USA 2022 - The Great Comeback
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23. Tag - 05.03.2022

Veröffentlicht: 06.03.2022

Als ich aus meinem schönen Motel auschecke, mache ich Katherine an der Rezeption ein Kompliment für das tolle Zimmer. Sie freut sich sehr. Und sie erzählt, dass sie schon ein paarmal in Deutschland war. Berlin, Nürnberg und München gehörten zu ihren Zielen. Und wie gut es ihr gefallen hätte. Und vor allem, dass alle englisch sprechen könnten. Ich sage ihr, dass das an den tollen Englischlehrern liegt. Und ich wäre einer. Sie lacht. Ich hoffe mal sie lacht mich nicht aus.

In bester Stimmung fahre ich wieder auf die Interstate 40 Richtung Westen, die hier geradezu atemberaubende Ausblicke gibt. An einer Stelle sieht man den Horizont und die Autobahn nach einer Kuhle von bestimmt 30 Kilometern. Ich mache ein Bild durch die Windschutzscheibe, aber das ist natürlich keinesfalls dem Anblick würdig. In Grants verlasse ich die 40 und steuere zunächst das El Malpais National Monument an, eine Landschaft, die durch Vulkanstein geprägt wurde. Angesichts der Ausdehnung beschließe ich aber, nicht alle Punkte anzufahren, sondern fahre nach einer Stunde auf der 53 Richtung El Morro National Monument. 

Auf der Strecke werden die größeren Büsche immer mehr durch Bäume ersetzt, die auf den zum Teil noch schneebedeckten Graslandschaften wachsen. Die Straße meandert sich durch diese großartige Natur und immer größeren Sandsteinfelsen werden erkennbar. Schließlich erreiche ich nach einer Stunde El Morro, eine faszinierende Sandstein Felswand, in der sich über 2000 Menschen aus den verschiedensten Epochen durch Gravierungen verewigt haben.

Im visitor Center werde ich von Ranger John Kuehnert begrüßt, der mir erzählt, dass er eine Weile in Stuttgart gewohnt hat. Ich sage ihm, dass das meine Geburtsstadt ist, und frage ihn, ob er seit dem mal wieder Spätzle gegessen hätte. Er lacht und verneint. 25 Jahre schon nicht mehr. Ich bekomme von ihm einen Führer für einen Trail, der zu dieser Felswand führt und wieder zurück zum Centre. 

Der Weg ist eine Reise in die Vergangenheit. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts haben sich Menschen dort in den Felsen verewigt und zeugen von der Kolonisation dieser Region. Da ich fast immer alleine unterwegs bin, ist es auch unglaublich friedlich und still hier. Nicht einmal Vögel hört man. Es ist ergreifend die Geschichten der Menschen zu lesen, die schon hier waren. Auf einer Bank sitzend denke ich über meine Reise nach, nicht nur die hier in Amerika sondern die in den letzten Jahren. Ich glaube mein Vater hätte diesen Ort geliebt. Rundum ist nur Natur, und die Ausblicke sind weitläufig und grandios. So verweile ich über eine Stunde auf dieser Bank und Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich denke an meine Mutter, die meine Berichte liest und an die Menschen daheim, die sich alle vor dem Krieg fürchten. Ich wünschte, Menschen würden Orte wie diesen in ihrem Herzen finden.

Zurück im Visitor Centre verabschiede ich mich von John und danke ihm für seinen Dienst hier. Es kostet nicht einmal Eintritt. Dieser Platz hier ist für alle frei. Eine Schrift auf einer Tafel hier lautet: „When all the rest of the Southwest has fallen to Progress, I pray that El Morro will stand inviolate as a sanctuary for those who seek peace and quiet on a clean earth. Lawrence Clark Powell, 1973“. Ruhe und Frieden. Wie wahr.

Eigentlich will ich noch eine größere Runde fahren, aber ich denke für mich, das es für heute reicht. Manchmal muss man aufhören zu suchen. Manchmal hat man einfach gefunden was man gesucht hat. Und morgen ist wieder ein neuer Tag. Und so fahre ich in mein Motel in Gallup, New Mexico, und bin heute glücklich und ein wenig traurig zugleich. 



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