Vier Reifen und zwölf Pfoten
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Ronda und die neue Brücke

Veröffentlicht: 08.02.2022

#16 Ronda

Wir haben uns am Montag Abend nach der frohen Botschaft für Berry spontan entschlossen, am Dienstag unseren ersten mehrtägigen Ausflug zu unternehmen. Über Ronda soll es nach Sevilla gehen. Die Hauptstadt Andalusiens steht auf Ickes Wunschliste ganz, ganz oben.

Da es von Aguadulce nach Sevilla fast 400 Kilometer sind, suchte ich nach einem sehenswerten Zwischenstopp. Zum Glück muss man da in diesem mit historischen Baudenkmälern reich gesegneten Land nicht lange suchen. Ronda sollte es sein, gut 250 Kilometer Entfernung, zwei Drittel der Strecke auf der A-7 am Meer entlang und das letzte Drittel dann auf einer gut ausgebauten Straße quer durchs Land.

Um 9 Uhr sollte es losgehen, aber wir - ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich eigentlich Icke meine - schaffen es normalerweise nie unter einer Stunde Verspätung. Ich habe mich um 9.10 Uhr mit der ersten Ladung Gepäck schon mal auf den Weg gemacht mit den Worten: „Schatz, wir treffen uns dann beim Auto. In zehn Minuten.“ Kennt ihr das, wenn ihr etwas sagt und schon beim Sprechen wisst, dass das, was ihr gerade sagt, die Luft nicht wert ist, die ihr dabei verbraucht? Ja? Das war einer dieser Sätze. Um 9.30 Uhr ging ich Nachsehen, wo mein Schatz bleibt. Als ich die Tür aufschloss, wäre ich beinahe umgefallen! Sie wischte die Küche durch. Mit Putzeimer und Wischmop. So richtig, meine ich. „Das kann man so doch nicht lassen“, sagte sie im Brustton der Überzeugung, dass sie gar keine andere Wahl gehabt hätte. Ich drehte auf den Hacken um und setzte mich wieder ins Wohnmobil. Ich hatte mein kleines Taschenmesser in der Jeans. Das war zu gefährlich.

Nach einer halben Stunde kam sie, wischte sich über die Stirn und sagte mit einem Blick mehr als 1000 Worte: Du weißt schon, wie gut du‘s hast, oder? Du sitzt hier rum und ich darf mich dort oben abrackern. Ich startete den Motor.

Schon alleine die Anreise entschädigte dann für alles. Die Straße schlängelte sich über hohe Viadukte und lange Tunnel durch mächtige Berg- und Hügelketten, auf denen sich kleine Häuschen und knorrige Bäume um jeden Quadratzentimeter des kargen Landes balgten. So ging es über Motril, Almunecar und Nerja bis nach Málaga, das wir links liegen ließen und auf der M-20 ins Landesinnere abbogen. Mit jedem Kilometer wurde die Landschaft schöner. Ickes Handy klickte immer schneller. „Ich könnte hier tausend Fotos schießen“, sagte sie.

Die Natur schien hier aufzublühen. Grüne Wäler, saftige Wiesen, Olivenhaine, riesige Plantagen mit Tausenden von Mandarinenbäumchen, dazwischen Hügel mit Schieferabbrüchen in allen Brauntönen bis ins dunkle Rot. Und über allem Andalusiens strahlendhelle Wintersonne, die jedes noch so kleine Detail erkennen ließ, fast so als würde sie es uns exklusiv auf einem Tablett servieren.

Als wir schließlich so gegen 14 Uhr auf unserem Stellplatz in Ronda ankamen, waren wir fast ein wenig enttäuscht. Wir machten uns gleich auf den Weg in Richtung Altstadt, von der uns etwa zwei Kilometer trennten. Ronda mit seinen 33.000 Einwohnern hat viele Attraktionen zu bieten, unter anderem eine der ersten Stierkampfarenen Spaniens. Wir aber wollten die Puente Nuevo, die neue Brücke, sehen. Es ist eine Straßenbrücke, die die 120 Meter tiefe Schlucht El Tajo überspannt und die Altstadt von einem jüngeren Stadtteil trennt.

Wenn man vor diesem monumentalen Prachtwerk steht, kann man gar nicht glauben, dass Menschen vor fast 300 Jahren zu solchen architektonischen und technischen Meisterleistungen fähig waren. Unvorstellbar, wieviele Tonnen Stein hier bewegt wurden und unter welchen Bedingungen. 45 Grad im Sommer! Die Bauarbeiten haben 40 Jahre lang gedauert. Es gab bestimmt Bauarbeiter, die ihr ganzes Arbeitsleben an dieser Brücke gebaut haben. Ich ziehe meinen Hut vor ihnen!

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