Veröffentlicht: 29.07.2019
Wir werden schon vor dem Frühstück richtig wach, weil Jonna eine Kakerlake an einer unserer Kulturtaschen entdeckt - hatten ja auch lange genug Glück gehabt. Wir verlieren sie kurz aus den Augen (kein schönes Gefühl) und entdecken sie dann in der Badezimmerpflanze wieder. Weil wir beide, lächerliche Weise, unseren Ekel nicht unter Kontrolle bekommen, sagen wir einem Mitarbeiter des Homestays Bescheid, der den Besucher, samt Pflanze, für uns aus dem Zimmer trägt. Nun kann in Ruhe gefrühstückt werden.
Ziemlich unspektakulär wiederholen wir den Strandbesuch des gestrigen Tages. Es ist gleich viel los und die Wellen sind genau so stark wie gestern. Einziger Unterschied ist, dass wir heute sogar die Gelegenheit bekommen, nur wenige Meter von den Schildkröten entfernt zu schwimmen und sie so aus nächster Nähe beobachten. Wir (und vor allem ich) verbringen mehr Zeit im Wasser als am Strand, was uns schnell ziemlich Müde macht.
Deshalb gehen wir gegen späten Nachmittag zurück, ziehen uns kurz um und machen uns auf die Suche nach etwas zu Essen - heute wieder bodenständig. Erneut fällt unsere Wahl auf ein einheimisches Warung, wo wir uns Hähnchen mit Reis bestellen und dabei leider auf die Frage "Pedas?" mit "Yes" antworten - "Pedas" heißt so viel wie "würzig" und "würzig" bedeutet in diesem Fall "in Soße verwandelte Hölle". Jonna kann nur den Reis und das Hähnchen essen. Ich kann meinen stolz nicht herunterschlucken und essen die Soße mit. Durch die laufende Nase verliere ich während des Essens ungefähr einen Liter Flüssigkeit und meine Augen sind so rot, dass ich Angst habe, vom nächsten Polizisten wegen Marihuana-Konsums eingebuchtet zu werden. Als siegreicher und dann doch irgendwie gescheiterter Mann sitze ich weinend vor meinem leeren Teller.
Dazu kommt, dass wir leider nicht wirklich satt geworden sind und so besuchen wir keine 200 Meter weiter ein kleines Bistro am Strand - nochmal gebratene Nudeln hinterher.
Zurück im Zimmer empfängt uns im Bad eine weitere Küchenschabe. Diese ist deutlich agiler und lebhafter als ihr Vorgänger, weswegen ich mich prompt mit eine meiner Sandalen bewaffne, Jonna holt in der Zeit wieder "Verstärkung" von der Betreiberin des Hostels. Diese eilt mit Besen und Kehrblech zur Rettung. Aus dem Bad hört man zwei schnelle Schläge mit dem Besen. Danach trägt die Frau die erlegte Bestie aus dem Zimmer. Wir brauchen wohl nicht zu erklären, wie unangenehm die Situation für uns ist - zwei erwachsene, penible Touris, die vollkommen ratlos vor einem kleinen Insekt stehen.
Wir versuchen die Peinlichkeit zu vergessen und legen uns zu Bett.
- Alex