Veröffentlicht: 27.01.2022
#4 – Bellcaire D’Emporda
Ja, ich weiß. Sieht so aus, als hätte ich mir unsere Etappenorte danach ausgesucht, wie schwierig sie auszusprechen sind. Nun, der liegt schon in Spanien, sieben Kilometer von der Mittelmeerküste entfernt und nur einen Steinwurf weit weg von Girona. Girona, darauf haben wir uns als Zielort geeinigt – was vieles einfacher gemacht hat …
Alles andere war ohnehin schwierig genug. Ich habe gestern Nacht unsere Bordbatterie von meiner Freundesliste gestrichen. Unsere Gasheizung funktionierte zwei Stunden. Um 22 Uhr war Schluss. Was nun? Ich war immer davon ausgegangen, dass wir Strom haben. Und im Ausnahmefall kann eine Gasheizung nicht viel Energie brauchen, dachte ich und vergas das Gebläse, das die warme Luft verteilt und gerade am Anfang ordentlich pustet. Über den Anfang kam es diesmal nicht hinaus, das Gebläse.
Wir packten unsere Sachen zusammen und fuhren wieder los. Es gab ein paar Zeltplätze in der Umgebung, aber fast alle hatten im Winter dicht gemacht. Die Stellplätze, die wir im Internet fanden, waren ohne Strom. Also wieder auf die Autobahn. Kein Problem, notfalls durchfahren. Ein Blick auf die Tankuhr zeigte mir aber, dass ich nur noch Sprit für 250 Kilometer hatte, also bei unserer Geschwindigkeit für knapp drei Stunden. Da wäre es dann 2 Uhr. Aber ein Blick auf das Navi zeigte mir, dass es auf der A75 weit und breit keine Tankstelle gab, nur im Umland. Aber hatten die Mitten in der Nacht offen? Kein Sprit, kein Strom, irgendwo im Nirgendwo des französischen Zentralmassivs – das war mein Alptraum! Zumindest hielt der mich die nächsten 100 Kilometer wach, dann zeigte ein Schild, dass 500 Meter abseits der Autobahn eine Tankstelle war. Nichts wie raus!
Es war eine Tankstelle für Lkw. Überall Dutzende Meter lange Ungetüme und dazwischen mein kleines Womo auf der Suche nach einer Zapfstelle für Ameisen. Es waren Tankautomaten, man konnte nur mit Kreditkarten bezahlen. Meine Mastercard schluckte das Biest nicht, aber meine Girocard. Zum Glück! Nicht auszudenken, wenn das nicht geklappt hätte!
Mittlerweile war es fast 2 Uhr. Ich kontrollierte kurz meine Bordbatterie und siehe da: Volle Power – was immer das auch heißen mochte. Wir überlegten, auf der Tankstelle zu parken, die Heizung anzuwerfen und uns solange aufs Ohr zu hauen bis es wieder kalt wurde. Aber was war mit den Hunden? Berry konnten wir das auf keinen Fall zumuten, er war durch die Krankheit und die OP zu geschwächt. Wir holten ihn zu uns ins Bett. Emmi protestierte, also auch rein mit ihr unter die Decke. Keine langen Diskussionen. Nur Pipo, der Spanier, hielt auf seiner Kuscheldecke eingerollt tapfer die Stellung.
Die Heizung schaffte eine Stunde. Nach gut zwei Stunden war das Wohnmobil ein Eiskeller – kein Wunder bei -6 Grad Außentemperatur. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken. Wir fuhren wieder los. Ich musste Icke im Bett festbinden – quasi –, weil sie im warmen Auto jetzt vielleicht ein paar Stunden schlafen und mich so später ablösen konnte. Sie wollte mich nicht alleine lassen, aber ich bat sie auf Knien – auch quasi –, weil das einfach die beste Lösung war.
Ich fuhr bis 9 Uhr. Wir tauschten auf einem Lidl-Parkplatz in … Keine Ahnung. Um 12 Uhr waren wir in … Keine Ahnung. Wir waren da. Nur das zählte. Auf unserem gebuchten Stellplatz eingeparkt, die Wuffis kurz pinkeln lassen und ab in die Koje. Ich glaube, ich bin noch nie so schnell eingeschlafen.