Veröffentlicht: 10.08.2017
07.08.
noch einmal geht es auf 4.250 m hoch, dann wird mich eine lange abfahrt auf 600 höhenmeter erwarten.
gut gestärkt und mit zwei neuen klemmringen im werkzeugbestand geht es los. und wieder stelle ich fest, dass die vepse erst dann km/h verliert, wenn wir an die 4.000 m grenze rankommen. vielleicht sollte ich doch etwas mutiger mit den düsen experimentieren?
ich will heute nach nasca und gönne mir wenig pausen.
der vormittag wird durch ähnliche bilder bestimmt wie gestern auf meiner pendelei zwischen 4.200 und 4.500 höhenmetern:
alpacas, büschelgras, mondgestein, schneebedeckte 6 bis 7 tausender am horizont - wir kommen schnell voran, es gibt langgezogene strecken und kaum serpentinen. wir befinden uns wieder auf der hochebene, die nicht so zickig ist, wie die gestrige. es geht gut voran. eine ausgiebige mandarinenpause, lkw, die hupen und winken, viele kenne ich schon, weil wir uns im wechselspiel des gegenseitigen überholens geübt haben.
gegen nachmittag aber komme ich nicht mehr um diverse stopps herum, einfach weil die andenwelt einmalig ist. und sobald ich mein smartie wieder eingepackt habe und die nächste kurve kommt, müsste ich wieder anhalten, weil sich motiv, stimmung und beleuchtung geändert hat.
das kann nicht sein: ist das im westen der pazifik?
... und hinterm horizont gehts immer noch weiterim rückspiegel ist das gefälle der straße zu erkennensobald ich mich auf etwa 1.000 höhenmeter befinde, wird die düse durch eine 96iger ersetzt.
die wirkung ist phänomenal! schon beim anfahren merke ich, wie sie reagiert. kein mühsames in-die-gänge-kommen, sondern schon fast wie ein junges fohlen, das nicht erwarten kann, aus dem trapp in den heiß ersehnten galopp zu kommen.
natürlich lasse ich mich dazu verleiten und komme zügig an den mir bekannten lkw-fahrern vorbei.
nazca, eine 23.000 einwohner stadt, empfängt mich im nachmittagslicht. sie wird umringt von unwirtlicher steinwüste, aber die stadt selbst wirkt freundlich mit grün belaubten bäumen und bunten obstwagen an den straßen. dank ihrer lage an der mündung des flusses nasca.
ich werde recht schnell zu einem hostel geführt, was ich aber nicht sofort erkenne. ich ruhe mich einen moment aus, mache den motor aus und lasse meine umgebung auf mich wirken.
es ist warm, die touris - davon gibt es aber nicht viele - laufen mit kurzen hosen rum, und es dauert nicht lang, da werden zwei brasilianer auf die vepse aufmerksam und wollen alles wissen. ich habe eher hunger und lust auf eine feste adresse, als immer wieder dieselben fragen zu beantworten. aber ein gutes hat dieses treffen doch: sie sind von sao paulo mit dem auto gekommen und kennen somit die transoceanica, die ich auch fahren werde, wenn es gen osten geht. ich spüre schon bei meiner fragestellung tendenzen zur dickmacherei - aber die antwort übernimmt dann der zweite im bunde und die ist einigermaßen sachlich. asfaltado? ja. schlaglöchter? ja. nachts fahren? nein - das habe ich sowieso nicht vor. aber es sei ein langer weg bis ich erst einmal dort sei. und die anden seien sooo hoch... ich kann die beiden beruhigen, als ich ihnen sage, dass ich die strecke von cusco bis nasca durch die anden gefahren sei. nette verabschiedung.
das erste hostel ist ausgebucht, das zweite aber hat genug platz. der hostelowner macht bei der nennung des preises einen fehler: er stockt, wirkt unsicher und wie die katze vor dem mauseloch nutze ich seine unsicherheit aus und handele ihn auf 40 sol runter mit der zusage, dass die vepse im foyer stehen darf. das zimmer ist picobello und hell! zwar liegt es an einer recht befahrenen straße, aber die drei nächte werde ich das aushalten.
frühstücken kann ich auf dem dach des hostels zwar nicht die küche benutzen, weil sie einer senora gehört, aber immerhin besser, als in meinem zimmer zu frühstücken, wo es keinen tisch gibt.
mir hängt die fahrt in den knochen - ein schnelles abendessen, etwas schreiben und dann schlafe ich so tief, dass ich erst gegen 06:00 uhr durch getöse auf der straße aufwache. die hähne setzen ein wenig später ein.
08.08.
ich schlafe wieder ein und stehe gegen 10:00 uhr auf. das müsli-frühstück nehme ich auf dem dach ein und erfahre, wo die quelle des hahnengeschreis sitzt . ich blicke auf ein flachdach, auf dem in einer reihe halbwegs große käfige stehen. die tauben laben sich an den futterstellen und ich beobachte jemanden, wie er mit großer vorsicht einen hahn aus seinem käfig nimmt. die beiden scheinen sich zu kennen, der hahn ist friedlich und lässt sich sogar von ihm am hals kraulen. das besondere an ihm ist aber, dass er einfach toll aussieht. sein gefieder glänzt in der sonne und schillert in den verschiedensten farben. was hat er mit ihm vor? höre ich gleich ein etwas lauteres krähen und sein leben ist ausgehaucht? oder gibt es hier in der gegend hahnenkämpfe, für die er fit gemacht wird? bis jetzt habe ich noch keine antwort.
den tag verbringe ich in meinem zimmer, schlafe und schreibe. die missionarsklinik hat es mir angetan und viel zeit erfordert.
danach gehe ich noch nach nebenan eine pizza essen. die inhaberin erfragt meine nationalität und beim bezahlen bekomme ich die rechnung für mein gringo dasein. 35 sol für eine vegetarische pizza. das ist bei uns wenig, aber hier ist es dreist und viel!
für heute stehen die nasca-linien auf dem programm.
als ich mein zimmer verlassen will, höre ich trommeln und trompeten, und sehe schließlich von der polizei eskortiert einen demonstrationszung der professores.
sie sind mit dem verhandlungsergebnis nicht zufrieden und streiken weiter.
jede schule trägt die schulflagge und kämpft für ein besseres bildungswesen - für mehr gehalt und für die erstattung der auslagen für unterrichtsmaterialien. schon über 6 wochen wird gestreikt
was nun die nazca-linien angeht mache ich der herkunft meines vornamens alle ehre. es fällt mir schwer, zu glauben, dass sie schon knapp 2.800 jahre jahre alt sein sollen, wenn man weiss dass sie schon 800 v. Chr. entstanden sein sollen.
Dass sie von menschenhand über so große flächen zu bildern geformt werden konnten, dass schnurgerade, 20 km lange linien, die auch noch in einem bestimmten winkel zueinander stehen oder parallel verlaufen, von menschenhand oder besser von vielen menschenhänden geschaffen wurden, scheint unfassbar. zumal sich die fläche über 500 km2 erstreckt und die figurenzeichnungn mehrere hundert meter groß sind.
ich frage mich, welche mittel ihnen zur verfügung standen, um trapeze geometrisch so genau zu zeichnen.
ich habe gelesen, dass es auch schon in der nasca-kultur heissluftballons gab, die über die wüste hinwegflogen und für korrekturen sorgten. belege für diese theorie seien aushebungen unmittelbar in der nähe der zeichnugen, die die sonnenwärme speicherten und damit den ballons zum start verhalfen.
däniken hat mit seiner theore, es handele sich um start- und landebahnen, sowie markierungen für ausserirdische, 62 mio bücher verkauft. die wissenschaft belächelt ihn.
nicht nur die figuren, die so exakt gezeichnet sind - trapeze und
20 km lange und gerade linien
und dann gibt es noch maria reiche, eine wissenschaftlerin aus dresden, die ihr ganzes leben für die erforschung der nascalinien gab.
tief in ihrer forschung versunken
sie war der überzeugung, dass es sich dabei um einen großen astronomischen kalender handelte. das marie-reiche-museum zeigt ihr arbeitszimmer und ihre hilfsmittel, mit denen sie die nasca-linien vermaß. ihr ist es zu verdanken, dass die linien 1994 in das unesco welterbe aufgenommen wurden. Sie gelten sogar als das 8. weltwunder!
ihr lebensweg...
als ich aus dem maria-reiche-museum rauskomme, stehen da zwei damen, ein herr und der museumswärter und bewundern die vepse. als der museums-mann den aufkleber der chilenischen flagge auf meinem windabweiser sieht, geht er rein und schenkt mir die peruanische flagge!
die vepse übt doch eine gewisse faszination aus...
nach rückkehr von den linien kaufe ich mir noch einen gürtel, und bewundere das flair des improvisierten immer wieder neu...