen. Das Wetter war schön: die Sonne schien und es war fast warm. Sobald wir aber ein wenig höher kamen, wurde es windig und wir zogen unsere Jacken wieder an. Wir können auch ganz stolz berichten, dass wir, auf dem Weg nach oben, einige Norweger*innen in die Tasche gesteckt haben. Offenbar läuft man im Rest von Norwegen, was nicht Bergen ist, langsamer die Berge hoch. Oben angekommen, hatten wir eine phänomenale Aussicht über den Fjord zu den umliegenden Bergen, die plötzlich alle ziemlich geschrumpft waren. An einer windgeschützten Stelle aßen wir unsere Brote und bekamen einen feuchten Hintern, weil das Moos doch noch nicht ganz trocken war. Aber durch den Wind wurde alles schnell wieder trocken. Der Wanderweg ist insgesamt nicht so schwierig, da er lang genug ist, die Höhenmeter unbemerkbar zu machen. Den gleichen Weg ging es auch wieder zurück. Pia hat sich auf dem Schlammweg einmal auf den Hintern gesetzt, aber die Jacke kann man ja waschen. Unten am Bahnhof angekommen, sahen wir, dass der nächste Zug zurück nach Bergen erst in anderthalb Stunden kommen würde. Deshalb beschlossen wir, den Bus zu nehmen. Der nächste würde in 15 Minuten kommen. Die Bushaltestelle liegt leider nur etwas höher am Berg. Wir eilten deswegen strammen Schrittes wieder hinauf, um festzustellen, dass der Bus aus einem anderen Unternehmen war und wir den nächsten nehmen mussten. Aber alles nicht so schlimm, man kann derweil gut eine Banane essen. Der Ausflug war jedenfalls toll und andere Berge zu sehen, eine willkommene Abwechslung. 

Karfreitag unternahmen wir natürlich auch eine Tour. Diesmal aber mit wenigen Höhenmetern, dafür mit mehr Anfahrtszeit. Da wir beide das Meergefühl ein bisschen vermissten, denn auch wenn wir ständig am Meerwasser sind, hat es dennoch nicht den Charme eines offenen Meeres, führten uns unsere Pläne auf die Insel Hellesøy. Sie ist eine der westlichsten Insel vor Bergen und liegt an der nördlichsten Spitze einer Inselkette. Wir nahmen den Bus vom Stadtzentrum aus zuerst nach Ågotnes und stiegen dort in den nächsten Bus nach Hellesøy. Die gesamte Fahrt dauert so zweieinhalb Stunden, was aber absolut nicht schlimm ist, denn von Insel zu Insel zu fahren, ist abwechslungsreich und das Meer zu sehen, sowieso schön. Zwischendurch sieht man viele bunt angestrichene Bootshäuser, die Farbpunkte in der großen Weite von braun und blau einfach bezaubernd aussehen. Die Fahrt allein lohnt sich also auf alle Fälle. In Hellesøy angekommen, wollten wir einen kurzen Rundwanderweg zum Leuchtturm an der Spitze machen. Das Wetter war nicht schlecht. Wolken und Sonne wechselten sich zügig ab, weil ein ordentlicher Wind wehte mit Böen von 25 m/s. Eine Karte am Anfang der Route zeigte, dass es neben dem Hauptpfad einen kleineren Weg, näher entlang der Küste, gab. Wir verließen also an der gegebenen Weggabelung den Hauptpfad und liefen einen wirklich kleinen Trampelpfad entlang, der uns tatsächlich direkt zu den Klippen führte. Da roch es richtig schön nach Meer. Es war aber auch unser erster Punkt an dem Tag, an dem wir den Weg nicht weiter finden konnten. Glücklicherweise hat man heutzutage ein Handy, eine Wanderapp mit Wegen und GPS - Signal. Und all das, sagte uns, wir müssten wieder ein Stückchen zurück zu dem Punkt, von dem wir dann ziemlich direkt zu den Klippen gelaufen waren. Von da an, war der eingezeichnete Weg von der App leider gar nicht mehr erkennbar. Mit viel Fantasie oder Alkohol hätte man ihn vielleicht erahnen können. Pia und ich sind dennoch frohen Mutes weiter dem virtuellen Weg gefolgt. Wir stapften einfach quer durch feuchte, mit Heide und Wachholder bedeckte Wiesen, durch bisschen Wald, über Steine und Felsen, nicht durch die Ameisenhügel und sind auch die Klippen nicht runter gestürzt. Einfach dort entlang, wo uns das Trackingsymbol auf den Weg brachte. Nasse Füße hatten wir nie, jedenfalls nicht ganz. Und tatsächlich kamen wir dann doch an dem Leuchtturm an und sahen ganz viel Meer. Wir blickten direkt rüber bis nach Island, Grönland und die Labradorsee. Es war aber dann doch so sehr windig, dass wir nicht lange dort blieben und auf dem Hauptpfad zurück nach Hellesøy liefen. Zwischendurch machten wir nochmal kurz Pause, um uns, wieder an einer windgeschützten Stelle, zu stärken. Dort haben wir uns übrigens gestritten, was ein halbes Wunder ist, weil bei Pia meisten alles eine Meinungsverschiedenheit ist. Deswegen könnte das wirklich in die Geschichtsbücher von "Pia & Vicki" eingehen. :D In Hellesøy angekommen, suchten wir Schutz vor dem Wind in dem Bushäuschen und mussten nicht lange warten. Die Fahrt zurück war genauso schön wie die Hinfahrt und wir genossen die Wärme und Windstille im Bus.

Am Samstag war ich dann doch ein bisschen müde, aber freie Tage müssen genutzt werden. Diesmal hielt sich die Entfernung des Ausflugs in Grenzen. Wir stiegen einfach auf dem Berg Landåsfjellet neben dem Ulriken hoch, der östlich unseres Wohnheims liegt. Von Fantoft aus liefen wir am Tveitevannet Richtung Sletten entlang. Auf den Wiesen am See sammeln sich immer sehr viele Tauben und Enten, die von enthusiastischen Menschen gefüttert werden. Diesmal tigerte dort ein schwarze Katze umher, die mit der Taubenschar ihren Spaß hatte. Auf dem Rasen hatte sie keine gute Deckung, aber den Schatten nutzte sie schon aus. Die Fangwahrscheinlichkeit war trotzdem nicht so gut, aber einfach die Tauben aufzuschrecken, hat natürlich genauso Reiz. Wir liefen aber dann doch weiter. Am Anfang des Weges kamen wieder jede Menge Treppen oder es war einfach nur steil. Oben angekommen, hatten wir den üblichen Ausblick über Bergen. Weiter hinten auf dem Berg waren wieder einige kleine Seen, an denen sich einige Familien für ein Picknick trafen. Eine mutige Frau ist auch tatsächlich Schwimmen gegangen. Wir folgten dann weiter unserem Weg und kamen dann relativ schnell wieder in Fantoft an. Der Rundgang war ganz nett, aber unspektakulär gewesen. 

Ostersonntag hatte sich das Wetter weitestgehend verschlechtert und wir genossen Pia's gebackenen Hefezopf mit einer Tasse Kaffee auf der Couch. Das war also unser Ostern in Norwegen. Ostermontag ist, soweit ich mich erinnern kann, nicht viel passiert.

Worauf Pia und ich immer noch hoffen, ist, dass es endlich mal anfängt grün zu werden. Aber da kann ich jetzt schon mal spoilern: Anfang Mai ist das Gras immer noch nicht grün und nur wenige Bäume tragen Knospen.  

Ansonsten hier unsere Touren:

Hananipa:

https://www.komoot.de/tour/339630896?ref=itd&share_token=alC2iel3Lkru3snFkwlUcJKxCzqgQyvdRku17zH8KCIbQOtXn5

Hellesöy:

https://www.komoot.de/tour/340621362?ref=itd&share_token=a8XU87tDGO63aY3TTkhqdwgJMES61GAYG3v7uxeiVL68fRI1wc

LAndasfjellet:

https://www.komoot.de/tour/341306870?ref=itd&share_token=aUhBS2KCPVJWxLixS7GEG2llbfL6PXAguVcc62rzg6xWWo7w21



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