ich fahre noch bei victor - meinem werkstatt-maestro - vorbei, um nach dem verlorenen hostelschlüssel zu fahnden und noch ein foto von uns zu machen. der schlüssel ist nicht auffindbar, dafür lässt sich victor aber auf ein foto mit mir ein.
maestro victor braun und ich - heute morgen vor dem start nach cuenca
mit etwas zwiespältigen gefühlen mache ich mich auf den weg. wird die vepse ihr fahrverhalten ändern, oder hänge ich wieder am berg wie auf der fahrt nach riobamba? die beschleunigung ist etwas träger geworden - aber später am berg, da merke ich, was sie auf einmal für reserven freigibt. die steigungen sind respektabel und auch ziemlich endllos. selbst, wenn ich bremsen muss, weil diese buckel es erfordern, kommt sie zügig wieder auf touren. der motor hört sich kraftvoller an. lkw, die mich vor ein paar tagen noch vollgedieselt haben, kann ich jetzt überholen. jetzt habe ich es nur noch mit pkw zu tun. eine große erleichterung. peru mit seinen hochebenen kann kommen.
es ist kaum verkehr, das wetter bewölkt und sonnig im wechsel, eine landschaft, die es mir eigentlich verbieten muss, überhaupt noch weiterzufahren.
wieder in alter oder vielleicht noch besserer form. anton, zieh die bremse, sie fährt doch viel zu schnell...
die fahrzeit ist mit 4 einhalb stunden angegeben. nach sechs stunden bin ich in cuenca. es ist hier wärmer, die stadt ist grün, ein fluß fließt durch sie hindurch, das eigentliche zentrum liegt oberhalb der stadt und erinnert mich an salvador de bahia, wo es ein fahrstuhl gibt, der die leute nach oben und nach unten bringt.
eine der drei kuppeln der neuen kathedrale
ein relikt aus alter zeit oberhalb der stadt
das hostel liegt 10 minuten vom zentrum und der gewaltigen cathedrale entfernt. die fassaden der kolonialstilhäuser sind beleuchtet, der stadt scheint es gut zu gehen.
ich bekomme ein vierbett-dorm für mich alleine. ich buche es gleich für zwei tage. es sind nur wenig gäste hier. einer der hostelgäste meinte, die meisten seien für ein paar tage in den dschungel gefahren.
ich mache noch einen kurzen gang durch das zentrum, fotografiere, esse beim vegetarierer einen salat und danach noch reis für 4 dollares.
standplatz und kissen zum relaxen - das hostel sorgt für atmosphäre
im hostelvorgarten sieht es sehr einladend aus. teelichter sind angezündet. einer klimpert auf der gitarre, mein bier von heute nachmittag steht auch noch an seinem platz.
schreiben und dann ins bett.
27.09.
heute frühstücke ich mit den anderen hostelbewohnern an einem großen tisch. die deutschen überwiegen - habe mich aber nicht zu erkennen gegeben, weil ich nicht so große lust auf "woher- wohin" habe, sondern ein gemütliches frühstück bevorzuge. 4 mädels, die scheinbar in südamerika ein auslandssemester absolvieren wollen und miteinander noch ein paar dinge klären müssen. zuerst aber ist es wichtig, sich ausführlich über die schlafqualität der vergangenen nacht auszutauschen... es gibt pfannkuchen mit obst und eine halbe banane extra. kaffee und tee reichlich. draussen treffe ich noch einen deutschen, der schon einige zeit unterwegs ist und dem es scheinbar so geht wie mir. keine lust auf das altbekannte frage- und antwortspiel - er ist wortkarg, war in kuba, kolumbien und hat auch noch ein halbes jahr zeit.
ich mache mich auf in die stadt. das wetter ist mit sonnigen 23° eine gute ausgangsbasis. gegenüber unseres hostel steht eine große schule - jugendstil gemischt mit klassizismus und erinnert mich an meine schule aus alten zeiten. ich kann nicht einfach so vorbeigehen, mache fotos und betrete die schule. ich erwarte, dass ich nicht reingelassen oder zumindest auf waffen unterstucht werde. nichts dergleichen, ein freundliches "si" auf meine frage und bin im foyer. es ist unterricht. nicht nur ich habe die erlaubnis die heiligen hallen zu betreten, sondern auch die tauben, die ungestört nach den letzten pausenbrot-krümeln suchen.
hat auch ein bisschen etwas von der schule in dem rühmann film "die feuerzangenbowle" links und rechts die büros der schulverwaltungeine beeindruckende eingangshalle
es gibt zahlreiche fensterscheiben, die zerbrochen sind. gestern, als ich auf der plaza abdón calderón im zentrum saß, kamen drei schuluniformierte mädels zu mir und wollten mir süsigkeiten verkaufen. pro riegel 50 centavos. ntürlich habe ich verhandelt und sie auf 40 centavos gedrückt, war dann aber doch neugierig, für wen oder was sie die verkaufen würden. sie müssten geld für die zerbrochenen fenster ihrer schule sammeln. harte sitten - bei uns ist das ein versicherungsschaden - hier wird daraus ein pädagogischer auftrag. ich habe dann doch die 50 centavos bezahlt.
wie logen in einer oper. dahinter befinden sich die klassenräume. die türen sind geöffnet. ich höre die strengen stimmen der lehrer und respektvolles schweigen der schüler.
bei mir gibt es ja immer noch die idee, für einen gewissen zeitraum in einer schule deutsch zu unterrichten. die schule in arica hat nicht auf meine mail reagiert - morgen mache ich es anders und werde ich einfach hingehen und fragen. viel zeit bleibt mir hier in ecuador nicht, weil mein visum bis ende november befristet ist. aber vier wochen wäre ja mal ein anfang, vielleicht nimmt das die schule zum anlass, sich dann nach deutschlehrern umzusehen.
frühling! in direkter nachbarschaft des schulhofes die ampel ist rot - die autos müssen warten. besser kann wahlwerbung doch nicht plaziert seinder rio tomebamba fließt durch die stadt - frühling
heute stehen zwei dinge auf dem programm - die wäsche zur wäscherei und - viel wichtiger - eine videokamera zu finden, die ich auf den helm setzen kann, damit ich meine touren durch die anden aufzeichnen kann. ich finde einen fotoladen, der eine "action kamera" von sony für 400 dollares (!) anbietet. ich berate mich per whatsapp mit rolf und als ich dann von der verkäuferin erfuhr, dass sie mir ein vorgängermodell gezeigt hat und das aktuelle nicht im sortiment hat, lasse ich davon ab. ausserdem seien elektrogeräte in ecuador ohnehin sehr teuer. vielleicht mache ich einen zweiten versuch in peru.
die "neue" kathedrale, die erst vor 50 jahren fertiggestellt wurde, zieht mich wieder an. sie ist die nachfolgerin der alten kathedrale, die mit der stadtgründung im 16. jahrhundert gebaut wurde, sich aber sehr schnell als zu klein erwies. heute beherbergt sie ein museum und die älteste ortgel ecuadors.
sie bietet 10 tsd gläubigen platzcuenca - gesprochen quenca - zeigt sich auch abends, wenn der räuber hotzenplotz unterwegs sein möchte, hell erleuchtet. überall stehen securities und auch die polizei auf ihren notorrädern ist immer wieder zu sehen. die häuser sind mit nach oben und nach unten scheinenden strahlern iluminiert und zeigen tolle fassaden. brunnen und springbrunnen spielen mit unterschiedlichen farben, die vom beckenboden aus installiert sind. direkt neben der neuen kathedrale gibt es einen kleinen gang, der in anderen städten vielleicht keine aufmerksam bekommt. hier muss ein lichtdesigner am werk gewesen sein.