Veröffentlicht: 12.07.2019
Das Standardfrühstück in einem typischen amerikanischen Hotel ist nicht jedermanns Sache. Besonders "biscuits and gravy", mit der auffällig grauen Farbe der Sauce oder die extra gelb eingefärbten Industrierühreier lassen viele erschaudern. Je nach Qualität des Etablissements sind diese "Köstlichkeiten" aber durchaus annehmbar - und hier im Greenwood Village Inn & Suites sorgt morgens Genevieve dafür, dass dies so ist. Sie ist freundlich, der Gegend zugetan und für sie ist man für den Moment der "favourite guest". Sie kennt das deutsche Wort "Schmutz" und hat schon einige "folks from Germany" gehabt. Morgendlicher Smalltalk ist auch etwas typisch amerikanisch, immer schön banal und nicht in die Tiefe. Ich liebe es.
Da wir heute nur 200 km Fahrt vor uns haben, nehmen wir uns Zeit und besuchen das Charles E. Conrad Mansion Museum vor Ort, ein viktorianisches Herrenhaus seiner Zeit mit 26 Zimmern und unserem Guide Natasha, die uns in einer einstündigen Tour mit nasaler Stimme die Besonderheiten des Hauses erklärt. Sie ist noch Schülerin und liebt dieses Anwesen, seit ihre Oma es ihr mal gezeigt hat. Und tatsächlich ist es interessant, amerikanische Geschichte, die ja nicht so weit zurückreicht, was die Weißen angeht, näher gebracht zu bekommen. Und immerhin hat hier der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt öfters übernachtet, da er ein Freund des Hauses war. Aber: man darf keine Fotos machen und viel lustiger, eine Streunerkatze macht mit uns den Rundgang, die vor 16 Jahren von Tourguides adoptiert wurde, und nun Teil des Vortrages zu sein scheint. Auffällig ist, dass schwarze Amerikaner hier überhaupt nicht präsent sind, weder beim Vortrag, noch bei den Anwesenden oder den Angestellten. Was für ein Unterschied zu den Südstaaten vor 10 Wochen.
Unsere Fahrt führt uns danach am Flathead Lake vorbei, der idyllisch mit dem Flathead Forest im Hintergrund gelegen, zahlreichen Wassersportlern Gelegenheit gibt, ihrem Hobby zu frönen, die in einem der zahlreichen Stateparks campen, die als kleiner Bruder zu den Nationalparks Besucher anlocken. Sie kosten wesentlich weniger Geld (in diesem Fall 6 US$), sind aber auch nicht im Jahresbeitrag für alle NPs enthalten, wenn man denn diesen wie ich letztes Jahr löhnt (damals waren es 80 US$). Aber sie sind oft wesentlich weniger überlaufen und sehr gepflegt, und eignen sich hervorragend, für ein kurzes oder längeres Verweilen. Was fehlt ist ein Cafe, und so sollte man seine Konsumartikel selber mitbringen, deren Verpackung man dann in einem bärengerechten Mülleimer danach entsorgen kann.
Bei Elmo verlassen wir den Highway 93 und biegen rechts auf die 28 ab. Was nun folgt ist ein weiterer Höhepunkt des Roadtrips. Die Weiten Montanas sind einzigartig, und auch hier ist man oft alleine auf der Straße. Die Sonne knallt auf die Prairielandschaft, es ist angenehm warm und bei zahlreichen Stopps können wir unser Glück manchmal nicht fassen, diese Landschaft bewundern zu dürfen. Selbst die riesigen Trucks, die hier zuweilen über die Straße gleiten, sind romantisch anzusehen und symbolisieren die enormen Entfernungen zwischen den kleinen Ortschaften, die sich hier angesiedelt haben.
Bei Plains geht es dann auf den berühmten Montana Highway 200, der mit seinen ingesamt 1136 km der längste seiner Art in den USA ist. Er führt uns durch ein Tal mit höheren und felsigeren Hügeln rechts und links nach Thompson Falls, dem Ziel unserer heutigen Reise. Dort haben wir, etwas außerhalb gelegen, das Riverfront Motel gebucht. Es liegt eingebettet in einem Waldstück, und bietet neben den normalen Standardzimmern, die eher klein sind, auch Log Cabins an, für Reisende, die länger verweilen wollen. Den nahe vorbei fließenden Clark Fork River kann man in 3 Minuten auf einem Trail erreichen und es sich auf einer Schaukel am Fluß gemütlich machen. Trotz der Nähe zur Straße ist es angenehm ruhig, und bei "Big Eddys" in Downtown Thompson Falls kann man den Abend gemütlich bei Draught Beer und leckeren Snacks auf der Terasse mit Flussblick ausklingen lassen.