#27 Gibraltar
Schon die ersten Meter auf
Gibraltar sind abenteuerlich: Man muss eine Landebahn für Passagierflugzeuge überqueren. Auf dem Hinweg taten wir das im Taxi, auf dem Rückweg zu Fuß. Wir hatten Glück, denn es startete oder landete in beiden Fällen keine Maschine. Wäre das der Fall gewesen, wäre die Winston Churchill Ave – das ist der Name der Straßen, die die Landebahn kreuzt – für 20 Minuten gesperrt worden, denn es gilt: Luft- vor Bodenverkehr! Rund 1700 Meter ist die Start- und Landebahn kurz und wird an beiden Enden vom Meer begrenzt – da kann es dann schon einmal naß werden, wenn sich der Pilot verschätzt. „Gibraltar ist der gefährlichste Flughafen der Welt“, weiß Tariq unser taxifahrender Fremdenführer.
Eine unserer Haltestellen ist die Tropfsteinhöhle. Sie entstand durch Auswaschung des Kalksteins durch Regenwasser, was die vielen Stalaktiten und Stalagmiten. „Ein Stalaktit ist der von der Decke einer Höhle hängende Tropfstein, sein Gegenstück ist der vom Boden emporwachsende Stalagmit“, klärt uns Tariq auf. 1974 fanden Wissenschaftler Hinweise, dass die Höhle schon in der Frühgeschichte bekannt war. Ebenso wurden Malereien entdeckt, die eine mit Holzkohle gemalte Ziege zeigen. Es wird geschätzt, dass Menschen schon vor mehr als 40.000 Jahren die Höhle nutzten. Für die Touristen wurde diese Attraktion sehr schön aufbereitet. Alle fünf Minuten läuft eine Lichtershow, die die riesengroßen Tropfsteine eindrucksvoll zur Wirkung bringt. Prädikat: absolut sehenswert!
Unsere letzte Station ist das einmalige Tunnelsystem, das Gibraltar durchzieht. Das Labyrinth ist unter dem Namen The Great Siege Tunnels bekannt und gilt als das eindrucksvollste von Menschen erdachte Verteidigungssystem. Die Arbeiten begannen 1782 während der sogenannten Großen Belagerung (1779 bis 1783), in der Franzosen und Spanier vergeblich versuchten, die Halbinsel von den Briten zurückzuerobern. Binnen fünf Wochen trieben 18 Männer einen Tunnel 25 Meter in den Felsen vor – nur mit Hammer und Brecheisen. Ab und an soll auch das ein oder andere Kilo Schwarzpulver mit im Spiel gewesen sein. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs wurde das Tunnelsystem bis auf 52 Kilometer ausgebaut und hat bis zu 16.000 Soldaten beherbergt – unvorstellbar, wenn man bedenkt, dass Gibraltar nur etwas mehr als sechs Quadratkilometer misst.
Zum Ende unserer Fahrt brachte uns Tariq in den Hafen, wo es ein paar gute Gaststätten geben soll. Wir entschieden uns für Biancas Restaurant, eines der ersten auf Gibraltar. Eine Kugel Eis kostete zwei Pfund, das sind ungefähr 2,40 Euro und ein Stück Kuchen sechs Pfund, also 7,20 Euro. Wir haben uns trotzdem einen kleinen Snack gegönnt, wobei Icke feststellte, dass meine Patatas Bravas – das sind fritierte Kartoffelstücke mit einer speziellen Sauce – die besten waren, die sie jemals gegessen hatte …