USA - Der wilde Westen
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Mit der historischen Bahn von Durango nach Silverton

Veröffentlicht: 27.08.2019

23.05. / Montag / Durango-Silverton-Cortez

Um 8.00h schon müssen wir am Bahnhof von Durango sein, der aber nur 150 Meter vom Hotel entfernt ist. Wir haben uns schon von Deutschland aus im besten Wagon des alten Zuges Sitze reserviert und freuen uns auf eine 3,5 stündige Bahnfahrt mit dem historischen Dampfzug nach Silverton.

Durango Bahnhof

Unser Wagon ist aus dem Jahr 1890 und knarzt beachtlich. Die Innenausstattung ist wunderschön, mit alten Lampen und einer kompletten Holzverkleidung. Wir haben zwei Sitzbänke gegenüber und somit reichlich Platz, der gemütlich ist. Die Fenster lassen sich öffnen.  





Wir kriegen kostenlosen Kaffee und Tee. Die Fahrt gehtzunächst über ebenes Land. Die Lok pfeift filmreif an jedem unbeschranktenBahnübergang. Wir tuckern also langsam vor uns hin und der Rhythmus der Gleise und das Knarzen des Holzes bleiben uns erhalten, bis wir auf 2.700 Metern Höhe den Ort Silverton nach 3,5 Stunden erreichen werden. Unsere Wagon-Begleitung, namens Ellie versorgt uns aber nicht nur mit Getränken sondern auch mit Infos zur Strecke und wo die besten Ecken zum Fotografieren sind. Wir sind permanent mit unseren Kameras „bewaffnet“.


Die Strecke wird steiler und neben uns fließt der Animas River bald als wilder Gebirgsfluss über dicke Felsbrocken. Der Name des Flusses kommt vom indianischen Wort Animas, was soviel wie Seele bedeutet. Eine wilde Seele!  Der Fluß verläuft zeitweise tief unter uns in einem Canyon und die schaukelnde Bahn wirkt nicht immer vertrauenserweckend.




Vor uns breiten sich in der Ferne bald auch schneebedeckte Gipfel aus: Die San Juan Mountains, die bis zu 4.500 m hoch sind.

Auf der Plattform am Ende unseres Wagons, der der letzte des Zuges ist kann man zeitweise sitzen. Wir halten uns auch viel auf der Plattform zwischen unserem und dem davor fahrenden Wagon auf und machen Bilder.


Die Lok rußt teilweise heftig und man muß aufpassen, dass man keine Rußflocken ins Auge kriegt, die schwer wieder rauszukriegen sind. Aber auch dafür ist Ellie gerüstet: Mit Augentropfen und anderen Hilfsmitteln.



San Juan Mountains

Zweimal nimmt die Lok Wasser auf und nach 3,5 Stunden erreichen wir auf 2.700 Metern Höhe dann das Städtchen Silverton.

Die Bahnschienen enden mitten im Ort.

Silverton - Schienenende mitten im Ort

Die Gründung des Ortes geht auf - wie könnte es anders sein - Silberfunde zurück. Während anderswo der Goldrausch einsetzte, wurde hier in den 1870er-Jahren vorwiegend Silber gefunden und bereits 1872 hat man den Ort zum Abtransport des Gesteins an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Heute gibt es auch den sog. "Million Dollar Highway", der Silverton mit Durango verbindet. Deswegen kann man auch hier die Bahnfahrt-Sause beenden und mit dem Bus zurück nach Durango fahren. Wir haben uns aber für Hin/Rückfahrt mit der historischen Bahn entschieden.

Die Stadt, die heute nur mehr vom Tourismus lebt, hatte in seinen Hochzeiten alles, was man von einer Western-Stadt erwartet - inkl. einem Rotlichtviertel, dessen Überbleibsel in der Blair Street zu finden sind. Im Shady Lady Saloon hat man noch eine Puppe im 1. Stock hinter das Fenster gestellt - eine der leichten Damen von damals :-) . Lustigerweise hat man diese Sündenmeile 1961 zu einem National Historic Landmark gemacht


Eigentlich gibt es eh nur 3 Straßen hier, wovon eine gepflastert ist. Wie es hier im tiefen Winter ist, mag man sich kaum vorstellen. 

Silverton







Ende des 19. Jahrhunderts, als die Silberfunde hier die Stadt befeuerten, gab es bereits Ärger mit den ansässigen Ute-Indianern, die hier ihre Heimat hatten. Aber wie die Amerikaner so sind, hat man sie nicht dort gelassen und schon gar nicht am Reichtum beteiligt. Gefunden wurden hier neben Silber auch Gold und andere Metalle, wie z.B. Kupfer. Damals lebten hier schon 2.000 Menschen in 400 Häusern. Dazu gehörten 29 Saloons und eben in der Blair Street jede Menge Bordelle.

Die Greene Street hingegen war dann die „Grenze“ zur moralisch-sittsamen Bevölkerung.


Früh übt sich! Vielleicht ist ja ein Nugget dabei?

Das alte Gefängnis in Silverton


Wir trudeln durch die Straßen und erleben in kürzester Zeit wieder typisches Colorado-Wetter: Sonne, Schneegrieseln, Wolken, Sonne. Wir sind froh um Fleece- und Windjacken, denn es pfeift ein guter Wind von den umliegenden Bergen.

Wir setzen uns auf eine Bank und essen unseren Salat von gestern. Nach 2 Stunden in Silverton ist der Aufenthalt vorbei und wir schaukeln in unserem Wagon wieder nach Durango.


Unsere Sitznachbarn, ein junges Pärchen aus Texas, nervt gehörig. Er hat zwischenzeitlich locker 8 Bier intus und redet extrem laut und dauerhaft mit einem anderen Texaner, der uns auch schon alles zweimal erzählt hat.


Ich verziehe mich auf die hintere Plattform und gucke der zurückliegenden Landschaft zu. 



Kurz vor 18.00h erreichen wir wieder Durango. Wir holen unser Auto beim Hotel ab und fahren direkt los, weiter nach Westen, Richtung Cortez. In der Annahme, es sei ein netter Ort (wir haben der Internet-Beschreibung geglaubt) haben wir hier 2 Nächte reserviert.

Wie es sich zeigt, sind wir zwar nur eine Stunde von Mesa Verde entfernt, aber dafür Lichtjahre von einem netten Ort. Cortez besteht aus dem Highway 160 und einer Reihe von Hotels, Motels und einfachen Restaurants sowie Fast Food-Ketten. Einen Ortskern oder etwas, was man dafür halten könnte, gibt es nicht. Nach Alamosa vor zwei Tagen ist dies der zweite Ort, in dem man „Spiel mir das Lied vom Tod“ nachspielen könnte.

Ich ändere unsere Reservierung auf 1 Nacht ab und wir verschieben unsere zwei Nächte in Mexican Hat (Monument Valley) um einen Tag nach vorn, was auch problemlos geht.

Das Abendessen erfolgt im Denny’s gegenüber. Wir sind früh im Bett, denn morgen geht der Wecker um 5.45h.

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