Vier Reifen und zwölf Pfoten
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Von Speisekarten und Gasflaschen

Veröffentlicht: 06.02.2022

#13 #14 Aguadulce

Das Schaulaufen der Schönen fällt dieses Wochenende aus. Die Sonne hat sich hinter dicken Wolken versteckt, die ein kräftiger Wind vor sich hertreibt. Das Wetter ist zu ungemütlich für die verwöhnten Spanier. Auch wir wollen ruhig machen, uns anpassen an Land und Leute. Vielleicht unternehmen wir nachmittags einen kleinen Ausflug ins Landesinnere.

Mir macht das Problem mit den Gasflaschen ein wenig Sorgen. Ja, kaum ist mit der Batterie alles im grünen Bereich, schalten jetzt die Gasanzeigen auf rot. Ganz so ist es nicht. Eine der zwei Gasflaschen in unserem Wohnmobil ist voll. Die andere haben wir über die sechs Tage unserer Anreise geleert. Ich habe mich natürlich bei der Planung über das Thema Gas in Spanien informiert. Hier kannst du nicht wie bei uns einfach in ein Geschäft spazieren und Gasflaschen kaufen soviel du willst. Offiziell brauchst du eine Bescheinigung von einer speziellen Agentur. Mit diesem Zettel kriegst du dann in jeder Tankstelle eine Gasflasche. So. Das ist der offizielle Weg.

Nun erfährst du im Internet, dass manche Tankstellen die Gasflasche auch ohne Zettel verkaufen. Wir haben in Aguadulce jede Tankstelle angefahren. Das sind acht Stück. Keine Chance. Entweder den Zettel oder eine leere Gasflasche zum Tauschen – natürlich nur eine spanische, keine deutsche. Keiner in den Tankstellen konnte uns sagen, wo und von wem wir eine solche Bescheinigung bekommen können. Sie hätten so eine Bescheinigung auch noch nie gesehen. Jeder kommt mit einer leeren Flasche und geht mit einer vollen.

An einer Tanke hat mir ein Mitarbeiter angeboten, meine deutsche Flasche mit LPG-Gas zu füllen, doch er hatte keinen entsprechenden Adapter. Ich auch nicht. Außerdem war mir das zu gefährlich. In Deutschland ist das streng verboten.

An der ersten Tankstelle, die ich angefahren habe, hatte man mir statt einer Propan- eine Butan-Gasflasche angeboten. Das Problem dabei ist, dass Butan bei einer Temperatur um die 4 Grad flüssig wird und damit unbrauchbar. Im Winter ist das so eine Sache … An der Küste fällt die Temperatur hier normalerweise nicht unter 10 Grad. Aber wir wollen auch nach Sevilla und Ronda ins Landesinnere, und da kann es nachts sehr kalt werden. Klar, ich könnte dann auf die deutsche Propangasflasche umschalten, aber die brauche ich ja für die Rückfahrt Anfang März, wo es in Frankreich und Deutschland auch noch Minusgrade haben kann – und das nicht nur nachts.

Nur in einem Nebensatz erwähnen will ich, dass die spanische Gasflasche ganz andere Anschlüsse benötigt. Da gibt es einen speziellen Adapter und dazu ein Euroventil mit der Nummer 4. In Frankreich haben die Gasflaschen wieder einen anderen Anschluss, ebenso in Holland, in Dänemark und was weiß ich wo sonst noch. Das ist jedenfalls eine komplizierte Angelegenheit. Ich habe zwei solcher Adapter und Ventile. Sicher ist sicher. Was ich nicht habe, ist eine spanische Gasflasche.

Wo bekomme ich eine solche her? Ickes Liebe zum Essen kann manchmal anstrengend sein. Aber andererseits … Wir spazierten eine Gasse gleich um die Ecke unseres Appartements entlang, Icke studierte die Speisekarte, wie immer, wenn wir an einem Restaurant vorbeikommen, als plötzlich ein älterer Herr hinter ihr ein Türchen im Haus aufschloss und sich vor sieben, acht Gasflaschen niederkniete. Alle in orange und mit der Aufschrift: Propan! Ich blieb mit aufgerissenen Augen stehen. Ich kann mir gut vorstellen, warum in Spanien die Menschen vor Gasflaschen niederknien. Ich würde das auch tun. Icke sah wohl meine Überraschung und begann mit dem Opa zu plaudern. „Ach, so schöne Gasflaschen, die sehen ja hübsch aus. Und noch so viele. Können Sie die überhaupt alle gebrauchen? Auf einmal, meine ich. Eine mehr oder weniger, das würde doch gar nicht auffallen, oder?“

Sie zwinkerte auffällig oft, mal links, mal rechts, fast schon im Takt, der immer schneller wurde. Der Opa hob schließlich die Arme, als würde er sich ergeben und brüllte etwas, das sich wie ein Hilfeschrei anhörte. Sein Sohn kam. Der sprach Englisch. Jetzt war ich an der Reihe. Beinahe hätte ich zu Zwinkern begonnen, aber schließlich ich ihm unser Problem. Er könne uns keine Flasche verkaufen, meinte er, aber jeden Freitag würde der Gasmann mit einem großen Wagen voller Propangasflaschen vorbeikommen und jeder könnte sich so viele kaufen wie er wollte. Von einer Bescheinigung habe er noch nie etwas gehört. Mir verschlug es die Sprache. Der Sohn hatte irgendwann Erbarmen mit mir. Ich solle ihm 18 Euro für das Gas und 12 Euro für die Flasche geben, er würde am Freitag eine Flasche für mich kaufen, die könnte ich mir dann abholen. Ich glaube, ich habe noch nie so schnell 30 Euro plus 5 Euro Bonus hingeblättert.

Und ich habe mir vorgenommen, nie mehr zu meckern, wenn Icke ihre Speisekarten studiert.   

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