Veröffentlicht: 07.11.2024
Ich bin pünktlich 5 Minuten vor dem Wecker wach geworden, damit ich die andere Person im Zimmer nicht störe. Dann habe ich meine Sachen leise rausgebracht und habe alles verstaut und mich angezogen. Dann bin ich in die Küche und habe kurz meine Paprika gegessen und einen Proteindrink und bin dann gegen 6:15 los. Der Weg führte raus aus der Stadt und dann über eine Schnellstraße. Zunächst konnte man auf einem Fahrradstreifen entspannt gehen, aber ab dem nächsten Kreisverkehr ist man einfach am Rand gelaufen und ich bin muss, dass ich mich da schon ein wenig unsicher gefühlt habe. Zum einen die Uhrzeit, also es war noch dunkel und zum anderen sind die Autos, vorzugsweise LKWs 5 Zentimeter an mir vorbei gefahren. Ich war echt froh, als ich endlich in eine Seitenstraße einbiegen konnte und dann auf einen Waldpfad abgebogen bin. Obwohl dies ja der offizielle Jakobsweg ist und auch Schilder da stehen, fahren die Leute trotzdem gefühlt mit 100 kmh an einem vorbei. Naja, ich habe es überlebt. Es ging insgesamt knapp 11 Kilometer auf diesem Pfad entlang. Zuerst Nähe der Schnellstraße und dann etwas abgelegen. Dann ist man in Cäsar de Cáceres angekommen, wo es den besten Stinkekäse der Welt geben soll. Leider war alles noch geschlossen und sonst sah der Ort auch relativ tot aus. An gefühlt jedem zweiten Gebäude stand ein "Se vende"-Schild dran, zu deutsch "Zu Verkaufen". Dann hat man den Ort auch wieder verlassen. Und nun bin ich eine sehr schöne, aber auch lange Etappe gegangen. Es ging zum Tajo-Stausee. Die Etappe geht 23 Kilometer und es geht nur durch Wälder, Felder und zum Schluss dann über Hügel zum Stausee. Ich muss sagen, es ist definitiv eine der Highlights dieses Jakobsweges. Die Sonne kam durch und es war auch ein wenig anstrengend, weil es auch bergauf ging. Aber die Aussicht und die Tiere waren wirklich grandios. Ich habe einen Esel kennengelernt, der direkt zu mir kam und sich auch anfassen ließ. Hätte ihn gern mitgenommen, aber er war leider eingezäunt, also gehörte er wohl jemand. Die Landschaft mit dem Tieren war so schön anzuschauen. Dann hat man endlich den Stausee gesehen, nachdem man davor 4 Kilometer neben der Straße über Steine geklettert ist. Das hat mir sehr gefallen. Es gab auch ein paar Bänke zum Ausruhen. Ich habe ein Paar Schuhe gesehen, die noch gut aussahen, aber leider zu klein. Dann ist man über zwei Brücken gegangen und ab dann ging es wieder an der Straße entlang. Zum Glück war die Straße nicht so viel befahren, wobei gegen Ende dann bestimmt über 30 Motorräder der lokalen Polizei, der Guardia Civil, mir entgegen kamen. Obwohl ich schon so viele Kilometer gelaufen bin, hatte ich gar nicht das Bedürfnis nach einer Pause und ich hatte die Gefahr, danach langsamer zu werden. Dann ging es von der Straße weg und zwar einen Berg hoch. Oben angekommen war eine kleine Hütte mit einer Bank und da ich noch keine Pause gemacht hatte und noch 10 Kilometer vor mir habe, habe ich mich doch für eine Pause entschieden. Die auch im Nachhinein sehr gut tat. Und die nicht zu unterschätzen sind.
Dann ging es weiter, natürlich erstmal etwas gemächlicher, um sich wieder einzulaufen. Aber der Weg war wieder schön anzusehen. In der Ferne hat man schon den Zielort gesehen, aber noch weit weg und tatsächlich habe ich von hier noch 2 Stunden gebraucht. Denn ich musste nach einer Zeit erstmal den Berg runter, den ich rauf gegangen bin. Wie ich unten angekommen bin, zwickte meine linke Wade. Ich hoffe, dass das jetzt nicht so bleibt. Ich bin erschöpft zur Unterkunft, wo der Besitzer nicht da war, aber ein Pilger namens Nef, ein cooler Typ ursprünglich aus England, aber wohnt jetzt in Prag. Ich habe mich mit ihm unterhalten und er hat einen Monat als Herbergsbesitzer als Freiwilliger gearbeitet und zwar in der Albergue Casa de Reloj, an der ich am dritten Tag übernachtet habe. Was ein Zufall. Er kannte auch den Besitzer, mit dem ich auch geredet hatte. Freiwillig in einer Herberge zu arbeiten kann ich mir auch mal gut vorstellen. Man lernt viele Leute kennen und Nef meint auch, dass die meisten nett sind, aber es natürlich auch Arschlöcher gibt, die Sachen stehlen oder kaputt machen. Endlich mal eine positive Pilgererfahrung. Er selbst hat noch bis zum 16. Dezember Zeit. Und er meinte auch, dass es abhängig ist, wann man seinen Camino startet, wie viele andere Pilger man unterwegs trifft. Nach der Dusche reden wir noch etwas und ich erkunde den Ort bzw. bin eigentlich nur auf der Suche nach etwas Essbaren. Aber ein Laden hat heute generell geschlossen, einer hat wohl für immer geschlossen und der letzte hat auf, aber das Sortiment ist sehr bescheiden und mit dem Baguette kann man definitiv einen erschlagen. Ich hole mir etwas zu trinken und etwas Süßes und gebe wieder heim, weil es nicht viel im Ort gibt. Die 3 Cafés und Restaurants machen erst um 20 Uhr auf. In der Unterkunft angekommen habe ich erstmal den Blog geschrieben und dann die nächsten Tage geplant. So wie es aussieht, werde ich den ganzen Weg bis nach Santiago nicht schaffen, aber das ist ja nicht schlimm. Ich werde den Rest dann nächstes Jahr gehen. Ich plane bis Ourense zu kommen und dann mit 2 Bussen nach Porto, wo mein Rückflug geht. Aber ich schaue mal, wie es weiter laufen wird. Heute die 46 Kilometer waren schon eine Hausnummer. Morgen habe ich knapp 40 Kilometer als Distanz. Gerade sind noch zwei weitere Radpilger angekommen. Es ist ein 6 Bett-Zimmer und jetzt sind wir zu viert. Die Unterkunft ist schlicht, aber wirklich sauber und das Bett bequem. Mal schauen, ob ich schlafen kann, denn Nef hat mich schon vorgewarnt, dass er schnarcht. Ich werde morgen berichten, ob ich überhaupt zum Schlafen gekommen bin.
PS: Fotos werde ich später noch einfügen. Irgendwie ist das Internet zu langsam