Veröffentlicht: 22.07.2019
Am Mittwoch, den 17. Juli 2019, versorge ich Rango mit ein paar Resten vom Vortag und wasche anschließend etwas Geschirr an der Wasserstelle im Dorf Iliurta ab. Dabei muss ich Rango wiederholt des Bierbrauplatzes verweisen. Für die Tushen ist das ein heiliger Ort, an dem Hunde nichts zu suchen haben. Als mich der Dicke deswegen anprollt, weise ich ihn etwas nachdrücklicher zurecht, was Gelo, der Dorfhund (ein Kaukasier etwa von Rangos Gewichtsklasse), nutzt um den Dicken zu attackieren. Die beiden haben sich schon über den Dienstag argwöhnisch beäugt, jetzt sollen wohl die Verhältnisse geklärt werden. Ich kann Gelo packen und mit Hilfe eines Eimers Wasser, bewegt Koba den Kaukasier zum loslassen. Er hatte sich in Rangos Backe verbissen. Der Dicke zieht sich auf Ansage ein Stück zurück und die beiden sind vorerst getrennt. Ich habe eine kleine Schürfwunde am Bein und Rango scheinbar nur ein paar Kratzer am Kopf. Ich stelle Rango auf der Terrasse ab und reinige unsere kleinen Verletzungen. Zurück am Waschplatz, bietet mir Koba an, uns mit nach Omalo zu nehmen, er hat dort ein paar Erledigungen zu tätigen. So packe ich meinen Krempel und wir sitzen kurze Zeit später in seinem Jeep. Gegen halb elf steigen wir kurz vor dem Oberdorf aus, was laut Koba wesentlich attraktiver ist. Hat er Recht. Ich mache mich als erstes auf die Suche nach einem Käffchen und einer Kleinigkeit zu essen. So lande ich bei Mari im "House of the Rising Sun". Ich bekomme Kaffee und Kekse und schaue mir den Dicken nochmal in Ruhe an. In seiner Backe ist ein tieferes Loch, was ich so gut es geht reinige und desinfiziere. Dann checke ich nach kurzer Überlegung für 50 GEL in dem Guesthouse ein. Eigentlich wollte ich irgendwo Zelten, aber Koba bot an, mich am nächsten Morgen auf dem Weg einzusammeln und mit nach "Lowland" zu nehmen. So kann ich ohne Zeltabbau etwas früher starten. Außerdem war die letzte Woche in den Bergen recht günstig, mein Budget gibt das also her. So kann ich mir über den Tag verschiedene Köstlichkeiten schmecken lassen, Wäsche waschen und kleinere Annehmlichkeiten, wie eine lauwarme Dusche, genießen. Ich drehe kleinere Runden in dem Ort und zur Burg Keselo hinauf und unterhalte mich mit Mari und ihrem größeren Sohn. Sie berichtet mit etwas Wehmut über die Veränderungen in Omalo während der letzten fünf Jahre. Es sind mehr und mehr Gästehäuser entstanden, die sich nur teilweise in das Ortsbild einfügen. Der ursprüngliche Charme geht dem Dorf dadurch zunehmend verloren. Trotzdem berichtet sie voller Hoffnung und Enthusiasmus über ihre Pläne für eine kleine Weinbar und die einheimischen Weine, die sie vermarkten möchte. Ich bin wohl ihr erster Gast seit der Eröffnung in diesem Jahr und ziehe seitdem auch andere Gäste an. Ein paar Schweizer, und ein Ehepaar aus Heidelberg schauen vorbei und trinken Wein. Für Mari habe ich Glück an den Schuhen. Ein schönes Kompliment. Nach dem Abendbrot ziehe ich mich mit Rango gegen zehn in unser Zimmer zurück. Kurze Zeit später beginnt es heftig zu regnen. Das Gewitter sollte sich fast die ganze Nacht über dem Ort festsetzen.
Am Donnerstagmorgen stehe ich gegen sieben auf und packe meinen Krempel. Kurze Zeit später beginnt Mari ein kleines Frühstück für mich zuzubereiten. Bisher war ich kein großer Fan vom Buchweizen, aber gekocht mit etwas Öl, leicht gesalzen und zu einem Spiegelei, ist das Korn ganz lecker. Anschließend gibt es noch ein Käffchen mit Marmeladenbrot, bevor ich mich gegen neun verabschiede und mit Rango weiterziehe. Ich kaufe etwas Brot bei einer Bäckerin mit guten Deutschkenntnissen und lasse mir ihre Bäckerei zeigen. Dann wandern wir am Unterdorf vorbei, das aus etwas Entfernung wirklich nicht besonders sehenswert ausschaut und erreichen nach knapp 5 km die ersten Serpentinen in das Flusstal hinunter. Rango freundet sich kurz vorm Abstieg mit einem weißen Hund an, ich habe aber keine besondere Lust zu warten. So gehe ich weiter und rufe den Dicken regelmäßig, ohne das ich ihn wieder zu Gesicht bekomme. Nach einer halben Stunde verliere ich doch die Nerven und quatsche ein vorbeifahrendes Auto an. Die junge russische Familie glaubt Rango in Omalo gesehen zu haben und bietet an, mich dorthin zurückzufahren. Ich willige ein und finde mich kurze Zeit später wieder an unserem Startpunkt im House of the Rising Sun wieder. Kein Rottweiler aufzufinden. Auch auf der Burg sehe ich keinen bekannten Hund. Ich hinterlasse meinen WhatsApp-Kontakt und fahre wieder den Berg hinunter, zu der Stelle, an der ich den Dicken mit seinem neuen Kumpel zuletzt gesehen habe. Hier frage ich eine Bäuerin, die sich ziemlich sicher ist, Rango mit seinem weißen Begleiter in Richtung Omalo gehen gesehen zu haben. So begleite ich eine Gruppe Wanderer, die dorthin auf den Weg sind. An einem Reiterhof sehe ich einen weisen Hund und beschließe erneut nach Rango zu fragen. Wie sich herausstellt handelt es sich um eine kleine Militärbasis. Die mit Sturmgewehren bewaffneten Männer haben den Dicken nicht gesehen, ich kann aber meinen Durst mit etwas Wasser stillen, dann geht es weiter den Berg hinauf. Im Unterdorf frage ich ein paar andere Touristen nach dem Dicken, wie sich herausstellt eine Familie aus Dresden. Just in dem Moment kommt ein Anruf von Mari, der Dicke hat auf ihrer Terrasse Platz genommmen. Andi, Susi und ihre drei Kinder wollten eh gerade ins Oberdorf und so habe ich auch für das Wegstück eine gute Begleitung. Kurze Zeit später glotzt mich mein vierbeiniger Begleiter treudoof an, als ich bei Mari auftauche. Ihm scheint klar zu sein, dass irgendetwas schiefgegangen war. Für mich bleibt die Erkenntnis, dass Rango scheinbar nicht in der Lage ist meiner Spur zu folgen, sondern an einen, ihm bekannten, Ort zurückkehrt. Ich bekomme noch ein Käffchen spendiert und mache mich dann auf den Weg ins Unterdorf, wo ich ein paar Einkaufsmöglichkeiten gesehen habe. Es ist mittlerweile nach zwei und ein Neustart macht keinen Sinn mehr. Auch Koba habe ich wegen der ganzen Sucherei wohl verpasst. So verweile ich etwas an einem Market und lade meinen Akku. Am späten Nachmittag stoßen die Dresdner wieder zu mir und wir schauen nach einem gemeinsamen Zeltplatz für die nächste Nacht. Ich habe meinen Benzinkocher zur Nutzung angeboten, ihr geliehener Gaskocher wurde wohl ohne oder mit der falscher Füllung ausgehändigt. So lassen wir uns einen Topf mit Makkaroni und Tomatensoße schmecken und lassen den Abend am Lagerfeuer ausklingen.
Über die Nacht zu Freitag (19.07.2019) suppt Rangos Wunde und ich drücke am Morgen reichlich Eiter aus dem Loch in seiner Backe. Meine Sprüh-Desinfektion scheint nicht mehr das Mittel der Wahl zu sein und ich beschließe beim örtlichen Mediziner vorstellig zu werden. Ein Teil der Dresdner unternimmt unterdessen einen Ausflug ins Tourismuszentrum. Die Sanitäterin empfiehlt mir die Haare um die Wunde herum zu entfernen und erneut zu desinfizieren. Ansonsten hält sich die Motivation zu helfen in Grenzen. Verständlich, sind ja keine Veterinäre und haben Wichtigeres zu tun. Zum Reinigen entscheide ich mich für eine Seifenlauge, Kamille habe ich keine gefunden. Über den Tag schwillt die Backe dann wieder etwas ab. Ansonsten scheint es Rango gut zu gehen, er zeigt keine Anzeichen irgendeiner Verhaltensänderung. Trotzdem will ich im Tal versuchen einen Salbe zu organisieren. Die Zikatridina aus dem Vorjahr hat einen guten Eindruck hinterlassen. Wenn sich ein Plätzchen findet, wollen uns die Dresdner in ihrem Geländewagen mit über den Pass nehmen. Am Nachmittag trudelt die Familie nach und nach wieder am Market ein und wir machen uns später noch auf einen Ausflug in Richtung eines Aussichtspunktes. Der Abend klingt wieder in guter Gesellschaft, beim gemeinsamen Essen und anschließend am Lagerfeuer aus.