2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 07.12.: Pedra Preta /Matto Grosso

Veröffentlicht: 07.12.2018

07.12.:

man sollte es nicht glauben. aber jeder tag ist unterschiedlich und überrascht mit neuen herausforderungen.

cuiabà - die heisseste stadt brasiliens, weil sie in einem kessel liegt - gibt wieder alles. und das schon um halb 10:00 uhr, als ich mit dem mitarbeiter des hotels die vepse aus der tiefgarage hole.

ich habe das langärmlige t-shirt an und bin froh, dass ich weder den anorack, noch die motorradjacke tragen muss. gefühlt sind es jetzt schon über 30 grad.

ich komme gut aus dieser stadt. aber das ist schon ein kraftakt! abgesehen davon, dass die straßen mit tiefergelegten kanaldeckeln überraschen gibt es die motorradfahrer, die höchste konzentration erfordern. und trotzdem passiert es, dass sich einer im toten winkel meiner spiegel versteckt und auf einmal rechts an mir vorbeischneidet.

das navi macht aber einen guten job und schon bald befinde ich mich auf der 4 spurigen BR 070. ich lasse das navi in betrieb, weil ich vor dem wegfahren gesehen habe, dass es unterwegs eine sperrung mit einer empfohlenen umleitung gibt.

die BR 070 ist verbreitert worden und hat eine neue decke bekommen. noch ist die zweite spur für den gegenverkehr reserviert, aber schon nach wenigen kilometern darf er sich auf der nun fertiggestellten gegenfahrbahn einordnen. das ist auch gut so, denn nun geht es bergauf. die lkw - in der regel knapp 26m lange kolosse mühen sich mit gestank und getöse den berg hinauf. die vepse hat genug kraft, um mit leichtigkeit an ihnen vorbei zu ziehen. 

der fahrtwind kommt kaum gegen die sonne an. ich habe mir noch ein halstuch umgebunden, um den nacken zu schützen. das gelingt nur mit einschränkungen. die handrücken müssen sich der einstrahlung stellen. es hilft nichts. handschuhe werde ich nicht anziehen.

landschaftlich werde ich von wäldern begleitet und später von immer wiederkehrenden roten felsen der chapada. 

auf dauer würde das fahren auf dieser autobahn langweilig werden.

obwohl heute morgen das frühstück mit sehr viel obst und sogar haferflocken reichlich war, halte ich ausschau nach einer canthina. ich muss mich noch etwas gedulden, bis ich erkenne, dass man auf die gegenspur wechseln kann, um dann zurück zur rastanlage zu kommen. es wird auch zeit.

heute gibt es neben vielen salatsorten auch wieder kartoffelsalat. alles andere interessiert mich nicht und ich haue rein, bis das t-shirt spannt. tanken, gepäckkontrolle auf stabilen sitz und weiter geht es. der vepse geht es gut, die berge mag sie zwar nicht ganz so und das schon zur gewohnheit gewordene singen bleibt aus, aber sie hat kraft.

heute soll das ziel rondonopolis sein. zwar sträubt sich alles in mir, dort zu übernachten, weil diese stadt mit 200 tsd einwohnern daher kommt. ich hoffe aber auf hotels entlang der BR 070. dort ist es auch nicht viel lauter als in der stadt. außerdem geht ohne klimaanlagen in den zimmern gar nichts. sie geben auch - je nach geleisteter betriebsstundenanzahl - eine gute geräuschkulisse ab, an die ich mich schon fast gewöhnt habe.

es sind noch 20 km, aber das chaos beginnt schon jetzt.
die straßenqualität strapaziert ohne ende. wenn es die schlaglöcher oder auch hier die kanaldeckel nicht sind, dann sind es die spurrillen und die durch die enorme hitze  enstandenen aufwerfungen, die so schnell nicht zu erkennen sind. 

baustellen  tragen zum chaos noch bei.. es gibt staus, die mich zum gesetzesbrecher werden lassen. erst füge ich mich dem schicksal verbunden mit der hoffnung, dass er sich schnell auflösen möge, aber dann mache ich es so wie die anderen motorradfahrer. den doppelt durchgezogenen markierungsstreifen auf der fahrbahn ignoriere ich. die gegenfahrbahn verfügt über zwei spuren, so dass ein vorbeifahren an dem stau gut möglich ist. das ist meine rettung. schattenplätze gibt es hier so gut wie nicht. 

nach einem kreisel löst sich der stau endlich auf. ich weiss, dass ich irgendwann von der BR 070 auf die 364 kommen muss. das navi lässt sich bei dieser helligkeit nicht entziffern. ich sehe zwar noch, dass die meisten lkw auf der linksabbiegerspur stehen - da aber keine hinweisschilder zu sehen sind, fahre ich an ihnen rechts vorbei. 

vor mir tut sich ein schlaraffenland auf. zwei spuren, die so gut wie nicht befahren sind. endlich wieder freie fahrt und frischen fahrtwind. endlich gibt es dann auch ein entfernungsschild, auf dem auch sao paulo steht - aber trotzdem kann hier etwas nicht stimmen. und endlich kommt ein kleines blaues schild, das auf die straßennummer hinweist.

das ist nicht meine route! 

zwar ist das mit sao paulo nicht verkehrt, aber ich will nicht zu weit nach westen abdriften. bei nächster gelegenheit holpere ich über eine autobahnbrücke auf die gegenspur. der sich nun wieder aufbauende stau verdient keinen respekt mehr. ich folge den anderen zweirädern und bin bald wieder am kreisel. keine hinweisschilder! wenigstens die straßennummern hätten sie aufzeigen können.

ich merke, ich muss in den schatten!!! 

über eine staubstraße, die ihren namen wirklich verdient, fahre ich langsam auf ein industriegebäude zu, das auch unterstellmöglichkeiten für pkw bietet. das ist meine chance. zwar kann ich die vepse nicht ganz reinfahren, aber eine mauer links von mir gibt wenigstens so viel schatten, dass ich hier einfach stehen bleiben und mich vor dem hitzeball verstecken kann. keiner verjagt mich. ich steige ab und suche mir einen etwas besseren schattenplatz. nie hätte ich gedacht, dass ich einmal vor der sonne reissaus nehmen, sie als gefahr wahrnehmen würde. selbst jetzt um halb vier steht sie noch so hoch.

ich mache erst einmal pause. ich werde bemerkt, grüße mit daumenhoch-geste, die mit dem entsprechenden blick eine nachträgliche erlaubnis erfragt und gönne mir erst einmal eine zigarette. 

hier, in dieser stadt, will ich auf keinen fall bleiben. das navi zeigt mir die 364. weit kann sie von hieraus nicht sein.

zwei youngster sind neugierig geworden und stellen fragen. schnell ist für mich klar, welche richtung ich einschlagen muss. die beiden wollen alles wissen, machen fotos, ich tanke noch schnell, bekomme sogar noch eine batschkapp mit einem werbeschriftzug geschenkt, und dann geht es in die nächste etappe.

die 364 habe ich schnell. aber ihr zustand ist eine katastrophe. der verkehr ebenso. der himmel hat seine farbe gewechselt. es ist ein bedrohliches schwarz geworden. ich hoffe jetzt nur noch auf hotels. rechts von mir sind unbefestigte und mit schlaglöchern und fahrrinnen ausgelaugte staubflächen, die zu werkstätten und gewerbegebieten führen. hier ist alles sehr unwirtlich. aber ich bin trotzdem guten mutes. die beiden youngster sprachen von ca. 20 km. dann gäbe es auch wieder hotels. hoffentliich stimmt das!

dann auf einmal - wie vom himmel geschickt - sehe ich eine motelanlage. sie umgibt eine schöne, ziegelrot gestrichene schallschutzmauer, eine breite einfahrt lädt ein, sich dort um ein zimmer zu kümmern.

doch es kommt anders. mal wieder ganz anders! 

es geht damit los, dass die zufahrt durch ein versenkbares nagelbrett unmöglich gemacht wird. komisch, denke ich, wenn ich kunden haben will, werde ich doch nicht die tür vor ihnen abschließen...

ich lasse die vespe stehen und begebe mich auf das gelände. es begleitet mich ein strenges bis ängstlich guckendes augenpaar einer kleinen eule. um diese uhrzeit?  weiter entfernt sitzt noch eine auf der mauer. erst jetzt sehe ich, dass es sich bei diesem motel um ein besonderes handelt. nämlich um ein stundenhotel. 

mir ist alles recht..

endlich kommt eine etwas verschlafen wirkende dame auf mich zu. ich erkläre ihr, was ich möchte und tue so, also ob das hier ein ganz normales hotel wäre. sie versucht mich mit dem preis abzuschrecken. eine überraschungssekumde., aber dann stimme ich zu. sie geht wieder weg, und ich vermute, dass sie den schlüssel holt und warte auf sie. sie bleibt einfach verschwuunden. ich mache mich auf die suche nach ihr, und dann ist es auch dem letzten klar, dass es sich auch um spezielle zimmer handelt. mit wasserbetten und was das herz so begehrt. sogar eine suite wird angeboten.

ich sehe nur den dunkler werdenden himmel. und ich spüre den aufkommenden wind. dann erscheint eine zweite senora, die den preis wiederholt, aber deutlich macht, dass ich in 12 stunden das zimmer verlassen haben müsste. das wäre dann halb 5 uhr morgens...

nein. das geht dann doch zu weit. ich grinse die beiden an und begebe mich wieder auf die 364.

kräftiger seitenwind empfängt mich. die dünnstämmigen bäume entlang der fahrbahn biegen sich gefährlich nach vorne, der regen wird stärker. die straße ist schmal, das fahren könnte bei trockenheit wieder spaß machen. viele obstbaumwiesen und eine hügelige, saftig grüne landschaft ziehen an mir vorbei. 

20 km sind schnell gefahren, denke ich,. aber dann zuckt ein blitz genau über mir. bäume links und rechts., die mich schützen, die mich aber auch bedrohen.

fahren, fahren, fahren. dieses mal ist es nicht der schnellzug, dieses mal ist es das wetter, das kein erbarmen kennt. 

ich halte ausschau nach unterstellmöglichkeiten. diese sind aber in vorgärten versteckt. ich fahre weiter.

das gewitter meint es wohl gut mit mir. weitere blitze bleiben aus.

dann aber nimmt diese schreckensfahrt ein ende! 

ein hinweisschild auf ein hotel!

ich befinde mich schon in den ausläufern von pedra preta,  folge einer breiten, frisch geteerten straße. links und rechts stehen frischgebaute siedlungshäuser, die aber noch nicht bezogen sind. keine bäume schützen sie vor der hitze. schon jetzt leiden sie unter den fehlenden dachrinnen. die mauersockel ziehen feuchtigkeit.

diese kleinstadt macht einen freundlichen und baumreichen eindruck.

das hotel ist etwas versteckt, aber nach einmal fragen habe ich es gefunden.

eine schöne "anlage". hier gibt es ein zimmer und einen unterstellplatz für die vepse. hier gibt es nikoläuse an den zimmertüren und auch einen, der die palme hocklettern will. lichterketten winden sich an den stämmen hoch. hier hat jemand sinn für weihnachten, aber auch für einen schön angelegten garten, mit blumentöpfen, in denen plfanzen stehen, die bald in die beete sollen. das haus ist frisch gemalt. alles macht einen guten eindruck.

suchbild: wo ist weihnachten?

noch während des eincheckens frage ich nach einem bier. ich bin völlig ausgetrocknet, obwohl ich mich mit wasser gut versorgt habe. vielleicht der kartoffelsalat?

die beiden grinsen mich verständnisvoll an.

ich bin da. auch diese herausforderung haben wir -
oder wurde für uns - gemeistert!

es wird noch eine zweite nacht hier geben. das ist sicher!

08.12.:

pedra preta ist im vergleich zu cuiabà ein kleines verwunschenes dorf. 50 tsd einwohner zählt der ort. er liegt 25 km von rondonopolis entfernt. manche straßenzüge lassen vermuten, dass sich hier die wohlhabenden rentner der lauten stadt  ihre prachtbungalows gebaut haben, um dem krach zu entfliehen. ob ihnen das wirklich gelungen ist?


frühstücken in kultivierter atmosphäre

mich zieht es erst am frühen nachmittag in den ort. zu heiss ist es, um lange erkundungsgänge in angriff zu nehmen.

die siesta nach dem frühstück ist wieder eine wohltat.

erholung für das auge

mehr passiert heute nicht. etwas lesen, etwas schreiben und den kontakt zu ross in arica / chile herstellen. mich interessiert, wie das viracocha III projekt weitergegegangen ist. am 01.06. 2017 habe ich darüber geschrieben. zum damaligen zeitpunkt sollte sie in zwei bis drei monaten auslaufen.

... wenn da nicht die pickups und die abgesägten schalldämpfer wären

von ross höre ich heute, dass sie immer noch am strand läge. phil, der professionelle entdecker - so wird er im internet beschrieben -  sei aber sicher, dass es januar würde.

glen, der australier, der mit seinem motorrad südamerika bereist und bei phil mitgearbeitet hat, sei jetzt in brasilien unterwegs. viellleicht treffe ich ihn sogar.

es kostet einige überwindung, mein klimatisiertes zimmer zu verlassen. draussen können es wirklich nur die einheimischen aushalten. von denen ist aber auch niemand zu sehen. gegen spätnachmittag beginnt das leben und damit auch der höllische lärm. es ist samstagnachmittag. die aufgemotzten pickups fahren mit offenen fenstern und einer beschalltung, die selbst die extreme überbietet durch die stadt. das interessiert hier keinen. man ist es gewöhnt, die schmerzgrenze ist eine andere als bei den nordeuropäern. wie damit die rentner aus rondonopolis zurecht kommen?

ich gönne mir meinen ersten rinderspieß vom straßengrill und beschließe mehr oder weniger freiwillig meinen stadtbesuch.

ich freue mich auf die weiterfahrt.

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