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Khmer Rouge

Veröffentlicht: 22.07.2019

Nun, wie versprochen der Beitrag zum S-21 Gefängnis und den Killing Fields:

Kambodschas Geschichte in den 70ern lässt sich eigentlich nicht einmal in Worte fassen. Es fing alles mit dem Vietnam-Krieg an, als der Premier von Kambodscha Nordvietnam erlaubt hat, die Kambodschanische Grenze zu nutzen. Wenig später folgten Bombenangriffe aus der USA. Dazu kam die unglaublich grosse Reich/Arm-Schere zu der Zeit und ein kommunistischer Visionär, der sich Pol Pot nannte. Immer mehr Leute fühlten sich zu ihm hingezogen und innert wenigen Tagen nahm er die Position des Führers in Kambodscha ein. Die kurze Freude über einen Neuanfang verflog schnell: Alle Leute, egal ob jung oder arm, wurden aufs Land geschickt und mussten dort 12-15h pro Tag arbeiten, zu essen gab es pro Tag 2 Tassen Haferbrei. Die Städte waren wie leergefegt, alles gehörte nun den sogenannten "Khmer Rouge". Diese waren äusserst paranoid, dass jemand ihr System gefähren könnte und sendeten jeden möglichen "Gegner" ins Gefängnis (Angestellte des Staates, Intellektuelle (da reichte es schon eine Brille zu tragen und man galt als intellektuell), jegliche Minderheiten, Künstler, Touristen, Leute die von anderen verdächtigt werden - jeden konnte es treffen). Im Ganzen starben 3 Millionen Menschen (also die Hälfte der damaligen Bevölkerung) an Hunger, Erschöpfung,... 1.3 Millionen davon wurden umgebracht. Wer einmal ins Gefängnis kam, kam nicht lebend heraus. Man wurde so lange gefoltert, bis man starb oder zugab ein Systemgegner zu sein. Danach wurde man in die Killing Fields geschickt. Die Khmer Rouges gruben ein Loch und die Leute mussten sich an den Rand knien. Dann wurde einer nach dem anderen umgebracht. Man schnitt ihnen manchmal die Ohren ab, einigen wurde die Kehle durchgeschnitten, anderen wurde der Schädel zertrümmert. Damit man die Schreie nicht hört, spielten die Khmer Rouge Musik ab. Danach schupften sie alle Leute in den Graben und schütteten giftige Chemikalien darüber, einerseits damit der Gestank weggeht, andererseits um sicher zu gehen, dass auch wirklich alle tot sind (niemand hat jemals die Killing Fields überlebt). Frauen mit Babys wurden gezwungen zuzusehen, wie ihre Kinder brutal umgebracht werden und wurden danach selbst getötet. Auch die Kinder wurden gefoltert und umgebracht, da die Khmer Rouge fürchteten, sie würden sonst ihre Eltern rächen, sobald die Kinder genug alt sind.

Erst als eine Gruppe der Khmer Rouge den Vietnamesen gesagt hat es gehe zu weit und sie sollen es stoppen, wanderten die Vietnamesen ein und übernahmen die Führung. Im S-21 Gefängnis trafen wir zwei Überlebende, die von den Vietnamesen befreit werden konnten. Sie hatten immernoch viele schwere Verletzungen am Körper, die durch das Foltern entstanden sind. Was sie uns erzählt haben, war unfassbar.

Die Konflikte mit den verbleibenden Khmer Rouge und der Regierung gingen noch bis 1998, in dem Jahr, als Pol Pot gestorben ist und die Regierung sich entschied den Kindersoldaten der Khmer Rouge Amnestie zu gewähren. Nur 5 Leute wurden verurteilt. Bis 1998 unterstützte die UN die Khmer Rouge jedoch und wollte, dass sie weiterhin die offiziellen Vertreter des Landes sind. Warum fragt man sich, das kann doch nicht möglich sein?! Nun ja, die USA war besorgt, dass China zu viel Macht in Südostasien gewinnt (denn die Vietnamesen, die Kambodscha kontrollierten, standen unter chinesischem Einfluss). Da war es ihnen lieber, die Khmer Rouge zu unterstützen. Das hat uns unglaublich fest schockiert, dass wir, als Teil der UN, wegen irgendwelchen Machtkämpfen von Grossmächten so etwas tolerieren konnten.

Alles in allem war das wohl eine der krassesten Erfahrungen, die wir beide in unserem Leben gemacht haben und wir können immer noch nicht glauben, was wir alles sahen.

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