Gewitter war gestern schon für 2 Tage angesagt. Ich bin so froh noch nicht auf 2000m zu sein! Aber nicht alles was angesagt ist, trifft auch ein, schon garnicht in den Bergen. So gab es gestern garkeinen Regen oder Gewitter. Und heute blieb es die meiste Zeit trocken, mit sehr dichtem Nebel und einer Sicht von 10m... was nicht schlimm war, weil heute die leichte Etappe war. 20km Forststrasse und ich habe mich trotzdem 2x verlaufen... Meine Navigationskünste sind ausbaufähig. Ohne mein handy was mir sagt wie weit ich vom Weg abgekommen bin, wäre ich verloren. Wobei ich dazu sagen muss, dass die Via Alpina praktisch garnicht ausgeschildert ist, was ich aus dem letzten Abschnitt, den ich gelaufen bin schon weiß. Sie nutzt verschiedene vorhandene Wegenetzte und man kommt am Tag vielleicht 2-3 mal an einem Via Alpina Schild vorbei... Jedenfalls habe ich über eine Stunde damit verbracht einen guten Schlafplatz zu finden, an dem ich mein Zelt aufstellen konnte. Ich hatte einen schönen gefunden und schon alle Steine und Äste aus dem Weg geräumt, als mein Blick auf zwei Tote Bäume fiel, die an die 10m weit weg standen und von denen einer genau in meine Richtung geneigt war. Das war kein gutes Gefühl. Also bin ich weiter. die meisten schönen Plätze lagen in einer leichten Senke, was für die Eventualität von Regen nicht in frage kommt. Aber irgendwann hatte ich-nach langem suchen in allen Himmelsrichtungen- einen richtig schönen Platz, Plan und umringt von wundervollen sehr hochgewachsenen (an die 30 m hoch) alten Buchen. wunderbar. also habe ich mein Zelt aufgebaut und bin friedlich eingeschlafen.Bis mich um 22.30 Uhr ein Mega Gewitter mit mega lautem Donnerknall aus dem Schlaf gerissen hat.
Hier beginnt nun das therapeutische schreiben um nicht durchzudrehen...
Blitze durchzucken pausenlos den Himmel gefolgt von einem Donnerkrachen, der die Erde zum vibrieren bringt, auf der ich liege. Shit!
An schlafen ist nicht mehr zu denken. Wer mich kennt, der weiß, dass ich Panik vor Gewitter habe, seit ich 2010 in
Australien fast vom Blitz erschlagen wurde. Das war sooo verdammt nah hinter mir, dass mir fast das Trommelfeld geplatzt ist und ich das verbrannte riechen konnte. close call.
Und nun liege ich hier, die angekündigten 7mm (!!!) Niederschlag prasseln auf das Zelt ein und ich frage mich, wie das wohl in Wassersäule übersetzt wird. Ich glaube mein Zelt hat eine Wassersäule von 20.0000mm. Das sollte wohl halten. Nur das krachen des Donners hält es nicht ab.
Und ich muss in meinem Zelt auf dem Berg unter riesigen Buchen (wenigstens das und keine Eichen..) das Donnergetose über mich ergehen lassen. Ein Gewitter zieht vorüber gleich gefolgt vom nächsten. Es gab eine dunkelorange Gewitterwahrnung. Und so ein Gewitter habe ich lange nicht mehr erlebt. NaturGEWALT pur. Beeindruckend und fucking scary! Das Gewitter zieht GENAU über mich hinweg. das passt keine sekunde mehr zwischen Blitz und Donner, das laute krachen, das durch die Nacht hallt und den Boden beben lässt, gleich gefolgt von den nächsten Blitzen und Donnerschlägen. Ich wende mich an die Elementarwesen. Es beruhigt mich schon zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Das zelt wird immer wieder hell erleuchtet durch die Blitze. Ich verkrieche mich in meinen Schlafsack, und lege in Bauchlage die Augen auf meine Arme. ich will garnicht wissen wie nah der Abstand ist. Es ist zu nah und zu laut und viel zu Angsteinflössend. diese Nacht werde ich so schnell nicht vergessen. Kaum ist das eine Gewitter vorübergezogen, kommt auch schon das nächste. Ich habe keine Wahl als mich dem hinzugeben. Wenn ich heute in meinem Zelt von Blitz getroffen werde, dann ist das so. Ich kann ja nirgends hin! schon garnicht mitten in der Nacht!
Ich zähle nacheinander 5 Gewitter, aber der Abstand wird langsam größer. irgendwann zähle ich 10 Sekunden zwischen Blitz und Donner. Da kann mir nichts mehr passieren. Und irgendwann nach Mitternacht kehrt endlich wieder ruhe ein. Also mal abgesehen von dem Regengeprassel, das auch sehr laut ist, aber nicht so bedrohlich. Morgen habe ich mir ein pensionszimmer genommen, aber das war zu weit weg für heute. 38 Km schaffe ich nicht mit Gepäck Bergauf und ab an einem Tag. Und sonst gibt es hier herzlich wenig. Immerhin kann ich dort dann alles trocknen, warm duschen (ich stinke!) und meine Kleidung waschen. Es gab sowenig wasser am Trail und die Temperaturen waren zuletzt auch nicht so, dass ich freiwillig kalt geduscht hätte. Das ist also dringenst notwendig und ich freue mich sehr auf stabile 4 Wände für eine Nacht. Und hoffentlich war es das dann erstmal mit Gewitterfronten!
Denn dann geht es in die hohen Berge und gerade auf dem Gebirgskamm gibt es keinen Schutz!