USA - Der wilde Westen
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Ein Tag im Yellowstone National Park

Veröffentlicht: 02.09.2019

07.06. / Dienstag / Gardiner – Yellowstone National Park – Gardiner

OK, der Wecker hat brav um 5.00 Uhr geklingelt und ich bin brav sofort aus dem Bett gestolpert, um durch fast geschlossene Augen das Wetter zu erkennen – alles komplett duster! Wetter nicht erkennbar. Es ist keine gute Vorstellung, jetzt aufzustehen und nicht zu wissen, ob es sich lohnt. Der Himmel sieht definitiv nicht klar aus und wir sind nach 5 Minuten wieder im Tiefschlaf.

Ich stehe um 8.00h auf, nachdem ich schon eine halbe Stunde den düsteren, wolkigen Himmel und den Regen beobachtet habe…Wir frühstücken entsprechend gemütlich im Hotel und freuen uns über die Abwechslung: Es gibt Rosinenbrot! Endlich mal was anderes, als die ewig gleichen English Muffins oder Bagels mit Philadelphia bzw. der immer gleichen Marmelade aus den Mini-Plastik-Päckchen in den Standard-Geschmacksrichtungen Erdbeer oder in der Sorte "nicht-identifizierbar-aber-zuckersüß". Gut ist zudem, dass heute Butter in Portionspackungen vorhanden ist und keine Plastik-Quetschflasche mit flüssiger Mais-Margarine, die eklig rumglitscht.

Um 10.00h fahren wir aber tapfer los. Heute abend sind wir ja wieder in Gardiner, im anderen Hotel 200 m weiter die Straße hoch. Da wir dort ja jetzt nicht einchecken können, haben wir also wie üblich unser ganzes Gepäck im Auto. Macht nix, das ist ja normalerweise immer so.

Der Yellowstone National Park ist der älteste National Park der USA. 1872 zu einem Nationalpark erklärt, bietet er heute eine außergewöhnliche Gegend mit Thermalquellen, Geysiren, Bergen und Wald. Mit 300 Geysiren und etwa 10.000 thermal-aktiven Stellen - also mud pools und Fumarolen etc. ist der Yellowstone weltweit das viertgrößte Gebiet dieser Art (nach Island, Kamtschatka und Neuseeland).


1988 war ein sehr heißer Sommer, der die verheerendsten Waldbrände der Parkgeschichte nach sich zog und 36% des Parks brannten nieder. Davon sieht man auch heute noch vielfach Nachwirkungen in Form von toten Baum-Gerippen, die man der Natur zur Regenerierung hier teilweise überlassen hat.


Die phantastischen Schauspiele, die wir heute überall sehen werden, basieren auf einer sehr dünnen Erdkruste von stellenweise nur drei Kilometern, unter der vulkanische Aktivitäten in der stets unruhigen „Unterwelt“ das Gestein erhitzen. Eindringendes Regenwasser und Schmelzwasser werden erwärmt und wieder nach oben gepresst.

Es gibt Geysire, die kleine oder große Wasserfontänen ausspucken, heiße Quellen sprucken Wasser nur in ihre unmittelbare Umgebung, ohne Fontänen abzusondern. Die verschiedenen Mineralien und kleine Algen im Wasser bringen tolle Färbungen rund um die Austrittsstellen.

Fumarolen fehlt ausreichend Flüssigkeit und deswegen stoßen sie statt Wasser nur heißen Dampf aus , manchmal mit weniger wohlriechenden Schwefelschwaden. Auch den mud pots, fehlt Flüssigkeit, so dass aus deren Öffnungen nur dickflüssiger Matsch quillt, manchmal farbig – dann ist es ein paint pot (Farbtopf).

Da der Yellowstone ebenfalls eine Vulkan-Caldera ist, ist es nicht verwunderlich, dass fast alle dieser geothermalen Dinge hier in dem mittleren Parkteil versammelt sind. Wir sind etwa 2.300m hoch. Dieses Plateau entstand vor ca. 600.000 Jahren, als der Krater eines Vulkans einstürzte. Die Berge rund herum sind wohl tw. noch "Reste" dieses Vulkans.

Die Temperatur von 49°F (9°C) und konstanter Regen ist keine tolle Sache, hilft aber nix. Wir fahren die fünf Meilen nach Mammoth Springs in Wyoming. Wie der Name vermuten läßt, gibt es hier heiße Quellen, die auf großen mehrstöckigen Terrassen vor sich hin dampfen.




Das Wasser - etwa 1.900 Liter pro Stunde kommt hier aus dem Boden -  ist ca. 70°C heiß - also nichts zum Baden. Es entstammt den Bergen, wird aber unterirdisch durch vulkanische Aktivitäten erwärmt und an die Erdoberfläche gepresst. Leider oft mit Gasen, die sehr schwefelhaltig sind und entsprechend eklig riechen. 

Durch den hohen Anteil an Kalk und Mineralien entstanden hier Terrassen, die unterschiedlich schnell wachsen. Das wiederum hängt an der Fließrichtung und auch an der Bewegung im Wasser (Turbulenzen). In den Pfützen und kleinen Becken haben sich Algen und Bakterien angesiedelt und je nach Wassertemperatur sind die Ablagerungen hier weiß, blau, grün, orange, rot oder auch braun und gelb. Die Farben ändern sich von Jahr zu Jahr, denn durch die stetig neuen Ablagerungen ändert sich die Fließrichtung des Wassers und damit auch die Temperatur auf den Bakterien und Algen und - zack - ist die Farbe anders.

Die Besucher werden auf Holzstegwegen durch die Terrassen geführt, da der Boden nicht überall betretbar ist und einem vermutlich auch die Plastiksohlen schmelzen.

Wir fahren weiter und sehen immer mehr dieser Geysir-Felder. Es qualmt links der Straße, rechts der Straße, da hinten im Wald und am Horizont sieht es aus, als ob der ganze Wald dampft. Wir erreichen Norris am Norris Geysir Basin und laufen ebenfalls auf einem Holzsteg über ein Areal von kleinen Geysiren, blubbernden Löchern und unterschiedlich farbigen heißen Quellen. 




Der hier zu sehende Steamboat-Geysir ist der größte aktive Geysir der Welt. Hier ist es besonders heiß. Denn in dem Norris Geysir Basin kreuzen einige größere Verwerfungen mit einer der Stellen, die bei dem Vulkaneinsturz vor 600.000 Jahren entstanden. Hier zirkuliert extrem heißes Wasser unter der Erde und deswegen ist auch der Geysir so heiß und aktiv. Das Wasser hier ist überwiegend sauer (im Rest des Yellowstone basisch). Bei saurem Wasser können andere Bakterien leben, als in basischem Wasser - deswegen ist die Färbung an den heißen Quellen des Norris-Geysir-Becken anders, als an den anderen Quellen im Yellowstone. Wir sehen keinen Ausbruch des Steamboat-Geysir. Vielleicht ist es ihm auch zu nass?




Leider regnet es sehr und wir sind nass wie die Pudel, als wir von dem Rundweg wieder in der Ranger Station ankommen. Frierend laufen wir durch Pfützen und über Schneereste zum Auto.


An anderen Stellen sehen wir rote blubbernde Löcher und viele abgestorbene Bäume. Aber Bisons scheinen hier überall zu grasen, egal wie sauer der Boden, das Gras oder die Bäume sind. Außerdem ist der Boden scheinbar sehr heiß und fragil, so dass man einbrechen könnte. Wer weiß, wie viele Bisons hier schon heiß gebadet haben?!










Um 14.30h – das sei hier denkwürdig erwähnt – hat es aufgehört zu regnen! Wir sind kurz vor 15.00h am Old Faithful, der netterweise um 8 Minuten nach 15.00h einen seiner regelmäßigen Ausbrüche zum Besten gibt. Menschen über Menschen sitzen hier schon und erwarten das Spektakel. 



Muß ich erwähnen, dass es kurz nach 15.00h anfängt zu nieseln? Vielleicht ist dem alten Herrn auch zu ungemütlich, jedenfalls finde ich ihn nicht sehr beeindruckend. Ich hatte eine riesig hohe Fontäne erwartet, mag sein, dass ich die Spitze im Dunst schon nicht mehr erkennen konnte…Die Fontäne soll zwischen 30 und 55 Metern hoch sein. Mag sein. Ich kann das kaum schätzen.


Old Faithful

Das Berühmte am Old Faithful ist eben seine Verlässlichkeit (Ausbruch ca. 91 Minuten), nicht seine Größe (das macht ihn ja schon irgendwie menschlich!). In den letzten 100 Jahren ist er zwischen 15 und 23 Mal am Tag ausgebrochen. Darüber führt man seit den 1870er Jahren akribisch Buch. Allerdings ist er in der damaligen Zeit noch etwa alle Stunde ausgebrochen - also deutlich häufiger als heute. Man vermutet den Grund für diese verlängerten Intervalle nicht nur aufgrund mehrerer Erdbeben sondern auch auf Grund zunehmender Trockenheit. In den 1980er Jahren hat man einige Messungen im Schlot durchgeführt. Damals ermittelte man Temperaturen von 118 bis maximal 129°C in ca. 22m Tiefe. 

Trotz aller Änderungen - ist der Old Faithful der einzige Geysir der Welt, den man so genau voraussagen kann. Wir gehen nach einigen Fotos vor grauem Himmel in die Cafeteria und finden zwei riesige Sessel vor einer sicher acht Meter hohen Fensterfront mit Blick auf den nur noch qualmenden Old Faithful. Nach Kaffee, heißer Suppe bzw. Sandwich fahren wir um 16.00h weiter.

Es regnet wieder so heftig, dass wir den See neben uns nicht mal mehr fotografieren können. Wir fahren eigentlich seit heute morgen durch Waldgebiete mit viel Schnee und der Yellowstone Lake ist zu großen Teilen noch mit Eis bedeckt. Der See ist 20 Meilen lang und 14 Meilen breit. Er ist der größte Bergsee Nordamerikas und liegt auf knapp 2.400 Metern Höhe. Wenngleich der See im Winter zufriert und einer der kältesten Seen Amerikas ist, füllt er sich durch den Zufluß des Yellowstrome River langsam mit warmem Wasser aus der Caldera dieses Kraters auf dem wir die ganze Zeit schon fahren. Am Westufer gibt es heiße unterirdische Quellen. Der See wird nie wärmer als 16°C, im Winter aber auch am Boden nicht kälter als 5,5°C. Er ist zwischen 43 und 122 Metern tief. Ganz schön!



Wir halten kurz an der Fishing Bridge, eine Brücke über den Yellowstone River, wo früher Angler Yellowstone-Cutthroat-Forellen gefangen haben. Heute ist das den Menschen untersagt, weil die Tiere mittlerweile vom Aussterben bedroht sind, nur Grizzlies dürfen das noch. Aber die sind auch am 7.6.2011 nicht wirklich anwesend, da hier satter Eisgang herrscht und trotzdem einige Besucher rumstehen.


Das Wetter ist anhaltend mies, als wir das Hayden Valley erreichen, eines der zwei Täler im Park, mit guten Chancen Grizzlies zu sehen. Und tatsächlich sehen wir ein Grizzly-Weibchen mit zwei Jungen. Sehr weit weg, aber nett anzusehen. Sofort ist auf der Straße Stau und Auto reiht sich an Auto, als alle in den Regen springen, durch Schnee auf einen matschigen Hügel hasten, um erstmal – nix zu sehen. 


Aber ein wenig zu warten lohnt, da die Grizzly-Dame sich im Gestrüpp vorwärts bewegt und man sie dann doch noch gut erkennen kann. Das Licht ist grau und so sind Fotos nur mit unserem „Stockstativ“ (s. Monument Valley) möglich und dennoch nicht gut. Lang schon haben wir unter 40°F (unter 4°C) und die Glatteis-Warnlampe im Auto geht gar nicht mehr aus. Als niedrigste Temperatur während des Nachmittags erreichen wir 36°F (2°C), wir sind von der Grizzly-Beobachtung wieder mal naß und durchgefroren, die Scheiben beschlagen, daß wir kurze Zeit später erstmal anhalten müssen, weil wir gar nichts mehr sehen. War es gestern (in Worten: GESTERN) noch 30°C???


Nur 500 Meter weiter der nächste Pulk Autos und wieder hat jemand einen Grizzly gesehen. Wir hätten ihn mit bloßem Auge nicht erkannt, dürfen wieder durchs’s Fernglas von irgendwem sehen und staunen darüber, wie Leute solche Krümel in einem Kilometer Entfernung überhaupt entdecken.

Das nächste Highlight ist Artist Point und der Grand Canyon of the Yellowstone. Der Canyon ist rund 300 Meter tief und wunderbar farbig, was bei diesem Mist-Wetter nicht so richtig rauskommt. 





Der höhere der zwei Wasserfälle ist wirklich höher als die Niagara-Fälle. Eigentlich ein traumhafter Platz, aber das Wetter ist mies, so dass wir wieder weiterfahren.




Wir sehen noch etliche Hirsche, leider aber nicht nochmals einen solchen Storchenvogel, den wir heute morgen auf der anderen Seite einer kleinen Schlucht entdeckt haben, dafür aber einen Blaureiher und jede Menge Kanadagänse. Bisons stehen überall rum. Kurz vor Mammoth Hot Springs fallen uns Bäume auf, die eindeutig Biberspuren aufweisen und quer über den Fluß gefallen sind, bzw. gefällt wurden. 



Woanders hatten wir heute schon deutliche Bärenspuren an einem Baumstamm gesehen. Bären brechen gerne am Boden liegende Stämme auf, um die hinter der Rinde hausenden Käfer zu futtern.


Wir trudeln kurz nach 20.00h in unserem (neuen) Hotel ein, gehen rasch noch eine extrem leckere Pizza 50 Meter die Straße runter, essen und fallen ins Bett. Die Wetteraussichten für die nächsten Tage sind identisch zu heute. Na bravo! Also werden wir morgen auch mal eher nicht um 5.00h aufstehen und uns wieder mit allen Klamotten bewaffnen, die wir so haben.

 Gardiner und das Eingangstor zum Yellowstone (links)


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