2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 14.02.: Sao Gabriel / RS

Veröffentlicht: 14.02.2019

14.02.:

rückenwind, strahlend blauer himmel, und die temperaturen legen den gedanken nahe, doch vielleicht etwas wärmeres überzuziehen.

heute bin ich früh dran und hoffe, dass der bäcker schon geöffnet hat. ich genieße noch einmal die frühstückskultur mit spitzendeckchen und richtigem geschirr.

um halb 10 sitze ich mit etwas gemischten gefühlen auf der vepse. was hat es mit dem zischen auf sich? wilfrieds vorschlag, zu prüfen, ob die schrauben für die aufhängung nicht locker sind, führt leider zu dem ergebnis, dass alles fest sitzt. die zierblende ist meine letzte hoffnung, weil sie keinen festen sitz hat, aber auch ihre schrauben lassen keine weitere rechtsdrehung mehr zu. ist sie der verursacher? für weitere recherchen habe ich keine geduld. es soll jetzt weitergehen.

ich bin überrrascht, wie gut ich mich aus porto alegre ausfädeln kann. ich habe mit staus und rushhour-szenarien gerechnet, mit holprigen straßen und links und rechts vorbei düsenden motorradfahrern, aber  nichts dergleichen zerrt an meinen nerven. porto alegre verabschiedet sich mit zahlreichen fußläufen des rio jacui, die es alle in die weitläufige bucht und später in den atlantik zieht. die brücke, die das ganze geschehen überspannt ist in die jahre gekommen.

einige kilometer nördlich ist schon die neue brücke zu sehen, deren fragmente einsam in den himmel ragen und noch nicht vollständig geschlossen sind.

gerne würde ich stoppen und fotos machen. ich lasse es lieber. noch ist das puerto maldonado - jahresjubiläum erst zwei tage her - ich will keinen unfall provozieren.

immer wieder fallen mir die schilder auf, die den namen frontera tragen. immer wieder schaue ich auf mein navi, um mich davon zu überzeugen, dass ich westlich und nicht südlich richtung uruguay unterwegs bin. aber dann bemerke ich, dass die sonne in meinem rücken ist und ich mich damit in fahrtrichtung west befinde. dann kommt auch schon die kilometerangabe für die grenzstadt uruguayana und wenige kilometer danach die abzweigung nach pelota, der grenzstadt uruguays.

die vepse freut sich, dass sie mit dem wind fährt und singt vor sich hin. während der ganzen fahrt kommen mir mit holzstämmen beladene trucks entgegen. wenig später sehe ich große abgeholzte flächen, die nur noch von den gestapelten und kerzengerade gewachsenen kieferbaumstämmen unterbrochen werden. ich hoffe innigst, dass möglichst bald mit der aufforstung begonnen wird. oder solll hier etwa mais angepflanzt werden? es wird hügelig und die landschaft abwechslungsreicher, dafür die BR 290 der hingucker. die hitze der vergangenen saison hat wieder für teeraufwerfungen gesorgt, die erst kurz vorher zu erkennen sind. besonders kritisch wird es, wenn sie sich in fahrtrichtung aufgebaut haben und mir die gewalt über die vepse nehmen wollen. schlaglöcher erfordern ebenfalls meine ungeteilte aufmerksamkeit. schade. ich würde mir gerne meine umgebung näher betrachten.

später gibt es hinweise auf den verkauf von weintrauben. weintrauben? hier? aber dann ehe ich tatsächlich einige kilometer später weinberge, die auch als solche zu erkennen sind. zeile neben zeile.

pünktlich zur halbzeit finde ich eine cantinha, die als nachtiscch milchreis mit frischen papayas anbietet. da die nachtischschüsselchen sehr klein sind, lasse ich ich dort zweimal blicken.

mein hostelsenor storniert lapidar mein zimmer für die beiden folgenden nächte. aber booking.com ist auf zack und bietet mir gleich in einer folgenden mail ersatz zum gleichen preis an. ein gutes hat es: als ich die adresse im navi eingebe stelle ich fest, dass der offlinezugriff nicht funktioniert ein blick in meine offflinekarte zeigt mir, dass ich den nächsten kartenabschnitt neu herunterladen muss, um dann wieder offline auf das straßennetz zugreifen zu können.

der wifi-empfang ist hier perfekt. wie eigentlich überall auf meiner tour durch südamerika.

gegen 16 uhr komme ich in sao gabriel an und erlebe bei der quartiersuche ähnliches wie vorgestern in porto alegre. zum glück ist die stadt mit 60 tsd einwohnern und auch das viertel, in dem ich mein hostel suche, übersichtlich.

schließlich finde ich zwar die hausnummer, aber keine klingel. ich rufe dort an, sage wer ich bin und von wem ich komme, aber der mann am anderen ende fühlt sich wahrscheinlich in seiner siesta gestört und legt auf. ich mache noch zwei dreimal telefonterror, aber er geht nicht mehr ran. ein gutes hatte aber meine sucherei. ich treffe auf einen hageren und grauhaarigen mann um die siebzig - beides ist hier ungewöhnlich - und als ich irgendetwas auf deutsch vor mich hinbrabbele wird er hellhörig und fragt mich auf deutsch, ob ich aus deutschland käme.

leider kann auch er mir nicht sagen, aus welchem teil deutschlands er kommt. sein urgroßvater sei hier mit seiner familie eingewandert. er heisst mit nachnamen schütz, der vorname musste aber den deutschen traditionen weichen und gehört hierher. er erzählt mir noch, dass er auch zimmer anböte. gut zu wissen, aber das gebuchte zimmer hat vorrang.

ich bin froh, dass ich nach dem telefonterror noch die option bei herrn schütz offen habe.

es ist ein einfamilienhaus und ganz der deutschen kultur verbunden. die einrichtung passt genau zu dem geschmack, den menschen seines alters in deutschen landen haben.

alles pico bello

sie haben viele zimmer, die mit betten vollgestellt sind. sie beherbergen in erster linie urlauber aus buenos aires, die auf dem weg nach florianopolis an den strand sind und hier auf der hälfe ihrer route eine übernachtung einlegen.

ist brasilien doch um so vieles günstiger, dass sich die weite anfahrt bis zur ostküste lohnt? uruguay wird ausgespart, weil dort - so heisst es in den blogs - europäisches preisniveau herrscht.

ich buche hier mit frühstück, das nur mit 5 reals zu buche schlägt!

15.02.:

hier befinde ich mich in zwei welten: auf der einen seite die gepflegte atmosphäre des hauses und des gartens, auf der anderen seite der südamerikanische flair meines zimmers und die stadt sao gabriel, die mich sehr an pto maldonado erinnert.




das frühstück ist unterhaltsam. edy - so heisst der gastgeber - spricht ein gemisch zwischen deutsch und portugiesisch und freut sich über abwechslung. er verrät mir mit stolz in den augen, dass er 85 ist. ich habe ihn glatt 10 jahre jünger geschätzt, kerzen gerade, kein stock, kein humpeln und eine gute kondition. während des frühstücks stand er in der küche und das war bestimmt eine halbe stunde.

seine großeltern haben hier bei ihrer ankunft land gepachtet und mit reis ihr geld verdient. das ging über zwei generationen gut, aber dann wurde ihnen von heute auf morgen der pachtvertrag gekündigt. er hat jedenfalls sein auskommen und noch ein zweites haus in sao gabriel, das er vermietet hat.

dieses haus ist trotz des deutschen einfusses bemerkenswert. in der einen hälfte wohnt der sohn mit seiner frau und in der anderen die eltern. der grundriss wird von den gästezimmern bestimmt. die wohnzimmer sind wohl auch den gästen vorbehalten und liegen gleich im eingangsbereich, dort, wo normalerweise der flur oder die diele ist. wo die gastgeber ihren privatbereich haben, hat sich mir bisher nicht erschlossen. ich wohne in der haushälfte des sohnes. er ist um die fünfzig, sandra, seine frau vielleicht 5 jahre jünger - kinder habe ich keine gesehen. er hat mir gestern abend noch angeboten, dass ich mir wasser aus der küche holen könne.

die küche sieht unbenutzt aus, der kühlschrank leer - leider auch kein wasser - auf dem esstisch sind bunte früchte aus kunststoff in einer schale drapiert....

wo und wie die beiden leben? ob das die küche für die gäste ist? kann eigentlich auch nicht sein, weil überall familienfotos verteilt sind.

nach einer nachfrühstückssiesta gehe ich in die stadt. und da offenbart sich der kontrast in seiner ganzen breite. hier in dem viertel ist alles aufgeräumt, die gärten gepflegt und die häuser in schuss. aber sobald ich das viertel verlasse, empfängt mich morbidität. bröckelnde fassaden, tropfende klimaanlagen und stolperfallen auf den bürgersteigen.

die plaza - das wohnzimmer einer jeden stadt - fristet auch ein trauriges dasein. immer wieder schiebt sich puerto maldonado in dieses bild.

heute abend gibt es auf meinem weg zu meinem hostel noch zur wiedergutmachung einen sehr farbkräftigen regenbogen. sonst sind seine farben eher verwaschen und der bogen eher unvollständig. keiner von den passanten nimmt notiz von ihm und werden erst aufmerksam, als sie mich beobachten.

im laufe des tages hat es viel geregnet. die temperaturen liegen bei 20 grad. die aussichten für morgen? 30 grad.

ich habe für morgen uruguaiana im blick. das ist die grenzstadt zu argentinien. dort habe ich mich für 3 nächte eingemietet, um in ruhe den grenzübergang hinter mich zu bringen.



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