USA Canada Summer 2019
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28. Tag (Baker City - Hermiston)

Veröffentlicht: 29.07.2019

Das Frühstück in meinem tollen Motel entspricht der Liebe zum Detail, die ich schon am Tag vorher ausgemacht habe. Es gibt getoasteten frischen Bagel (keinen aus der Folie), Blaubeeren und Joghurt. Mit Nita, deren Mutter Hualapai-Indianerin ist, führe ich ein amüsantes Gespräch. Sie schmimpft wie ein Rohrspatz über Donald Trump. Es würde mir nicht einfallen, hier eine politische Diskussion von mir aus zu starten, und schon gar nicht, mich über den amerikanischen Präsidenten zu äußern, aber Nita lässt nicht ein gutes Haar an ihm. Und das, obwohl sie sagt, Republikanerin zu sein. Rassist, Chauvinist, Verrückter, kleines Kind - das ist nur eine Auswahl der Worte, die sie über ihn verliert. Ich muss sehr lachen. Die drahtige Frau mit Feuer in den Augen würde ihm gut einschenken. Sie meint zum Abschied, dass sie hofft, dass ich mal wiederkomme. Und ich würde sehr gerne. Baker City ist eines der kleinen Städtchen, mit dem ich nur gute Erfahrungen verbinde.

Ich gebe in mein Navi ein "avoid freeways", und erlebe noch einmal Roadtrip pur. Die ersten Kilometer auf dem Highway 30 führen mich an saftigen Wiesen vorbei, auf denen Hunderte von Rindern friedlich grasen. Dann geht es wieder über die kargere Prairie auf der 237, der 203 und der 82, bevor ich in Elgin auf die 204 abbiege, und mein Weg mich steil nach oben auf 5000 Fuß Höhe in die Blue Mountains führt. Ich fahre an einem Skigebiet vorbei, welches im Sommer verlassen ist und nur Hinweisschilder darauf schließen lassen, dass hier im Winter viel Betrieb ist.

Auf dem Gipfel angekommen, hat man einen sagenhaften Blick über die Wälder von Oregon, die sich hier endlos bis an den Horizont erstrecken. Der Langdon Lake liegt smaragdgrün plötzlich auf der linken Seite, und erstaunlich wenige Menschen sind hier auf dem Wasser. Badende sehe ich überhaupt keine. Als ich den Berg wieder runter fahre, öffnet sich das Land und wechselt sein Angesicht so dramatisch, wie ich es selten erlebt habe. Wo vorher noch endlose Wälder zu sehen waren, erstrecken sich nunmehr ebenso endlose Kornfelder, die die ganze Landschaft in ein warmes Gelb tauchen lassen. Ich biege kurz auf die 11 ab, und fahre dann weiter auf der 334 durch einen kleinen Ort namens Athena, der so klassisch dem entspricht, was man sich unter einem winzigen Nest im amerikanischen Niemandsland vorstellt. Leider hat ein Kaffeeshop ausgerechnet Sonntags nicht geöffnet - ich wäre hätte hier gerne ein wenig länger verweilt.

Weiter geht es an immer noch unendlichen Weizenfeldern vorbei, und ich nehme einen kleinen Umweg und fahre die 335 runter, um wieder auf die 11 zu kommen, und es geht dort Pendleton. Der Ort bietet neben einem gewissen Charme 2 Besonderheiten, die mir auffallen. Ein riesiges Rodeostadion, das alljährlich beim so genannten Round-Up 50.000 Besucher anlockt. Und einen Knast (im amerikanischen Correctional Institution) mit 1600 Insassen, eines von 14 Staatsgefängnissen in Oregon.

Nach Pendleton geht es auf die 395, und das ist die engste Straße, die ich in den USA gefahren bin. Bedingt durch steile Felswände auf der rechten Seite, und einem Flußbett links, ist die gesamte Straße an manchen Stellen so breit wie sonst ein Fahrstreifen auf der Interstate. Den Amerikanern scheint das nicht geheuer zu sein, auf den 30 km Fahrweg begegne ich genau einem Auto.

Hermiston ist nicht der Rede wert, und hat meiner Meinung nach keine besondere Attraktivität. Als letzten Punkt meiner Reise habe ich es nur aus 3 Gründen ausgesucht. Erstens liegt es 3 Autostunden von Portland Airport entfernt, und das ist genau die Strecke, die ich noch fahren wollte. Zweitens ist die Übernachtung in meinem Motel 6, welches ziemlich fürchterlich ist (das Zimmer ist okay, aber die Gänge - schrecklich), sehr günstig, und das macht mir den Abschied dann doch ein wenig leichter. Und drittens liegt in Fußnähe das Shiki Steakhouse and sushi & bar, wo ich meine Henkersmahlzeit einnehme. Eine Kombination aus Sushi und Sashimi und davor einen Tintenfischsalat. Und die Bilder täuschen - es schmeckte noch besser. Damnit. Von wegen leichter Abschied.

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