Veröffentlicht: 31.01.2022
#7 Aguadulce
Ich muss zweimal hinschauen: Ja, richtig, Aguadulce mit „g“. Ich hatte unseren Zielort auf unserem Reiseplan als Aquadulce stehen. Tanja, unsere Tochter, die leider zu Hause bleiben musste, weil sie arbeiten muss, hat mich gehörig ausgelacht. Um ihr dieses Vergnügen nicht noch einmal gönnen zu müssen, schaue ich lieber zweimal.
Als wir uns am Samstag von Calpe aus auf unsere letzte Etappe machten, schlugen unsere Herzen schon einen Takt schneller. 350 Kilometer trennten uns noch von unserem Ziel. Dazu keine bösen Meldungen vom Motor, keine Bäche quer durch den Innenraum unseres Wohnmobils, die Hunde alle fit - so viel Glück auf einmal war kaum zu fassen.
Die letzten Kilometer pinselten uns dann ein Lächeln ins Gesicht, das von einem Ohr zum anderen reichte. Ein Marathonläufer, der nach 42 Kilometern auf die Schlussrunde ins Stadion einläuft, kann sich nicht besser fühlen. Gut, wir mussten nicht selbst laufen, aber hinter uns lagen auch nicht nur 42 Kilometer, sondern 3.000.
Wir kamen pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt mit unserer Vermieterin, die ihre Mama und ihre Tante mit der Schlüsselübergabe beauftragt hatte. Die beiden netten Damen mussten nicht viel erklären, wir hätten ihnen ohnehin nicht zugehört. Wir waren hin und weg vom Ausblick unseres Appartements im zwölften Stock. Eine Fensterfront mit freier Sicht auf den Hafen, den Strand und das weite Meer, das in der Nachmittagssonne bis zum Horizont glitzerte. Icke und ich blickten uns an. Wir wussten, dass wir beide in diesem Moment das gleiche dachten und fühlten: Fünf Wochen hier, über all den Sorgen dieser Welt, die Sonne, das Meer – alleine dafür hat sich all die Mühe gelohnt.