Via_de_la_plata
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5. Tag 3: Anstrengend nach Almadén de la Plata

Veröffentlicht: 31.10.2024

Hallo,

gestern hatte ich mich nicht mehr gemeldet. Ich habe auch nicht mehr viel gemacht. Der Regen blieb den ganzen Abend bzw. Nacht. Spät abends kam wohl noch jemand an in der Unterkunft, aber hatte ihn heute Morgen nicht gesehen.

Noch ein paar grundsätzliche Gedanken zum bisherigen Weg:

Ich bin ja letztes Jahr auch im Winter unterwegs gewesen und habe schon über den Tag verteilt immer Pilger gesehen und ich glaube, in einer oder zwei Herbergen war ich alleine, aber sonst wären es immer ein paar. Dieses Mal werde ich wohl nicht so viele Leute treffen. Das liegt unter anderem daran, dass der Weg nicht so oft gewandert wird. Irgendwie war mir das vorher bewusst und ich möchte ja auch überwiegend meine Ruhe haben, aber heute habe ich die gesamte Etappe keinen einzigen Menschen getroffen. Ich nehme den Camino so, wie er kommt und ich denke, dass es auch etwas voller wird.

Die Kälte habe ich irgendwie unterschätzt. Ich kann mich noch entsinnen, dass mir letztes Jahr hier und da auch mal kalt wurde in den Herbergen. Und teilweise auch mit viel Klamotten geschlafen habe, aber das habe ich irgendwie vergessen oder verdrängt. Ich habe genau eine lange Hose und zwei kurze Hosen dabei. Wobei ich sagen muss, dass mir unterwegs fast nie kalt ist und ich eigentlich immer nur mit Shirt und Poncho am wandern bin. Bisher hatte ich die lange Hose an, die ich immer hochgeschoben habe. Werde ab morgen mit kurze Hose wandern und dann habe ich die lange Hose für die Unterkunft. Ich möchte mich auch gar nicht beschweren und im Reiseführer steht drin, dass sehr viele Herbergen für Heizung 3-5€ berechnen. Und es gibt immer genug Decken und ich habe auch einen Schlafsack dabei, den ich bisher noch nicht benutzt habe und der auch wärmt, wenn auch nicht für Minusgrade.

Zurück zur Wanderung. Ich bin heute Morgen gegen 6 Uhr wach geworden, was ja für meine Verhältnisse spät ist, denn sonst war ich um diese Zeit meist schon unterwegs. Ich habe meine Sachen gepackt, Zähne geputzt und dann aus dem Balkonfenster geschaut. Es regnete mittelmäßig. Ich wartete ein paar Minuten, aber bin dann los. Weil das Wetter auch nicht besser wird.

Ich habe noch einen Proteindrink getrunken und bin dann los. 

Ich bin relativ schnell aus der Stadt raus und bin dann auf eine Landstraße, wo die Autos mit gut 100 kmh an einem vorbeibrettern, aber die Straße wird nicht viel befahren. Es kam alle 10-15 Minuten ein Auto vorbei. Auf dieser Straße ging es dann 20 Kilometer entlang. Ab und zu konnte man rechts einen Weg benutzen, was ich auch eine Zeit lang machte. Leider gab es da immer wieder überflutete Passagen, sodass ich dann doch lieber wieder die Straße wählte. Ich muss sagen, bisher ist das Wetter, genauer gesagt der Regen das größte Problem. Wenn die Schuhe einmal komplett nass sind, kann ich zwar meine Socken wechseln, aber die werden dann auch schnell feucht und wenn ich danach noch lange gehen muss, bekomme ich ein Problem. Bisher ist immer alles gut gegangen. Wenn der Schuh nass war, musste ich meist nur eine Stunde höchstens noch gehen. Dann konnte ich in die Unterkunft und duschen. Wenn i h länger damit gehen müsste, würde ich mir Blasen laufen. 

Ich habe links und rechte immer wieder die iberischen Schweine gesehen, die schwarz sind und als Delikatesse gelten. Schwein versuche ich grundsätzlich nicht zu essen, weil es mir nicht schmeckt und immer schwer im Magen liegt. Sonst fällt mir auf, dass ich nie große Lust habe, wenn ich immer die ganzen Tiere auf den Weiden sehe, Fleisch zu essen. Das Problem ist, wenn ich in Restaurants esse und es ein Tagesmenü gibt, gibt es meist etwas mit Fleisch. Auch außerhalb vom Urlaub versuche ich, nicht viel Fleisch zu essen, aber im Urlaub habe ich wenig Lust auf Fleisch, wenn ich immer die ganzen Tiere sehe.

Nach knapp 10 Kilometern bin ich dann durch einen Nationalpark gegangen, der aber sehr leer war. Ich habe drei Rehe gesehen und sonst nichts. Das muss ich auch noch kurz erwähnen. Auf der gesamten Etappe heute gab es keine Bank und keine Möglichkeit, sich unter zu stellen. Da bin ich von anderen Jakobswegen sehr verwöhnt, wo es gefühlt alle paar Kilometer richtige Erholungsbereiche gibt mit Wasserbrunnen, Bänke, Tische und Unterstellplätze. Der Regen hat aufgehört und ich konnte den Regenponcho sogar mal ausziehen. Aber trotzdem waren viele Straßen noch überflutet und einmal musste ich über Steine balancieren und ich hoffte sehr, dass ich nicht ausrutschte und dass alle Steine fest waren, denn sonst wäre ich ordentlich nass geworden. Und sonst musste ich ein paar Mal mir ein paar Steine ins Wasser schmeissen, um darüber dann zu gehen. Aber wie sagt man in meiner Heimat? " Es hätt noch immer gut gegange".  

Zwischenzeitlich kam sogar die Sonne mal kurz raus. Ab und an hat es noch etwas geregnet, aber heute kann ich mich über das Wetter nicht beschweren.

Aber dadurch, dass ich keine Pause gemacht hatte, zog sich der Weg sehr und ich war schon im Survival-Modus. Ich hatte auch schon 28 Kilometer auf dem Tacho und eigentlich müsste ich in zwei Kilometern auch schon da sein. Nur vor mir lag noch ein kleiner Aufstieg auf eine Aussichtsplattform, die mir fast meine gesamte Energie raubte. Es war wirklich steil, aber dafür wurde man mit einer tollen Aussicht belohnt. Danach ging es runter und dann zum Teil auch sehr steil und ich war froh, dass es in dem Moment nicht regnete und nicht alles noch rutschiger war. Unten angekommen war ich im Zielort. Ich habe mich in ein Café gesetzt und mir einen Kaffee geholt. Kurz habe ich überlegt, ob ich noch 14 Kilometer zum nächsten Ort wandern soll, weil es gerade trocken war, aber ich habe mich dagegen entschieden, was sich wohl als richtig rausstellen wird, denn später hat es wieder richtig stark angefangen, zu regnen und stürmen. Jedenfalls bin ich noch kurz zum Supermarkt und habe mir ein paar Sachen gekauft und bin dann in die Unterkunft. Ich habe geschellt, aber keiner öffnete die Tür. Dann habe ich angerufen und der Besitzer meinte dass ich die Tür nur aufdrücken brauche. Er käme später vorbei. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was für ein Urvertrauen hier die Leute haben. Ich bin rein und habe erstmal richtig warm geduscht. Was für eine Wohltat. Dann kam der Besitzer und wir haben uns ein wenig unterhalten. Mega sympathischer Typ, aber auch mehrmals einen Jakobsweg gegangen ist. Er fragte sich, ob ich ein richtiger Deutscher sei. Denn er erklärte mir, dass viele Deutsche viel zu verrückt machen und immer versuchen, alles zu planen und man auf dem Weg eher seinem Gespür vertrauen soll. Zuerst war ich ein wenig beleidigt wegen den Vorurteilen, aber wenn ich ehrlich bin, trifft dies bei mir zu 100 % zu. Ich mache ich immer Gedanken, ob ich die Strecke schaffe, aber ich gehe den Weg ja für mich in meinem Tempo. Und wenn ich nur 10 Kilometer gehe, dann ist es so. Ich versuche, mir seine Worte wirklich zu Herzen zu nehmen.

Dann habe ich mir mein Essen zubereitet. Ein großes Brot, getoastet, mit Mozzarella, Tomatensoße und Salat. War richtig lecker. Dazu ein Protein Yoghurt und ein Eistee und die Welt war wieder perfekt.

Nun liege ich im Bett und sehe aus dem Fenster den Regen. Ich bin mal gespannt, ob noch jemand ankommen wird. Ich bin sehr zufrieden und glücklich bis jetzt und bin immer dankbar dafür, dass ich das Privileg habe, zu reisen. 

Ich werde die Unterkunft erkunden, mir einen Tee machen und sonst die nächsten Etappen ein wenig planen.

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