Vier Reifen und zwölf Pfoten
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Cádiz – eine der ältesten Städte Westeuropas

Veröffentlicht: 26.02.2022

#29 Cádiz

Der Trip nach Cádiz sollte einer der Höhepunkte unserer Andalusien-Tour werden, alleine seiner Lage wegen. Die knapp 120.000 Einwohner zählende Stadt – eine der ältesten in ganz Westeuropa – wird eigentlich von allen Seiten vom Meer umgeben und ist nur vom Süden her durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden. Heute gibt es auch zwei Brücken, die vom Osten her in die Stadt führen.

Unser Navi führte uns über die Landzunge nach Cádiz. So durchquerten wir die zwölf Quadratkilometer große Stadt einmal der Länge nach, um zu unserem Stellplatz zu gelangen, der direkt am Hafen lag und damit in unmittelbarer Nähe zur Altstadt. Das, was wir im jüngeren Cádiz zu sehen bekamen, war das Bild einer typischen Großstadt. Viel Verkehr, Banken, Shops, große Discounter reihten sich nahtlos aneinander – das war nicht das Cádiz, das wir erwartet hatten …

Die Hauptstraße führte uns geradewegs zu unserem Standplatz, auf dem wir auch problemlos ein passendes Plätzchen fanden. Die Kathedrale sollte unser erstes Ziel sein. Dieses mal war es kein Café oder Restaurant, das meine Pläne durchkreuzte, es waren die verlockenden Gässchen mit ihren kleinen, meist liebevoll dekorierten Boutiquen, die meine Icke mehr interessierten als Kunst und Kultur. „Ach, bitte … Nur diese eine, kleine Gasse noch …“ Wer kann da schon nein sagen?

Zum Glück dauerte es nicht lange, bis wir – vorbei an unzähligen Orangenbäumen, deren Blüten einen herrlichen Duft verströmten – an einem Café vorbeikamen, das einfach zu schön war, um links liegen gelassen zu werden. Nach einer kleinen Stärkung ging es auch gleich wieder viel leichter vorwärts und so kamen wir doch noch zu unserer Kathedrale. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und hat zwei Türme, die einen wunderbaren Blick über Cádiz bieten – von oben. Es war wieder einer dieser Momente, in denen Icke heilfroh war, dass wir die Hunde dabei hatten. Mit ihnen konnten wir ja die vielen, vielen Treppen nicht hinaufsteigen. Ja, ja … die Hunde.

Apropos! Auf unserem Weg trafen wir einen jungen Mann, der sich lachend und scherzend auf Emmi stürzte. Sie sehe seiner Hündin zum Verwechseln ähnlich, erklärte er. Wir erzählten ihm, dass wir noch in keinem anderen Land so viele Hunde gesehen hätten wie hier in Spanien. Plötzlich war sein Lachen verschwunden. Das liege daran, dass sich Normalverdiener in seinem Land keine Kinder mehr leisten könnten, sagte er. Er selbst habe auch keine Freundin und wohne noch bei der Mutter. Auch das ist Spanien

Über den Plaza Espana ging es an den Strand zum Castell Catalina. Wir erlebten dabei ein munteres Wechselspiel von engen Gassen und weiten, lichten Plätzen. Ja, das war schon eher das Cádiz, das wir uns gewünscht hatten.

So viel Sightseeing macht mächtig hungrig, und schließlich hatte unser Magen ja auch schon seit mindestens zwei Stunden nichts mehr zu tun bekommen. „Zufällig“ lag der Fischmarkt auf unserem Weg. Es war zwar schon fast 14 Uhr, aber die Tresen und Tische rund um die Verkaufsstände waren rappelvoll. Hier herrschte ein Trubel wie zur besten Zeit auf dem Straubinger Gäubodenvolksfest. Wir fanden schließlich ein Plätzchen. Frischer Fisch sollte es natürlich sein, und ich machte mich gerade auf den Weg, als mein Blick auf den Nachbartisch fiel. Ein Ehepaar in unserem Alter zerlegte da gerade einen riesigen Fisch. „Entschuldigen Sie bitte, darf ich Sie fragen, welcher Fisch das ist“, fragte ich in meinem besten Englisch. Scheinbar war es nicht gut genug, denn die Frau antwortete mir auf Deutsch: „Ein Wolfsbarsch“, sagte sie und erklärte mir, dass ich mir bei einem der vielen Händler einen Fisch aussuchen und den dann hier in diesem Café zubereiten lassen könne.

Das wollte Icke selbst übernehmen. Zielsicher ging sie in die Fischhalle und kam fünf Minuten später mit einer Dorade zurück. Die übergab sie der Bedienung, die sie etwa eine halbe Stunde später gegrillt zurück brachte. Alles andere zeigt ein Blick auf Ickes Lächeln auf den obigen Fotos. Schon alleine dafür hatte sich der Ausflug nach Cádiz gelohnt.

P.S.: Nachts bekamen wir kostenlos die Probe eines Orchesters zu hören. Die Musiker mussten wegen Corona im Freien üben – Icke hatte das bei einer Patrouille in Erfahrung gebracht – und hatten sich dafür die Ecke vor unserem Stellplatz ausgesucht. Es waren etwa 50 Musiker, die vielleicht alle sehr gut spielten, aber scheinbar verschiedene Stücke gleichzeitig. Jedenfalls hörte es sich so an. Und anscheinend sind die Spanier sehr ausdauernd, was das Musizieren anbelangt. Es dauerte bis kurz vor Mitternacht, ehe auch die letzte Trompete, Posaune, Flöte oder was auch immer verklungen war. 

Antworten (1)

Tina
Ich lese jetzt dann den Block nicht mehr, da ich jedes Mal furchtbar Hunger bekomme 😄 (vom Fernweh ganz zu schweigen). Nein, ich lese ihn sehr begeistert und freue mich über jeden einzelnen Eintrag ❤️.

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