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Flucht nach vorn!

Veröffentlicht: 03.08.2017

Nach einer erstaunlich geruhsamen Nacht in der Partymetropole Montenegros (Dubrava) wollten wir eigentlich nur eines... ganz schnell weg. Daher entschieden wir, den Wecker auf 7:30 Uhr zu stellen. Da Dani mir verboten hatte, die Klimaanlage anzuschalten, war ich aufgrund der tropischen Hitze in unserem Zimmer sogar schon um 6 Uhr wach und konnte es kaum erwarten, die Flucht nach vorn anzutreten. 

Nachdem wir noch einmal den Luxus einer eigenen Dusche genossen hatten, packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf zur Rezeption, um auszuchecken. Diese war aber zu unserem Erstaunen nicht besetzt. Kein Mensch weit und breit. Nachdem wir so ziemlich an jede Tür geklopft hatten, entschieden wir uns die Zeit mit einem Frühstück zu füllen. Wir holten das am Tag zuvor auf der Partymeile gekaufte Obst und den Joghurt aus dem Bus und machten es uns noch einmal in unserem Hotelzimmer bequem.

Eine halbe Stunde später wagten wir einen neuen Versuch und wurden wieder enttäuscht. Keine Chance auszuchecken. Unter normalen Umständen hätte ich die Schlüssel einfach auf den Tresen gelegt. Dummerweise hatte die Dame beim Einchecken unsere Ausweise einkassiert, da wir mal wieder blank waren und das Hotel über so etwas hochmodernes wie ein EC Gerät nicht verfügte.

Langsam wurden wir nervös und so beschlossen wir im Hotel anzurufen, dabei sollten man wissen, dass wir keine 10cm vom Telefon entfernt standen. Nach kurzer Zeit erschien die nette Dame, die uns am Abend zuvor so freundlich empfangen hatte und schaute uns völlig entgeistert an. " You want to leave? WHY? You cant leave without breakfast." Sie hatte uns schnell überzeugt. Ohne Frühstück keine Pässe! :) Also wir ab aufs Dach und da war es: Das wohl tollste und abwechslungsreichste Frühstück, was man sich nur vorstellen konnte. Es gab wirklich ALLES!!! Das Problem, wir hatten schon gefrühstückt. Also jeder brav einen Anstandshappen und nen leckeren Kaffee mit Meerblick reingewürgt und ab auf die Straße in Richtung Albanien. 

Nachdem der Bulli die extrem steile und holprige Passstraße geschafft hatte, standen wir nun vor der Grenze, und das eine ganze Weile. Was hatten wir nicht alles im Vorfeld gehört! (Drogenhunde, Schmiergeldforderungen, usw.) Wir machten uns also auf alles gefasst. Philipp wurde immer nervöser und wollte schon den ganzen Bulli umbauen ("Dani! Reiß den Sonnenschutz ab! Gleich kommen die Hunde!!!") und Dani betrieb ihr allseits bewährtes Fluchtlesen, als der Zöllner uns einmal ernst in die Gesichter guckte, um uns dann freundlich durch zu winken. Na toll. Irgendwie enttäuschend. Zu allen anderen kam der lustige Drogenlabradudel und die Bosnier vor uns bekamen das volle Programm mit Kofferraum durchsuchen und allem drum und dran. Kurz überlegten wir, dass wir bei unseren Unschuldsgesichtern einen Riesen Schmuggelring aufziehen könnten, verwarfen die Idee jedoch schnell wieder aufgrund Danis familiär bedingter Befangenheit (Hallo Papa! Nicht aufregen, wir schmuggeln bestimmt nichts!).

Außerdem hatten wir schnell andere Sorgen. Auf den ersten Kilometern auf albanischem Grund wurde schon klar, hier ticken die Uhren ein wenig anders. Die Leute wirkten plötzlich sehr viel ärmlicher, die Landschaft irgendwie schmuddeliger und an der ersten Kreuzung wurden wir schon von Kindern und Frauen mit Kindern und einem Man im Rollstuhl angebettelt. Hm. Da wurde einem schon ein wenig anders und plötzlich kam man sich in seinem VW Camper irgendwie ekelhaft privilegiert vor. Das einzig Gute: Hier trafen wir sicherlich keine chinesische Reisegruppe, die uns verfolgte. 

Doch der etwas traurige erste Eindruck dieses Landes sollte schon bald vergessen sein, denn in Philipp begann ein ganz anderer Gedanke zu rumoren. Schon bald war uns aufgefallen, dass in diesem Land offenbar wenige Leute viel Geld hatten, jedoch fast jeder ein dickes Auto fuhr. Dani tippte auf ReImporte, sehr stolz darauf, über dieses autotechnische Fachwissen zu verfügen. Philipps Idee hierzu sah ein wenig anders aus, aber Vorurteile sollen in diesem Beitrag weder geschürt, noch verstärkt werden. 

Jedenfalls roch Philipp (mal wieder) das Geschäft seines Lebens. In einem abrupten Bremsmanöver steuerte er den nächsten Straßenverkäufer an, sodass Dani völlig verwirrt von ihrem Buch hochschreckte. Man sah wilde Gesten, man hörte es am Wagen hämmern, noch wildere Gesten und als Philipp quietschvergnügt wieder einstieg, war er um 20 Euro ärmer, der Bulli dafür um 4 "very new" und "all original" Felgen reicher. Also, an dieser Stelle möchte ich anmerken: Sollte jemandem von euch vor kurzem unter mysteriösen Umständen die Felgen abhanden gekommen sein, wir übernehmen hierfür keinerlei Verantwortung und wir geben sie auch nicht zurück. Sorry. 

Von da an ging es mit der Laune bergauf und tatsächlich zeigte sich auch schon bald Albanien von seiner Sahneseite: Lange, seltsam rötlich gefärbte Bergketten reihten sich aneinander, in den Tälern teils weiße ausgetrocknete Flussbetten mit schwarzen Pünktchen, die sich als Schafsherden herausstellten, dann wieder türkisfarbene Flüsse, an deren Ufern weiße Baumskelette mit Efeu und anderem Klettergewächs überwuchert wurden, seltsam einsame Dörfchen, an deren Straßenrändern ältere Herren Maiskolben grillten, kurz um: Es war plötzlich alles irgendwie wunderschön und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Und auch hier waren die Menschen wieder so humorvoll und freundlich, dass wir uns wieder einmal pudelwohl fühlten.

Trotzdem freuten wir uns wie Bolle, als wir endlich die griechische Grenze passierten, es fühlte sich ein wenig an wie nach Hause kommen.

Der Campingplatz, den wir ansteuerten, überzeugte auch sofort. Nahe einem niedlichen, typisch griechischem Örtchen, liegt dieser entlang eines Hanges, sehr grün, sehr schattig und mit eigenem Strand, der von unserem Stellplatz etwa drei Schritte entfernt liegt.

Hier entspannen wir gerade, essen sehr gut (beste griechische Küche mit Auberginensalat, Gemüse vom Grill, krossem Hähnchen und liebevoll angerichtetem Salat), Dani sammelt fleißig Steine, Philipp regt sich darüber auf, wir planschen im Türkisblauen Meer und es geht uns richtig gut. Hellas! Bis morgen.


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