Vier Reifen und zwölf Pfoten
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Spanien: Ein anderes Leben – Teil II

Veröffentlicht: 01.03.2022

#30 Aguadulce

Sonn- und Feiertage sind in Andalusien richtige Festtage – mit allem, was dazu gehört. Die Menschen machen sich schick, treffen sich mit der Familie, flanieren über die Promenade und gehen dann in ein Restaurant. Dort wird zusammen mit Kind und Kegel gegessen und getrunken, am besten lang und viel. Da spielt es dann auch keine Rolle, wenn es abends spät wird. Die Spanier scheinen nichts davon zu wissen, dass Kinder irgendwann ins Bett müssen, was wahrscheinlich daran liegt, dass auch die Kleinen nichts davon wissen und darum gar nicht müde werden. Die flitzen um 22 Uhr mit lautem Hurra noch am Strand rum, als wären sie nach zwölf Stunden Tiefschlaf gerade aus dem Bett geklettert.

Apropos schick gekleidet! Für die spanische Frau, die etwas auf sich hält, ist eine Lederhose Pflicht. Nein, nicht eine aus der bayerischen Tracht, sondern eine lange Lederhose. Die Farbe spielt dabei keine Rolle, nur eng anliegen muss sie. Je enger, umso besser. Ich habe hier Frauen gesehen, die müssen in diese Hose hineingewachsen, vielleicht damit auf die Welt gekommen sein. Jedenfalls ist es unvorstellbar, dass sie irgendwie hineingekommen sind. Ich wäre da wahrscheinlich schon mit meinem großen Zeh gescheitert.

Wahrscheinlich wiegen jetzt vor Euerem inneren Augen große, schlanke Frauen ihre Hüften über prunkvolle Plätze und Straßen. Aber das ist nicht immer so. Fast alle Frauen tragen Lederhosen, die Figur spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Und auch sie tragen ihr bestes Stück ganz selbstverständlich mit einem strahlenden Lächeln und stolzem Blick. Das hat mich tief beeindruckt. Dieser Mut, diese Entschlossenheit, dieses Zu-sich-Stehen hüllt diese Frauen in eine pulsierende Lebendigkeit, eine tiefe Sinnlichkeit.

Ich muss gestehen, ich hätte gerne einmal in einer der größeren Städte das sonntägliche Schaulaufen der spanischen Frauen erlebt. Aber das ist fast nicht möglich, denn am Wochenende in Almeria, Cádiz oder Sevilla einen Parkplatz zu ergattern, ist unmöglich, gerade mit einem Wohnmobil. Ich hatte in Almeria schon wochentags große Probleme. Und dann ist das Parken nicht so einfach: Es gibt verschiedene Farben am Straßenrand, die zeigen, ob und wielange man stehen bleiben darf. Und vielleicht ist dann auch noch ein Parkschein notwendig, der irgendwo gelöst und bezahlt werden muss. Nur, wer weiß das? Ich wusste es nicht – und prompt hatte ich einen Strafzettel. Parken ohne Parkschein: 70 Euro. Der Strafzettel wurde um 12.55 ausgestellt. Ich hatte das Wohnmobil um 12.50 Uhr abgestellt. Die Polizei, Politesse oder wer auch immer muss mir dabei zugestehen haben. In Deutschland kostet das 10 Euro und das auch erst seit ein paar Monaten. Vorher waren es 5 Euro.

Aber die Gefahr, noch einmal falsch zu parken, ist nicht sehr groß. In den nächsten Tagen werden wir den Nach-Hause-Weg antreten. Das Zusammenpacken hat schon begonnen. Mal schauen, vielleicht melde ich mich noch einmal von unterwegs. Wenn wir wieder daheim sind, gibt’s auf alle Fälle einen Abschiedsbericht mit einem kleinen Fazit. Versprochen!

P.S.: Nicht zu glauben! Stellt Euch vor, als wir gestern vor dem Schlafengehen noch eine Gassirunde drehten, ist uns eine Frau begegnet, die hat mit einer Wasserflasche Ecken und Wände sauber gemacht. Berry und Pipo konnten da gar nicht hinschauen! Und ich – das muss ich gestehen – habe mich auch schwer getan. Neben mir wuchs Icke schlagartig um mindestens zehn Zentimeter. Zum Glück geht’s jetzt nach Hause. 

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